Verkehr Mit neuer Anlage gegen Graffiti

Köln · In Nippes werden Farbrückstände auf S-Bahnen mit einem speziellen Reinigungsgel umweltfreundlich entfernt.

 Die mit der Reinigung betrauten Mitarbeiter sind für die Aufgabe speziell geschult und tragen Arbeitsschutzkleidung.

Die mit der Reinigung betrauten Mitarbeiter sind für die Aufgabe speziell geschult und tragen Arbeitsschutzkleidung.

Foto: DB

Um die Kölner S-Bahnen in Zukunft effektiver und umweltschonender von Graffiti-Schmierereien befreien zu können, hat DB Regio NRW in Nippes eine moderne Graffiti-Entfernungsanlage errichtet. In den Bau investierte das Unternehmen insgesamt 750 000 Euro. Seitdem die Anlage im Mai an den Start ging, hat das Reinigungsteam bereits Graffiti in einer Größe von 5000 Quadratmetern von den Zügen entfernt. "Die Sprayer benutzen Graffiti-Farben, die nicht nur den Fahrzeuglack angreifen, sondern auch die Umwelt belasten", sagt Jürgen Ewald, Leiter Flottenmanagement bei DB Regio NRW in Köln. "Unsere neue Anlage verfügt über ein spezielles Filtersystem und eine Abwasserbehandlung, um die Farbrückstände und Reinigungsmittel für eine umweltverträgliche Entsorgung aufzubereiten. Auf diese Weise halten wir die Umweltbelastung so gering wie möglich."

Das Problem mit den Graffiti-Sprays: Sie sind in der Regel sehr schwer abbaubar und lassen sich zudem nur chemisch entfernen. Daher gibt es für die Beseitigung solcher Verschmutzungen besondere Umwelt- und Gesundheitsvorschriften. Die mit der Reinigung betrauten Mitarbeiter werden für ihren Einsatz speziell geschult. Um sie vor belastenden Substanzen zu schützen, müssen sie Arbeitsschutzkleidung tragen. Zudem ist die Graffiti-Entfernungsanlage optimal belüftet. Damit genügend Frischluft strömt, wurde die Bauweise offen gestaltet. Ein weiterer Vorteil: Eine energieintensive Ventilation ist somit nicht notwendig.

Für die Reinigung bleibt nicht viel Zeit, denn in den ersten 24 Stunden lassen sich die Graffiti-Lacke am besten entfernen. Dann haben sich die in den Sprays enthaltenen Lösungsmittel noch nicht auf dem Untergrund festgesetzt. Auf die betroffenen Stellen wird zunächst ein spezielles Reinigungs-Gel aufgetragen, das einige Minuten einwirken muss. Danach wird die sogenannte Schmutzflotte - die Mischung aus Lackresten und Reinigungsmitteln - mit Wasser abgespült. Das Gemisch fließt in eine festinstallierte Rinne. Von dort wird es automatisch in eine Filteranlage weitergeleitet. Hier werden die groben Farbbestandteile mithilfe eines Papierfilters vom Wasser getrennt. Das Filtrat wird der Abwasserbehandlung der Außenreinigungsanlage zugeführt und dort aufbereitet. Erst dann ist das Schmutzwasser derart gesäubert, dass es in den städtischen Schmutzwasserkanal eingeleitet werden kann.

Um eine kosten- und zeitintensive Graffitientfernung möglichst im Voraus zu vermeiden, sind die Fahrzeuge der S-Bahn Köln vorsorglich mit einer unsichtbaren Beschichtung aus sogenanntem Tutoprom versehen. Neufahrzeuge werden seitens des Fahrzeugherstellers mit verbesserten Oberflächenbeschichtungen ausgeliefert. Diese Schutzschicht wirkt abweisend auf Graffiti-Farben, die sich nicht mehr in den Fahrzeuglack einbrennen können. So lassen sich die aufgesprühten Schmierereien leichter und umweltfreundlicher mit üblichen Reinigungsmitteln abwaschen. Jährlich müssen rund 100.000 Quadratmeter Graffiti von den Zügen der DB Regio NRW entfernt werden. Kostenpunkt allein für die Reinigung: fast zwei Millionen Euro. Doch nicht nur der Personaleinsatz und die Reinigungsmittel verursachen Kosten. Hinzu kommen auch die Ausfallzeiten der betroffenen Züge, der Rangieraufwand und mitunter Ersatzteile und Neulackierungen, wenn der Fahrzeuglack nach mehrfachen Graffiti-Schäden nicht mehr zu retten ist. Jährliche Kosten: noch einmal rund drei Millionen Euro. Das ist nicht nur ein wirtschaftlicher Verlust, sondern auch ein Ärgernis für die Fahrgäste.

Justine Holzwarth

(RP)
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