Kölner Silvesternacht Hannelore Kraft bedauert späte Entschuldigung

Düsseldorf · Im Untersuchungsausschuss zur Silvesternacht hat Regierungssprecher Breustedt einen Fehler der NRW-Ministerpräsidentin eingeräumt. An diesem Freitag hat Hannelore Kraft (SPD) selbst Gelegenheit, Stellung zu nehmen.

 Hannelore Kraft wird an diesem Freitag zu den Übergriffen der Kölner Silvesternacht befragt.

Hannelore Kraft wird an diesem Freitag zu den Übergriffen der Kölner Silvesternacht befragt.

Foto: dpa, hjb rho fg

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft bedauert nach Angaben ihres Regierungssprechers, sich erst etliche Tage nach den Silvester-Übergriffen im Rahmen einer Talkshow bei den vielen Opfern entschuldigt zu haben. Im Untersuchungsausschuss des Düsseldorfer Landtags hielt Piraten-Obfrau Simone Brand Krafts Sprecher Thomas Breustedt vor, die Landesmutter und "Kümmerin" habe sich erst am 11. Januar und in einer TV-Runde für das Leid bei den Frauen entschuldigt. "Das war ein Fehler", räumte der Regierungssprecher am Donnerstag ein. Kraft bedauere das im Nachhinein. An inhaltlicher Klarheit habe es aber nicht gefehlt. Kraft selbst wird an diesem Freitag befragt.

Breustedt wies Vorwürfe zurück, nach den Vorkommnissen der Schreckensnacht zu spät reagiert zu haben. Eine interne Polizei-WE-Meldung (Wichtiges Ereignis) vom Neujahrstag über elf Übergriffe und eine Vergewaltigung habe er gelesen. Die Dimension der Vorfälle habe sich darin aber noch nicht abgezeichnet. Auch in der Medien-Berichterstattung sei das bis zum 3. Januar so nicht thematisiert gewesen. Es habe zudem keine Journalisten-Anfragen bei ihm gegeben.

Erst Zeitungsberichte am 4. Januar hätten andere Fakten gebracht und auch einen aus dem Ruder gelaufenen Einsatz geschildert, sagte Breustedt als Zeuge. Daraufhin habe er mit dem Innenministerium und Kraft telefoniert und das Vorgehen abgestimmt. Innenminister Ralf Jäger (SPD) habe sich noch am 4. Januar öffentlich geäußert, Kraft habe einen Tag später ein Statement gegeben. CDU und FDP hielten Breustedt vor, nach seinen Aussagen habe er Dinge in den ersten Tagen nicht mitbekommen, die anderen vor allem über soziale Netzwerke schon bekannt gewesen seien.

Breustedt blieb dabei: Dass die Vorfälle eine politische Dimension haben, man es mit einem "neuen Gewaltphänomen verbunden möglicherweise mit Flüchtlingen" zu tun habe, sei erst am 4. Januar deutlich geworden. Klare Linie sei gewesen, "offen und transparent zu kommunizieren", auch mit Blick auf die Herkunft der Verdächtigen.

Hunderte Frauen waren an Silvester rund um den Kölner Hauptbahnhof Opfer von Männergruppen geworden, die sie ausgeraubt und sexuell bedrängt hatten. Mehr als die Hälfte der Beschuldigten stammt aus Algerien oder Marokko

(gol/dpa)
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