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Aussichtsreiche Kandidaten Wer Kardinal Meisner in Köln beerben könnte

Köln/Rom · Im Erzbistum hat die Suche nach einem neuen Erzbischof begonnen. Das Verfahren dauert, und die Liste der Kandidaten ist lang.

Kardinal Meisner: Acht mögliche Kandidaten für die Nachfolge
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Kardinal Meisner: Acht mögliche Kandidaten für die Nachfolge

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Auch nach Aschermittwoch wird an der Spitze des Kölner Erzbistums längst nicht alles vorbei sein. Wird doch am kommenden Wochenende Joachim Kardinal Meisner noch einmal im Mittelpunkt stehen, gleichwohl am vergangenen Freitag Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des 80-Jährigen angenommen hatte. So steht am ersten Fastensonntag noch ein Jubiläum an: 25 Jahre ist es dann her, dass Meisner — trotz des Widerstandes vieler Gläubiger — in das Amt des Kölner Erzbischofs eingeführt wurde. Am Sonntag wird dieses Jubiläum erst weltlich im Gürzenich und später andächtig mit einem Pontifikalamt im Dom gefeiert.

Zur Wahl von Kardinal Meisner hatte damals Johannes Paul II. sogar das Kirchenrecht geändert. Ein guter Neubeginn sieht anders aus; den aber wünschen sich die Katholiken in einem der wichtigsten Bistümer. Das Metropolitankapitel zu Köln hat jetzt seine Umfrage gestartet und Laienverbände, Ordensvertreter sowie katholische Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben befragt, wer geeignet sein könnte.

Köln: Wer Kardinal Joachim Meisner beerben könnte
Foto: rp

Dementsprechend hoch sind die Erwartungen, und dementsprechend reichhaltig ist bereits die Schar der gehandelten Kandidaten, hinter denen oft Modelle für die Zukunft des Bistums und auch der katholischen Kirche in Deutschland stehen. Auch vor diesem Hintergrund wäre eine Wahl von Franz-Josef Overbeck denkbar, der seit 2009 dem Bistum Essen vorsteht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten ist Overbeck — seit drei Jahren auch Militärbischof — eine feste Größe im deutschen Episkopat.

Overbeck, gebürtig aus Marl und mit 49 Jahren einer der jüngsten deutschen Bischöfe, wird Köln durchaus zugetraut. Das Problem aber ist das Bistum Essen, dem man 2009 und nach nur sechs Jahren Amtszeit schon Bischof Felix Genn nahm und nach Münster gehen ließ. Das Bistum Essen existiert erst seit 1957; es ist die flächenmäßig kleinste Diözese und hat erhebliche Probleme: Bereits 100 Kirchen mussten profaniert werden. Eine Idee wäre, Overbeck zum Kölner Erzbischof zu machen und die Bistümer von Köln und Essen zu vereinen. Das Ruhrbistum könnte so für sich reklamieren, den eigenen Bischof für die neue Großdiözese gestellt zu haben.

Nicht wenige rheinische Katholiken sähen gerne eine Rückkehr des zugleich tiefgründigen wie humorvollen ehemaligen Kölner Weihbischofs Heiner Koch (59) in die Domstadt. Doch Koch wechselte im vergangenen Jahr gehorsam, aber schweren Herzens als neuer Diözesanbischof ins kleine Diaspora-Bistum Dresden-Meißen. Ihn nach so kurzer Eingewöhnungszeit von der Elbe zurück an den Rhein zu holen, könnte von den ostdeutschen Katholiken, die ohnehin eine kleine Minderheit darstellen, als Affront verstanden werden. Zudem leistet Koch im Osten gute Arbeit und ist beliebt bei den Menschen.

Kölns Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (46), der als fröhlicher Konservativer sicherlich einer der Wunschkandidaten des soeben emeritierten Joachim Kardinal Meisner wäre, wird ebenfalls zum Favoritenkreis gezählt. Schwaderlapp könnte jedoch auch neuer Bischof von Limburg werden, sobald der Papst dort über die künftige Verwendung von Franz-Peter Tebartz-van Elst entschieden hat.

Eher wahrscheinlich ist, dass ein Mann wie Triers Bischof Stephan Ackermann (50) auf die päpstliche Dreierliste kommt, aus der das Domkapitel den Erzbischof von Köln wählen wird. Ackermann hat sich nach Bekanntwerden der Missbräuche Jugendlicher durch Geistliche ab 2010 in der Deutschen Bischofskonferenz als Beauftragter für die Aufarbeitung des Skandals einen guten Namen gemacht.

Die beiden erzbischöflichen Schwergewichte aus Berlin und München-Freising, Rainer Maria Woelki (57) und Reinhard Marx (60), wären schon kraft ihres Ranges und Einflusses als Kardinäle erste Wahl für den Chefposten am Hohen Dom zu Köln. In dem Zusammenhang tauchen Spekulationen auf, wie etwa unter dem deutschen Papst Benedikt XVI. eine sogenannte große Lösung beziehungsweise Rochade hätte aussehen können. Kurzform: Der extrovertierte, stets auch politische Kopf Marx wechselt von München in die Hauptstadt; der Rheinländer Woelki von der Spree zurück an den Rhein, und der Kurienerzbischof und Benedikt-Vertraute mit Aha-Effekt, Georg Gänswein, auf den Stuhl des Hl. Korbinian nach München-Freising.

Indes, seit einem Jahr ist ein in mancherlei Hinsicht unkonventionell agierender Lateinamerikaner Papst in Rom. Zahlreiche Äußerungen von Franziskus deuten darauf hin, dass er sich bei Bischofsernennungen zuallererst fragt, ob der Kandidat pastoral geprägt ist, sich mehr als Hirte bei seinen "Schafen" versteht denn als gelehrter Manager und Weltmann im Dienste der Kirche. Deshalb kommen neuerdings nicht bischöfliche Namen aus dem Rheinischen ins Spiel, wie der des Siegburger Pfarrers Axel Werner (49). Werner wirkte früher als Armenpriester in Mexiko-City und als Generalspräses des Kolpingwerkes.

In den Blick gerät auch der pastoral ungemein erfolgreiche Bonn-Godesberger Dechant Wolfgang Picken, ein gebürtiger Kölner vom Geburtsjahrgang 1967. Dem promovierten Theologen und Menschenfischer Picken war es unter anderem gelungen, einen Prominenten wie Ex-Telekom-Chef René Obermann zum Wiedereintritt in die katholische Kirche zu bewegen.

Offiziell gilt Karrieredenken unter Geistlichen als verpönt, gleichsam als ein sündhaftes Zeichen allzu profanen Strebens nach Macht und Einfluss in einem Reich, das doch angeblich "nicht von dieser Welt" ist. Das ist die einfache Wahrheit. Die reine Wahrheit jedoch heißt: den erzbischöflichen Stuhl im "Rom des Nordens", im "heiligen Köln" zu erklimmen, davon träumen hoffnungsvolle deutsche Priester der Römischen Weltkirche ebenso wie Amtsrichter von einer Karriere am Bundesverfassungsgericht. Zumal jeder Chef und Metropolit eines der wichtigsten Erzdiözesen der Römischen Weltkirche mit dem Kardinalpurpur rechnen darf, wenn er nicht schon bei seiner Wahl dem Kirchensenat angehört.

(RP)
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