Aachen/Köln Feuerteufel hat Möbelhäuser im Visier

Aachen/Köln · Zwei Großbrände in Möbeldiscountern in Aachen und Köln beschäftigen die Ermittlungsbehörden. Vieles deutet darauf hin, dass die Brände gelegt wurden. Es gab ein Erpresserschreiben. Eine fingierte Geldübergabe ging offenbar schief.

Aachen: Poco-Möbellager in Flammen
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Großbrand in Aachen: Möbellager in Flammen

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Alles sah zunächst nach einem halbwegs gewöhnlichen Einsatz im Gewerbegebiet aus, als der Alarm gestern Morgen gegen 3.20 Uhr in der Wache der Aachener Feuerwehr einging. Gemeldet wurde ein Feuer in einem Lager eines Möbelhauses. Doch als die Rettungskräfte am Einsatzort eintrafen, stellten sie fest, dass es sich vermutlich um einen der größten Brände in der jüngeren Stadtgeschichte handeln könnte. Wäre es nicht tief in der Nacht gewesen, so ein Feuerwehrsprecher, hätte man die gigantische Rauchwolke kilometerweit sehen können. "Das Möbelhaus war leider schnell verloren", sagte Einsatzleiter Jürgen Wolff. "Uns ging es deshalb darum, mit allen Kräften die umliegenden Gebäude zu schützen." Doch die Flammen hatten schnell vom Möbelhaus auf weitere Gebäude übergegriffen. Ein angrenzendes Fitnessstudio wurde ebenfalls völlig zerstört. Verletzt wurde niemand.

Bei der Stadt Aachen sprach man anschließend vom größten Feuer seit 30 Jahren. Die Feuerwehr war mit mehr als 150 Einsatzkräften vor Ort. Sie benötigten Stunden, um den Brand unter Kontrolle zu bekommen. Sechs Wasserwerfer, die jeweils 1600 Liter Wasser pro Minute auf den Brandherd schossen, waren fast während der gesamten Löscharbeiten auf das Gebäude gerichtet. Der Schaden geht ersten Schätzungen zufolge in die Millionen.

Die Ursache ist noch nicht abschließend geklärt. Doch vieles deutet offenbar schon jetzt auf Brandstiftung hin. "Es gibt Parallelen zu einem Brand in Köln vor einer Woche, wo auch ein Möbelhaus desselben Discounters brannte", sagte ein mit den Ermittlungen vertrauter Beamter. Offiziell bestätigen wollten die Ermittlungsbehörden einen Zusammenhang zwischen beiden Bränden bisher noch nicht. Der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer sagte nur: "Wir haben unsere Kollegen in Aachen informiert."

Erst am 22. Mai hatte es in einer Filiale des Möbeldiscounters in Köln-Porz gebrannt. Dabei wurden nach Angaben des Unternehmens 2000 von insgesamt 10 000 Quadratmetern Lagerfläche zerstört. In diesem Fall ging ein Erpresserschreiben mit einer Geldforderung bei dem Unternehmen ein - ob vor oder nach dem Brand ist noch nicht bekannt. Auch über den Inhalt des Erpresserschreibens herrscht bei der Staatsanwaltschaft bislang Stillschweigen. Die Kölner Anklagebehörde bestätigte nur, ein Ermittlungsverfahren wegen versuchter Erpressung gegen Unbekannt zu führen.

Nach Informationen unserer Zeitung soll der Erpresser aber damit gedroht haben, noch ein Feuer zu legen, sollten seine Forderungen nicht erfüllt werden - diese Drohung setzte er vermutlich gestern in Aachen in die Tat um. Denn Geld soll er bislang nicht erhalten haben.

Stattdessen hatte die Polizei dem Erpresser vier Tage nach dem Brand in Köln am 26. Mai eine Falle gestellt. Doch eine fingierte Geldübergabe führte offenbar nicht zur Ergreifung des Täters. Vielmehr wurde ein Mann vorläufig festgenommen, der wohl nach derzeitigem Ermittlungsstand nichts mit dem Feuer zu tun gehabt hat. Denn die Verdachtsmomente gegen ihn reichten nicht für einen Haftbefehl aus. Der Mann soll bereits einen Tag später nach seiner Befragung wieder freigelassen worden sein. "Wir ermitteln nun, ob diese Person zufällig am Ort der Geldübergabe war oder nicht", erklärte Bremer.

Die Polizei befürchtet nun, dass nach dem gestrigen Brand ein neues Erpresserschreiben auftauchen könnte. Die Lage sei sehr ernst, hieß es aus Ermittlerkreisen.

(RP)
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