Silvesterübergriffe in Köln Tatverdächtige müssen sich von Karnevalsfeiern fernhalten

Köln · Die Kölner Polizei will mit Zutrittsverboten Tatverdächtige aus der Silvesternacht von Karnevalsfeiern fernhalten. Es seien bereits sogenannte Bereichsbetretungsverbote verschickt worden, sagte ein Polizeisprecher. Beim Amtsgericht Köln liegt die erste Anklage gegen Beschuldigte aus der Silvesternacht vor.

Angriffe auf Ausländer in der Kölner Innenstadt
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Die Verbote betreffen einzelne Straßen und Plätze, die an Karneval viele Menschen anziehen - etwa die Altstadt, der Dom oder der Hauptbahnhof. Die Beamten wollen die Verbote gegen Menschen aussprechen, die ihnen zuletzt negativ aufgefallen seien - etwa im vorangegangenen Karneval. Zu der Gruppe gehörten aber auch Tatverdächtige aus der Silvesternacht, sagte ein Sprecher am Mittwoch.

Der mittlerweile nicht mehr amtierende Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers hatte derartige Verbote bereits kurz nach den Übergriffen angekündigt. Wie viele Verbote verschickt werden sollen, gab die Polizei zunächst nicht bekannt. Die Betroffenen könnten gegen sie rechtlich vorgehen, sagte der Polizeisprecher.

Wie die ausländische Presse die Kölner Übergriffe kommentiert
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Foto: qvist /Shutterstock.com/Retusche RPO

Zu den Maßnahmen vor Karneval gehören nach Polizeiangaben zudem sogenannte Gefährderansprachen. Damit werde bestimmten Personen klar gemacht, dass die Polizei sie im Auge habe. Inzwischen wird laut Kölner Staatsanwaltschaft gegen 35 Beschuldigte ermittelt. Dabei handele es sich überwiegend um Nordafrikaner. Neun von ihnen sitzen in Untersuchungshaft.

Anklage richtet sich gegen Tunesier und Marokkaner

Beim Amtsgericht Köln liegt unterdessen die erste Anklage gegen Beschuldigte aus der Silvesternacht vor. Sie richte sich gegen einen Tunesier und einen Marokkaner, die einem Mann in der Nähe des Hauptbahnhofs eine Tasche mit einer Kamera gestohlen haben sollen, sagte eine Gerichtssprecherin am Mittwoch. Die beiden mutmaßlichen Täter säßen in Untersuchungshaft. Möglicherweise komme es schon im Februar zum Prozess. Nach Angaben der Kölner Staatsanwaltschaft ist es der erste Fall im Zusammenhang mit der Kölner Silvesternacht, der zur Anklage gebracht wurde.

In der Kölner Silvesternacht soll es massenweise zu Straftaten gekommen sein. Vor allem die Übergriffe auf Frauen, die von Männern überwiegend nordafrikanischer Herkunft umzingelt, sexuell misshandelt und bestohlen worden sein sollen, sorgten für Entsetzen.

Nach den Übergriffen seien mittlerweile 945 Anzeigen eingegangen, erklärte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. 559 Menschen hätten angegeben, Opfer einer Sexualstraftat geworden zu sein.

(sef/dpa)
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