Prozess in Köln Männer gestehen Bengalo-Angriff auf Flüchtlingsheim

Zwei junge Männer mussten sich am Freitag wegen versuchter schwerer Brandstiftung vor dem Kölner Amtsgericht verantworten. Sie gaben zu, im Januar eine Bengalfackel auf ein Flüchtlingsheim im Stadtteil Mülheim geworfen zu haben.

Köln: Täter warfen Bengalo auf Flüchtlingsheim - Prozess
Foto: Claudia Hauser

"Mein Mandant wollte die Bewohner verängstigen, aber er wollte nicht, dass jemand verletzt wird", sagte der Verteidiger des 26-jährigen Matthias P. (Namen geändert). Auch der zweite Angeklagte, der 22 Jahre alte Tom C., ließ dem Gericht über seine Anwältin mitteilen, dass er die Tat "im Wesentlichen einräume". Das Ganze sei aus einer fehl geleiteten Gesinnung heraus geschehen. "Es tut ihm leid, was passiert ist."

Laut Anklage gingen die beiden Männer am späten Abend des 2. Januar 2016 zu der Flüchtlingsunterkunft in der Schönrather Straße. Im Gepäck hatten sie so genannte Polenböller und Bengalos - versehen mit "Pegida NRW"-Aufklebern. Matthias P. hatte außerdem einen Teleskop-Schlagstock dabei. Man habe den Bewohnern des Heims zeigen wollen, "dass sie nicht willkommen sind", so der Verteidiger von P. Der 26-Jährige versuchte mit dem Schlagstock, ein Fenster des Gebäudes einzuschlagen, es zersplitterte und sprang nach innen auf. Dort war eine Familie, insgesamt zwölf Personen, darunter neun Kinder zwischen zwei und 14 Jahren. Tom C. versuchte, eine brennende Bengalo-Fackel ins Fenster zu werfen, sie prallte aber an der Hauswand ab. Die Täter flüchteten.

"Es klang erst so, als hätte jemand geschossen"

Im Haus gerieten derweil alle in Panik, die in der Wohnung im Erdgeschoss waren. "Plötzlich explodierte etwas, meine Enkel lagen auf dem Sofa, weil sie krank waren", sagt Mara K. Die 50-Jährige war mit ihren beiden Schwiegertöchtern und deren neun Kindern im Raum. "Ich schrie: Es brennt! Dann haben wir die Kinder gepackt und sind auf den Flur gerannt." Auch die beiden Schwiegertöchter waren als Zeugen geladen. "Es klang erst so, als hätte jemand geschossen", sagt eine der Frauen. Noch heute hätten ihre Kinder Angst, allein auf die Toilette auf dem Flur zu gehen, wenn sie bei ihrer Oma zu Besuch wären.

Die Entschuldigungen der Täter wollten die drei Frauen nicht hören. "Da gibt es nichts zu entschuldigen", sagte eine. Mara K. fragte: "Wie würdest du dich fühlen, wenn jemand eine brennende Fackel in dein Haus werfen würde?"

Verletzt wurde damals niemand. Beide Angeklagten haben laut eigenen Aussagen der rechten Szene angehört, beteuerten aber, sich inzwischen abgewendet zu haben. Matthias P. nimmt an einem Aussteigerprogramm des NRW-Innenministeriums teil, einen Beleg dafür legte sein Anwalt dem Vorsitzenden Richter vor. P. musste sich wegen einer zweiten Tat verantworten: Der vierfache Vater hat, wie er gestand, bei der "Hogesa"-Demo am 25. Oktober 2015 einen Polenböller in Richtung Antifa geworfen. Der Böller detonierte vor mehreren Polizeibeamten.

Der Prozess wird am 2. November fortgesetzt, weil eine Zeugin nicht gekommen ist, von der das Gericht sich mehr Informationen zum Hintergrund der Tat und zum Tatabend erhofft. Es ist die damalige Freundin von Matthias P.

(hsr)
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