Übergriffe von Köln Seyran Ates wirft den Tätern Doppelmoral vor

Zürich · Während Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) dazu aufgerufen hat, Sorgen und Ängste der einheimischen Bevölkerung ernst zu nehmen, sieht die muslimische Rechtsanwältin und Buchautorin Seyran Ates eine kulturell frauenfeindliche Haltung hinter den Massenbelästigungen von Frauen an Silvester in Köln.

Angriffe auf Ausländer in der Kölner Innenstadt
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Angriffe auf Ausländer in Köln

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Foto: dpa, mjh hpl

Bei interkulturellen Konflikten könne man zwar "nicht genug um Differenzierung und Zurückhaltung bemüht sein", schreibt Ates in einem Gastkommentar für die "Neue Zürcher Zeitung". Dennoch sei es im Fall von Köln falsch, "in gewohnter Manier zu relativieren und zu ignorieren, dass diese jungen Männer aus einer frauenfeindlichen Haltung heraus gehandelt haben". Dieses Verhalten stehe tatsächlich auch "mit ihrer kulturellen und religiösen Sozialisation im Zusammenhang".

Die Anwältin führt aus, die Täter hätten "die Gunst der Silvesterfeierstunde ausgenutzt, um Frauen anfassen und ausrauben zu können. Wenn das jemand mit ihren eigenen Frauen machen würde, würden sie wohl zu Mördern werden." Die jungen Muslime hätten Alkohol getrunken, obwohl ihnen dies ihre Religion eigentlich nicht erlaubt. "So gehorchen sie der Doppelmoral von Hinterwäldlern." Die türkisch- und kurdischstämmige Rechtsanwältin Ates ist selbst Muslimin; sie wurde in Istanbul geboren und lebt seit ihrem siebten Lebensjahr in Deutschland.

Angesichts der anhaltenden Andrangs von Flüchtlingen nach Europa hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) dazu aufgerufen, Sorgen und Ängste der einheimischen Bevölkerung ernst zu nehmen. "Migration hat auch ihre dunkle Seite", sagte der Minister am Montag in Genf. "Sie kann zu Konflikten führen und man ist damit konfrontiert, dass das Fremdartige als bedrohlich empfunden werden kann."

Die Zahl der nach Europa kommenden Flüchtlinge müsse unbedingt begrenzt werden, erklärte De Maizière als Hauptredner einer gemeinsamen Tagung des Weltkirchenrates mit UN-Hilfsorganisationen zu den Herausforderungen der Flüchtlingskrise. "Angesichts der enormen Zahlen von potenziellen Migranten in Afrika und Asien glaube ich, dass es einfach nicht darstellbar ist, alle zu akzeptieren, die auf der Suche nach einem besseren Leben in Europa sind."

Zur Reduzierung der Migration müsse der Schutz der EU-Außengrenzen mit Hilfe der Grenzagentur Frontex intensiviert werden. Zugleich forderte der Minister andere europäische Staaten zur solidarischen Hilfe bei der Bewältigung der Krise auf. "Deutschlands Möglichkeiten, allein zu handeln, sind begrenzt", sagte er. "Viele EU-Mitglieder ignorieren einfach die Regelungen hinsichtlich der Verantwortung für Flüchtlinge."

Vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise und der Kölner Silvesterübergriffe will sich Thomas de Maizière (CDU) am Montagabend (19 Uhr) in Mülheim an der Ruhr äußern. Geplant ist ein Vortrag zur Frage "Was braucht es für Integration und gesellschaftlichen Zusammenhalt?". Gastgeber ist Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck.

(felt/KNA/dpa)
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