Prozessauftakt in Köln Tödliches Ende einer ersten Liebe

Er soll seine Ex-Freundin mit mehr als 30 Messerstichen ermordet haben – aus Rache, weil sie sich in einen anderen verliebt hatte. Ein 21-Jähriger muss sich nun vor dem Kölner Landgericht verantworten.

 Der Angeklagte verbirgt sein Gesicht hinter einem Aktenordner.

Der Angeklagte verbirgt sein Gesicht hinter einem Aktenordner.

Foto: Claudia Hauser

Er soll seine Ex-Freundin mit mehr als 30 Messerstichen ermordet haben — aus Rache, weil sie sich in einen anderen verliebt hatte. Ein 21-Jähriger muss sich nun vor dem Kölner Landgericht verantworten.

Ayla H. (Name geändert) war auf dem Weg zu ihren Eltern, als sie aus dem Leben gerissen wurde. Ihr Ex-Freund Steffen M. hatte schon lange auf sie gewartet, als sie am Abend des 29. Januar 2016 an der Haltestelle "Autobahn" in Köln-Ostheim aus der Bahn stieg. Der 21-Jährige soll das Mädchen auf einen Weg neben den Gleisen gelockt und dann wie von Sinnen auf sie eingestochen haben. Die Gerichtsmediziner stellen später 31 Stichverletzungen fest. Die 20-jährige Studentin verblutet noch am Tatort. Ihr Ex-Freund stellt sich wenig später auf der Wache in Kalk.

Steffen M. muss sich nun wegen Mordes vor dem Kölner Landgericht verantworten. Er wirkt jünger als 21. Eingeschüchtert und mit brüchiger Stimme beantwortet er leise die ersten Fragen des Vorsitzenden Richters. Als der Staatsanwalt die Anklage verliest, schaut er starr vor sich auf den Tisch. Steffen M., der aus einer gut bürgerlichen Familie stammt und in Aachen Luft- und Raumfahrttechnik studiert hat, soll nicht über die Trennung von Ayla H. hinweggekommen sein. Sechs Jahre waren sie ein Paar, einen Monat vor der Tat soll Ayla H. ihm gesagt haben, dass sie ihn nicht mehr liebe. Sie hatte einen anderen kennengelernt. Steffen M. soll in ein tiefes Loch gefallen sein, auch an Selbstmord gedacht haben. Doch irgendwann kreisten seine Gedanken offenbar nur noch um Ayla H.. Und um Rache.

Als er sie an jenem Januarabend abpasste, hatte er zwei Messer bei sich. "Sie hatte keine Möglichkeit, seinen Angriff abzuwehren, da sie davon völlig überrascht wurde", verliest der Staatsanwalt. Den Ermittlern wird Steffen M. später sagen, er habe "irgendeine Reaktion" von Ayla haben wollen. Immer wieder soll er mit dem Messer, dessen Klinge fast zehn Zentimeter lang war, auf Ayla H. eingestochen haben. Sein Motiv, so die Anklage, sei verletzter Stolz gewesen. "Er litt unter der Trennung und entwickelte ein Rachebedürfnis." Steffen M. habe sich gefühlt, als sei er als Verlierer aus der Beziehung hervorgegangen. "Er konnte es nicht ertragen, dass seine Ex-Freundin mit einem anderen Mann glücklich war", sagt der Staatsanwalt.

Steffen M. soll seine sterbende Ex-Freundin damals zurückgelassen und in die Bahn in Richtung Kalk gestiegen sein. Einem Freund schrieb er: "Ich gehe in den Knast." Dann änderte er seinen Whats-App-Status in: "My life is over." Wenig später stand er auf der Wache und sagte einem Polizeibeamten: "Ich bin ausgerastet."

Der Prozess fand am ersten Tag in großen Teilen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, weil in der Einlassung des Angeklagten Details aus seiner Intim- und Privatsphäre zur Sprache kommen sollten.

Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

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