"Gewalt gegen Frauen fängt im Kleinen an" Nach Köln ist der #Aufschrei wieder da

Köln · Der Hashtag #Aufschrei sensibilisiert für Sexismus im Alltag. Nach den massiven sexuellen Übergriffen auf Frauen am Kölner Hauptbahnhof und auf St. Pauli in Hamburg in der Silvesternacht bekommt die Debatte auf Twitter neue Fahrt.

 Der CDU-Politiker Jens Spahn fordert nach den Übergriffen von Köln und Hamburg einen neuen "Aufschrei".

Der CDU-Politiker Jens Spahn fordert nach den Übergriffen von Köln und Hamburg einen neuen "Aufschrei".

Foto: dpa

Im Januar 2013 hatte die Journalistin Laura Himmelreich im "Stern" einen Artikel veröffentlicht, in dem sie dem Spitzenkandidaten der FDP für die Bundestagswahl 2013, Rainer Brüderle, vorwarf, mit einer Dirndl-Bemerkung sexuell übergriffig geworden zu sein.

Gemeinsam mit anderen Twitter-Nutzerinnen etablierte die Feministin Anne Wizorek daraufhin den Hashtag #Aufschrei, unter dem Frauen über Sexismus-Erfahrungen und Belästigungen in ihrem Alltag berichteten. Innerhalb weniger Tage kamen unter dem Hashtag über 50.000 Tweets zusammen, und in Deutschland begann eine Sexismus-Debatte, die auch in den klassischen Medien Widerhall fand.

Nach den Vorfällen in Köln und Hamburg wird der Hashtag #Aufschrei nun erneut häufig gebraucht, auch von Vertretern aus Politik und Medien. In der Debatte kristallisieren sich zwei Fronten heraus: Auf der einen die, die angesichts der Vorfälle in Köln und Hamburg einen neuen "Aufschrei" fordern und den Feministinnen, die 2013 in der Diskussion aktiv waren, Schweigen vorwerfen. Auf der anderen Seite die, die finden, dass sexuell übergriffiges Verhalten gegen Frauen immer einen "Aufschrei" rechtfertigt - nicht nur, wenn es so explizit geschieht wie in Köln und Hamburg.

Der CDU-Politiker Jens Spahn gehört zur ersten Gruppe. Er fordert einen erneuten gesellschaftlichen "Aufschrei". "Wo ist eigentlich d #aufschrei, wenn es wirklich einen braucht? Bei Dirndlwitzen lautstarke Helden überall, jetzt aber betretenes Schweigen", twitterte Spahn.

Spahn ist nicht der einzige, der den Frauen vorwirft, angesichts der Vorfälle in Köln stumm zu bleiben. Dieser Twitter-Nutzer fand klare Worte für seine Kritik.

Andere Nutzer weisen den Vorwurf, die Frauen blieben angesichts der Vorfälle in Köln und Hamburg stumm, zurück. Diese Nutzerin betont, dass sexuell übergriffiges Verhalten gegen Frauen nicht nur dann ein Thema sein sollte, wenn es so offensichtlich und gewaltätig daher kommt wie in Köln und Hamburg.

(lsa)
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