Köln Henriette Reker ist wieder bei Bewusstsein

Köln · Die Klinik-Ärzte haben die schwer verletzte und bei der Kölner OB-Wahl siegreiche Kandidatin aus dem künstlichen Koma geholt. Der Generalbundesanwalt übernimmt die Ermittlungen gegen den Attentäter.

Henriette Reker – OB in Köln und Attentats-Opfer
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Das ist Henriette Reker

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Foto: dpa/Marius Becker

Die bei der Kölner OB-Wahl siegreiche Henriette Reker ist nach Berichten verschiedener Medien aus der Narkose zurückgeholt worden. Die Ärzte hatten sie am Samstag nach dem Messerstich eines Attentäters in den Hals, bei dem die Luft- und Speiseröhre verletzt wurden, in ein künstliches Koma versetzt, um ihren Körper zu schonen. Wann sie die Intensivstation verlassen darf, ist noch offen. "Sie muss weiterhin in stationärer Behandlung in der Uniklinik Köln verbleiben. Der Heilungsverlauf nimmt bei einer Verletzung dieser Art üblicherweise eine gewisse Zeit in Anspruch", sagt Professor Edgar Schömig, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor der Uniklinik.

Der wegen des Attentats auf Henriette Reker in Untersuchungshaft sitzende Frank S. (44) hat bereits eine Haftstrafe verbüßen müssen. Das erfuhr unsere Redaktion aus Justizkreisen. Demnach soll der 44-Jährige 1998 wegen gefährlicher Körperverletzung in der Justizvollzugsanstalt Rheinbach gesessen haben. Der Fall war offenbar Ende 1997 vor dem Amtsgericht Siegburg verhandelt worden. S. hatte damals seinen Wohnsitz in Bonn-Beuel und soll dort in der rechtsradikalen Szene aktiv gewesen sein.

Bislang hatten die Ermittlungsbehörden stets mitgeteilt, dass der arbeitslose Maler und Lackierer bis zu dem Anschlag am vergangenen Samstagmorgen nicht polizeilich in Erscheinung getreten sei. Der Chef der Kölner Kriminalpolizei, Norbert Wagner, hatte erklärt, dass in der Datenbank nichts Strafrechtliches gegen S. zu finden sei. Nach Recherchen unserer Redaktion hängt das mit der Verjährungsfrist des Vorfalls zusammen. "Der Fall wurde offenbar aus dem Bundeszentralregister gelöscht, so dass die Polizei nichts über ihn finden konnte", sagte ein Insider. Gestern übernahm die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen in dem Fall.

Frank S. hatte sich nach der Attacke auf Reker, bei der auch vier weitere Personen zum Teil schwer verletzt worden waren, widerstandslos von der Polizei abführen lassen. In den Verhören gab er an, aus Fremdenhass gehandelt zu haben. Er habe, so heißt es aus Polizeikreisen, Flüchtlinge und Ausländer dafür verantwortlich gemacht, dass er keine Arbeit finde. Reker wählte er offenbar gezielt als Opfer aus, weil die 58-Jährige als Kölner Sozialdezernentin die oberste Flüchtlingsbeauftragte der Stadt war.

Nach Recherchen unserer Redaktion wollte S. vor sieben Jahren offenbar der rechtsradikalen NPD beitreten. Er habe 2008 an der Partei Interesse gezeigt, heißt es beim Verfassungsschutz. In jüngster Zeit sei der Beschuldigte den Ermittlungen zufolge sporadisch in rechtsgerichteten Online-Foren in Erscheinung getreten. Der Verfassungsschutz bestätigte zudem einen "Spiegel Online"-Bericht, wonach der 44-Jährige in den 90er Jahren in der inzwischen verbotenen "Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei" (FAP) aktiv war. Des Weiteren liegen Erkenntnisse vor, dass der Täter 1994 an einem "Rudolf Hess-Gedenkmarsch" in Luxemburg teilnahm und von den dortigen Sicherheitsbehörden in Gewahrsam genommen wurde.

Der Städte- und Gemeindebund forderte unterdessen mehr staatlichen Schutz für Kommunalpolitiker. Droh-Mails sollten an eine zentrale Stelle zur Strafverfolgung weitergeleitet werden können. In Köln legt Jürgen Roters (SPD) heute die Oberbürgermeister-Amtskette nieder. Eigentlich hätte morgen im Rat der Stadt die Vereidigung von Henriette Reker als Oberbürgermeisterin erfolgen sollen.

(RP)
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