XXL-Kotelett für 12 Euro Kölner Wirt streicht seinen Kassenschlager von der Karte

Köln · Der Wirt des "Alteburger Hof" in der Kölner Südstadt hat das beliebteste Gericht seiner Gäste von der Karte gestrichen: Das XXL-Kotelett, 500 Gramm für zwölf Euro. Wir haben mit Daniel Rabe über die Gründe gesprochen.

 Daniel Rabe (36), Wirt des Alteburger Hofs in Köln

Daniel Rabe (36), Wirt des Alteburger Hofs in Köln

Foto: Daniel Rabe

Das dicke Kotelett ist von der Karte geflogen, wie kam es dazu?

Rabe Die Idee ist eigentlich bei der Diskussion entstanden, die Aldi losgetreten hat — mit dem fies marinierten Nackensteak, 600 Gramm für 1,99 Euro. Da haben wir unser eigenes Verhalten mal überdacht, unsere eigene Doppelmoral. Privat kaufen wir bio, wir wissen ja, wie man halbwegs gut einkauft, aber im Betrieb haben wir das überhaupt nicht gemacht. Das fanden wir merkwürdig. Dann haben wir unsere Karte aber innerhalb von wenigen Tagen nach gründlicher Recherche und Gesprächen mit Händlern halbwegs umstellen können.

Sie haben das Kotelett also ersatzlos gestrichen?

Rabe Ja, das Problem ist: Würden wir jetzt ein Kotelett vom glücklichen Schwein anbieten, wäre es höher als breit, weil die Tiere einfach nicht so riesig gezüchtet werden und wir müssten dafür mindestens 24 Euro nehmen — das ist nicht bezahlbar.

Wie sieht die neue Speisekarte jetzt aus?

Rabe Wir haben bei allen Hauptgerichten darauf geachtet, dass es den Tieren zu Lebzeiten zumindest ansatzweise gut ging. Vom Schwein haben wir jetzt nur noch eine Bratwurst, die ist von einem wirklich glücklichen Schwein, kostet doppelt so viel im Einkauf. Das Schweinefleisch beziehen wir von einem kleinen Hof in Ostfriesland, wo die Ferkel auf saftigen Wiesen rumrennen und ein anständiges Leben haben. Wir haben die komplette Karte verändert. Unser Rindfleisch kommt aus Uruguay, die Viecher laufen dort das ganze Jahr auf riesigen Wiesen rum, sie werden nicht mit Antibiotikum und Medikamenten gefüttert. Die Maispoularde auf unserer Karte ist zwar nur etwas glücklicher gewesen als andere Hühnchen, da ist Haltung und Aufzucht auf jeden Fall noch ausbaufähig. Unsere Kaninchen kommen aber aus der Voreifel, aus einem Familienbetrieb, der wirklich top ist.

Dann ist das Essen teurer?

Rabe Wir mussten die Fleisch-Preise dezent erhöhen, anders ist es wirtschaftlich nicht machbar. Ein Kilo Kotelett haben wir früher für 3,80 eingekauft, das darf man ja gar nicht laut sagen, aber so ist der übliche Preis. Unsere glückliche Bratwurst kostet jetzt im Einkauf um die acht Euro das Kilo, bei einer normalen Brauhaus-Bratwurst lag der Preis zwischen 2,49 und 2,99 Euro pro Kilo.

Wie reagieren die Gäste?

Rabe Erstmal positiv. Ich glaube, die Leute haben Verständnis, aber man weiß nie, wie es sich entwickelt. Das Kotelett war der Kassenschlager, wegen dem viele Gäste überhaupt in den Hof gegangen sind. Aber ich glaube, in dem Moment, in dem die Leute sich damit auseinandersetzen, ob sie ein Stück Fleisch von einem glücklichen Schwein essen, reflektieren sie vielleicht auch, ob es nicht Sinn ergibt, zwei oder dreimal weniger in der Woche Fleisch zu essen. Das hat glaube ich einen doppelten Effekt. Für viele Leute ist es schlicht nicht erschwinglich, sich gut zu ernähren. Es ist einfach sehr viel teurer. Aber man muss eben auch nicht jeden Tag Fleisch essen.

Die neue Karte gilt seit Dienstag. Wie lief der erste Abend?

Rabe Ich war selbst nicht da, aber wie ich gehört habe, war die Resonanz absolut positiv. Man muss natürlich dazu sagen: Wir bewegen uns in der Kölner Südstadt, das Publikum hier ist absolut aufgeschlossen. Ich glaube, in einem Randgebiet mit sozialem Brennpunkt sähe die Situation anders aus. Da könnten wir den Laden dicht machen.

(hsr)
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