Übergriffe in Kölner Innenstadt Angriffe auf Ausländer waren verabredet

Köln · Die Polizei Köln geht davon aus, dass es sich bei den Angriffen auf Ausländer in der Kölner Innenstadt am Sonntagabend um gezielte "fremdenfeindliche Taten" handelte. Die Täter sollen sich im Vorfeld in sozialen Netzwerken verabredet haben.

 Michael Temme, Einsatzleiter der Kölner Polizei, macht die Situation "große Sorgen".

Michael Temme, Einsatzleiter der Kölner Polizei, macht die Situation "große Sorgen".

Foto: dpa, obe vfd

"Durch Recherchen in den sozialen Medien haben wir den Hinweis bekommen, dass sich Menschen aus der Hooliganszene zu sogenannten gewaltfreien Spaziergängen verabredet haben", erklärte Norbert Wagner, Leiter der Direktion Kriminalität bei der Kölner Polizei, gestern in Köln.

Am Sonntagabend hatten Gewalttäter insgesamt elf Ausländer angegriffen und verletzt. Die Opfer, sechs Pakistaner, zwei Syrer und drei Menschen aus Neu-Guinea, waren von größeren Gruppen getreten und geschlagen worden. Zwei Männer mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Die Polizei spricht bei den Angriffen von insgesamt vier Straftaten. "Wir müssen davon ausgehen, dass die Taten mit den verabredeten Spaziergängen in Verbindung stehen", sagte Wagner. In der Stadt hätten sich am Sonntag verschiedene Gruppen an mehreren Orten versammelt, hieß es weiter. Nach Erkenntnissen der Polizei trugen sie die Namen "Altstadtspaziergang", "Block 4" und "Armlänge". Wer aber genau die Täter waren, ist bislang unklar. Die Ermittlungen dauern an. Derzeit würden nach Polizeiangaben die Personalien der überprüften Personen ausgewertet.

Im Umfeld der Tatorte hat die Polizei am Sonntag 153 Personen kontrolliert. 13 davon konnten die Beamten der rechten Szene zuordnen, 16 weitere der Türsteherszene, zwei weitere kontrollierte Personen stammen nach Angaben der Polizei aus dem Umfeld der Rockerbande Hells Angels. 199 Platzverweise wurden verhängt, vier Personen in Gewahrsam genommen.

Um zu verhindern, dass sich derartige Übergriffe auf Ausländer von selbst ernannten Bürgerwehren wiederholen, wird die Polizei ihre Präsenz am Dom deutlich aufstocken. Ab sofort werde täglich eine Hundertschaft im Bereich der Altstadt unterwegs sein, um verstärkt zu kontrollieren. Bei Bedarf könne die Zahl der Einsatzkräfte jederzeit aufgestockt werden, sagte Michael Temme, der bei der Kölner Polizei für den Bereich Gefahrenabwehr zuständig ist.

"Wir werden die Lage täglich neu bewerten. Wir wollen Gewalttätern, die denken, dass sie das Recht in die eigenen Hände nehmen könnten, die Grenzen aufzeigen. Wir werden alle rechtlichen Spielräume ausnutzen." Temme sprach in diesem Zusammenhang von der Möglichkeit einer punktuellen Videoüberwachung. Mit Blick auf Karneval sagte er: "Weiberfastnacht werden wir wie einen Großeinsatz fahren."

Der Einsatz werde für die Polizisten dadurch erschwert, dass die Täter nicht gleich als solche zu erkennen wären. Die kontrollierten Personen, die sich im Nachhinein als Rocker entpuppten, seien in zivil gekleidet gewesen. "Ihnen stand nicht auf die Stirn geschrieben, dass sie an den Spaziergängen teilgenommen haben", sagte Kriminaldirektionsleiter Norbert Wagner.

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