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Raser-Prozess in Köln Angeklagte bestreiten Verabredung zu illegalem Rennen

Köln · Am Mittwochmorgen hat in Köln der Prozess gegen zwei junge Männer begonnen, die sich im vergangenen April zu einem illegalen Autorennen verabredet haben sollen. Eine 19-jährige Radfahrerin war ums Leben gekommen, weil einer der Angeklagten die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor.

Köln: Trauer um Opfer illegaler Autorennen
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Illegale Autorennen 2015: Kölner trauern um Opfer

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Foto: dpa, obe fdt

Die Stimmung im Saal des Kölner Landgerichts ist angespannt schon bevor die Verhandlung begonnen hat. Ein junger Mann tritt vor die Bank, auf der gerade die beiden Angeklagten, 22 und 23 Jahre alt, Platz genommen haben. "Bringen die beiden auch gleich mal ein Sorry?", raunzt er die Verteidiger der Angeklagen an. Der ältere der Angeklagten hält sich ein Blatt Papier vor sein Gesicht. Weil er zittert, wackelt es hin und her.

Am Mittwoch hat der Prozess gegen die beiden Männer mit knapp dreistündiger Verspätung begonnen. Ein Schöffe war ausgefallen, sein Ersatzmann zunächst nicht erschienen. "Uns ist bewusst, dass das kein glücktlicher Start für so ein Verfahren ist", sagte der vorsitzende Richter.

Die beiden türkischstämmigen Männer müssen sich wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Die Anklage: Die beiden Männer, zum Zeitpunkt des Unfalls 21 und 22 Jahre alt, sollen sich zu einem Rennen verabredet haben, bei dem eine 19-Jährige ums Leben kam. "Die Angeklagten haben fahrlässig Leib und Leben anderer gefährdet", sagte der Staatsanwalt.

 Ein wegen fahrlässiger Tötung und Gefährdung des Straßenverkehrs Angeklagte verfolgt auf diesem Bild neben einem Anwalt den Prozess im Sitzungssaal des Landgerichts.

Ein wegen fahrlässiger Tötung und Gefährdung des Straßenverkehrs Angeklagte verfolgt auf diesem Bild neben einem Anwalt den Prozess im Sitzungssaal des Landgerichts.

Foto: dpa, obe gfh

Die Angeklagten gaben an, sich zu kennen, Freunde seien sie aber nicht. Beide bestritten, sich zu einem Rennen verabredet zu haben. Die Schilderungen, die die beiden zur Unfallnacht machten, wichen zum Teil stark voneinander ab.

Beide Verteidiger verlasen Erklärungen ihrer Mandanten, die sich selber nicht äußerten. Zunächst war der 23-jährige Fahrer des Autos, das die Radfahrerin erfasste, an der Reihe. Er weint, als sein Verteidiger das Schriftstück vorträgt. "Ich denke jeden Tag an den Unfall. Es tut mir unendlich leid, dass durch mein Verhalten ein Mensch gestorben ist", hieß es. "Ich dachte, ich könnte den Wagen so steuern, dass ich die Kontrolle behalte. Rückblickend musste ich erkennen, dass ich es nicht konnte. Bis heute tue ich mich schwer damit, mir einzugestehen, dass ich den Wagen gefahren bin und dabei ein Mensch ums Leben kam." Der Vorbesitzer habe in dem Wagen unerlaubte Teile verbaut, davon habe der 23-Jährige aber nichts gewusst, hieß es weiter.

Polizei kontrolliert Raser am Tanzbrunnen in Köln
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Polizei kontrolliert Raser am Tanzbrunnen in Köln

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Foto: Ulrich Schütz

Am Tag des Unfalls sei der 23-Jährige mit seinem Wagen, einem BMW, für den er nach eigenen Angaben 3000 Euro bezahlt hatte, nach Niehl zu seinem Vater gefahren. Seine Eltern leben getrennt. Auf dem Rückweg habe er den zweiten Angeklagten getroffen. Sie verabredeten sich dazu, nach Deutz zu fahren. An einer roten Ampel kurz vor der Unfallstelle hätten beide mit dem Gas gespielt. "Aber es erfolgte keine Abstimmung zu einem Rennen." Der 23-Jährige erklärte, schnell, aber nicht verkehrswidrig gefahren zu sein, um seinen Kontrahenten abzuhängen. Er gab an, dass er viel zu schnell in eine Kurve fuhr, sich aber nicht traute zu bremsen, weil er seinen Kontrahenten direkt hinter sich vermutete. Er sei gegen den Bordstein gekommen, ins Schleudern geraten und habe dann die Radfahrerin erwischt.

Der 22-jährige Angeklagte gab an, langsam gefahren zu sein. Sein Tank habe auf Reserve gestanden. Mit der Hand habe er dem 23-Jährigen noch signalisiert, er solle langsamer fahren. Der 23-Jährige solle nach dem Unfall gesagt haben: "Und das alles nur wegen meiner Reifen. Es tut mir leid, dass du wegen mir da reingeraten bist."

Fest steht: Beide Raser waren schon vor dem tödlichen Unfall als Geschwindigkeitssünder in Erscheinung getreten. Der 23-Jährige musste zum Aufbauseminar, weil er in Düsseldorf 37 km/h zu schnell unterwegs war, der 22-Jährige Angeklagte hat bereits acht Punkte in Flensburg und wurde 2013 von einer Radarkontrolle mit 158 km/h geblitzt. Erlaubt waren nur 100 km/h.

Am Montag wird der Prozess fortgesetzt.

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