Köln Klang der fremden Stimmen als raumgreifendes Kunstwerk

Köln · Kölner Artothek zeigt noch bis zum 20. Februar die Installation "Voices" der Künstlerin Tessa Knapp.

Es erinnert ein wenig an das große Sprachengemisch am berühmten Turm von Babylon, wenn aus den Lautsprechern im Ausstellungsraum der Artothek Stimmen in verschiedenen, unbekannten Sprachen an das Ohr des Besuchers gelangen. Die direkte Übersetzung auf Englisch läuft, der jeweiligen Sprachgeschwindigkeit angepasst, als raumgreifende Projektion über die weißen Wände.

Zwei Jahre hat die Videokünstlerin Tessa Knapp in Deutschland und weltweit Stimmen für ihre Installation "Voices" gesammelt. Gefragt wurden die Menschen nach einem Moment, an dem sie sich besonders lebendig gefühlt haben. "Es ging mir dabei um ihr subjektives Empfinden. Es waren Menschen, die als Flüchtlinge gerade angekommen sind, aber auch Menschen, die schon jahrelang hier in der Stadt leben", erläutert Knapp.

Gesammelt wurden die O-Töne, die in der Installation nach Themen geordnet sind, auch in anderen Ländern wie beispielsweise in Kenia, das mit drei im Land gebräuchlichen Sprachen vertreten ist. Insgesamt gab es 34 Teilnehmer und 25 verschiedene Sprachen. Auf einen deutschen Beitrag hat Knapp ganz bewusst verzichtet. "Es ging mir um das Nichtverstehen der Vielsprachigkeit, durch das man die Stimmen eher musikalisch nach ihrem Klang hören kann. Das Erleben der Stimmen soll frei bleiben von dem, was bestimmte Konnotationen beim Hörer hervorrufen könnten." Somit stellt die Arbeit die sinnlich-ästhetische Wahrnehmung dem differenziert-begrifflichem Denken gegenüber.

Auch Künstlerkollegen von Knapp sind dabei. "Das sind oft nomadische Menschen, die zwischen Paris, Istanbul oder anderen Metropolen pendeln." Insgesamt drei Projektoren werfen die Übersetzungen an die Wand des Ausstellungsraums. Diese stammen direkt von den Sprechenden. Der Text an der Wand läuft wie ein Nachhall den Stimmen aus den drei Lautsprechern hinterher. Zu den Sprachen gehören Japanisch und Thai genauso wie und Afghanisch oder Finnisch und Ungarisch.

Ausstellung: Zu sehen ist die Installation in der Artothek, Am Hof 50, bis zum 20. Februar. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags, 13 bis 19 Uhr, und samstags, 13 bis 16 Uhr

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort