"Ich sehe mich als Rheinländer"

Köln · Seit einem Jahr ist Yilmaz Dziewior Direktor des renommierten Kölner Museums Ludwig. Im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet der gebürtige Bonner über seine Perspektiven für die Stadt und die Kunst.

Köln 2016 feiert das Museum Ludwig sein 40-jähriges Bestehen. Für das Jubiläumsjahr gibt es große Pläne für die Sammlung und für Sonderausstellungen.

Herr Dziewior, Sie leiten seit einem Jahr als Direktor das Museum Ludwig. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Yilmaz Dziewior: Dieses Jahr war sehr ereignisreich und ist entsprechend schnell vergangen. Wir haben das gesamte Haus umgehängt, um unsere Sammlung neu zu präsentieren, so dass die Besucher jetzt zum Jubiläumsjahr einen ganz neuen Blick darauf haben. Man geht nun durch die Zeit hindurch: Es beginnt oben mit der russischen Avantgarde, dann kommen auf der ersten Etage die 60er sowie die 70er Jahre und unten sowie im Treppenhaus hat die Kunst der Gegenwart ihren Platz gefunden. Dazu kamen die Polke-Schau und meine erste Ausstellung zum jungen vietnamesischen Künstler Danh Vo, die auch national viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Es gab und es gibt sehr viel zu tun und ich freue mich über die Unterstützung aus der Kölner Politik und Gesellschaft.

Sie sind gebürtiger Bonner. Wie erleben Sie die Nachbarstadt Köln?

Dziewior: Ich sehe mich als Rheinländer und habe bereits längere Zeit hier in Köln gelebt. Danach war ich 20 Jahre weg und habe jetzt das Gefühl, wieder gut angekommen zu sein. Ich bin sehr offen, was Köln angeht und habe beispielsweise schon zwei Heimspiele des FC besucht, auch das ist ein Teil von Köln.

Welche Chancen bietet das Jubiläumsjahr zum 40-jährigen Bestehen des Museums?

Dziewior: Das Jubiläumsjahr bietet die Chance zu einem anderen Blick auf das Haus und auf die Sammlung. Zudem haben wir zwei große Jubiläumsausstellungen. Bei der Léger-Ausstellung ist ein Werk, dass speziell für das Ludwig gekauft wurde, die Basis für die Überlegung zum Verhältnis von Leger und der Architektur. Bei "Wir nennen es Ludwig" haben wir 24 zeitgenössische Künstler einladen, sich in neu zu schaffenden Werken mit dem Museum und seiner Sammlung auseinanderzusetzen. So halten wir uns quasi den Spiegel vor. Dazu gehören internationale Position aus den USA, Afrika und Asien aber auch Künstler aus der Region wie Trockel und Richter.

Welche Rolle hat Ihr Museum für das Image Kölns?

Dziewior: Das ist ein Pfund, mit dem die Stadt wuchern kann. Das muss nur noch stärker im Bewusstsein der Politiker ankommen. Denn nicht nur die Wirtschaft macht eine Stadt aus, auch die Kultur stärkt das Image.

Wie beurteilen Sie die oft kritisierte Umgebung des Museums zwischen dem Hauptbahnhof und dem Dom?

Dziewior: Aktuell fühlt man sich durch die hohe Polizeipräsenz so sicher wie noch nie. Aber die Frage ist, wie lange man das noch aufrecht erhalten kann. Der Zustand hier ist und war teilweise desaströs, wenn man beispielsweise sieht, wie offen hier mit Drogen gehandelt wurde. Da gilt es Ordnung zu schaffen. Dazu gehören auch die Beleuchtung und die Sauberkeit der Plätze hier. Denn ist eine Umgebung freundlich gestaltet, verhalten sich auch die Menschen anders. Was möglich ist, zeigt die Neugestaltung der östlichen Domumgebung.

(RP)
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