"Hogesa"-Kundgebung in Köln Hooligans reisen weitgehend friedlich ab

Köln · In Köln sind rund 1500 Hooligans zur "Hogesa"-Kundgebung gekommen. Im Laufe des Nachmittags kam es immer wieder zu kleineren Scharmützeln zwischen Linken und Rechten. Mittlerweile ist der offzielle Teil der "Hogesa"-Demo beendet, die Demonstranten reisen weitgehend friedlich ab.

Hogesa Köln: Demo in Deutz - 3500 Polizisten im Einsatz
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"Hogesa"-Kundgebung und viele Gegendemos in Köln

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Foto: ap

Etwa mit Einbruch der Dunkelheit war der offizielle Teil der Hogesa-Demonstration beendet. Der Barmer Platz, auf dem die zentrale Hogesa-Kundgebung stattgefunden hatte, leerte sich laut Polizei nach und nach. Allerdings machte der Polize die Abreise der Demonstranten zunächst Sorgen, denn linke und rechte Demonstranten machten sich auf den Weg zum Kölner Hauptbahnhof. "Beim Einbruch der Dunkelheit wird es die größte Herausforderung sein, die politischen Gruppen auseinanderzuhalten", sagte ein Sprecher der Polizei.

Hauptbahnhof zeitweise gesperrt

Nach Angaben des "Kölner Stadtanzeigers" wollte die Polizei die abreisenden Hogesa-Teilnehmer in den Zügen bis nach Hause begleiten. Dem Bericht zufolge gab es zunächst Randale vor dem Kölner Hauptbahnhof, ein Wasserwerfer sei vorgefahren und mehrere Einsatzfahrzeuge der Polizei seien vorgefahren. Die Polizei sperrte den Hauptbahnhof zeitweie ab, um die Menschen geordnet zu dem Zügen zu geleiten. Gegen 19.35 Uhr wurde die Sperrung wieder aufgehoben. Bislang (Stand 19.44 Uhr) reisen die Demonstranten weitgehend friedlich aus Köln ab.

 Die Rechtsextremistin Melanie Dittmer war im Rahmen von "Hogesa" bei der Einweisung der Ordnungskräfte zu beobachten.

Die Rechtsextremistin Melanie Dittmer war im Rahmen von "Hogesa" bei der Einweisung der Ordnungskräfte zu beobachten.

Foto: Christian Schwerdtfeger

Der allergrößte Teil der Gegendemonstranten zeigte sich am Sonntag friedlich gesinnt. Ein kleiner Block aus dem linken Antifa-Spektrum war allerdings offensichtlich auf Konfrontation aus. Deren Aggressionsbereitschaft machte der Einsatzleitung am meisten Sorge. Auch weil Linke versuchen, über Schleichwege auf das Gelände der "Hogesa"- Kundgebung zu gelangen. Den Hauptzugang über den Deutzer Bahnhof hatte die Polizei tagsüber abgeriegelt.

"Es wurden Böller und Flaschen geworfen", erklärte Arnold Plickert, Vize der Polizeigewerkschaft GdP. "Am meisten Sorge bereiten uns derzeit etwa 800 bis 1000 Vermummte aus dem linken Spektrum. Die polizeilichen Maßnahmen zeigen jedoch Wirkung, insbesondere die Auflagen für die "Hogesa"-Kundgebung."

Polizei setzt Wasserwerfer gegen Linke ein

Die Stimmung war den ganzen Tag über hoch aggressiv. Im Tagesverlauf kam es im Kölner Stadtgebiet mehrfach zu Scharmützeln. Vor dem Stadthaus setzte die Polizei einen Wasserwerfer gegen mehrere hundert Linke ein. Laut "Kölnische Rundschau" kam es in der Umgebung des Technischen Rathauses zu einer heftigen Schlägerei zwischen Linken und Hooligans. Dabei kam auch ein Polizei-Hubschrauber zum Einsatz. Es habe Festnahmen und Ingewahrsamnahmen gegeben, sagte ein Polizeisprecher. Zahlen nannte er nicht.

Etwa 150 der gewaltbereiten linken Demonstranten griffen gezielt die Polizei an. Die Beamten setzten Schlagstöcke und Pfefferspray ein. In einer anderen Situation wurde ein Beamter leicht verletzt, als Randalierer Steine nach einem Polizeiwagen warfen. Im Bereich des Bahnhofs kam es zu einer Sitzblockade. Gegendemonstranten versuchten so, die Ankunft weiterer "Hogesa"-Teilnehmer zu blockieren. Die Bundespolizei räumte die Bahnsteige. Im Zugverkehr zwischen Deutz und dem Kölner Hauptbahnhof gab es nach Angaben der Bahn am Nachmittag Störungen.

Auf dem Barmer Platz, dem Ort der "Hogesa-"Kundgebung, blieb es weitgehend friedlich. Die Teilnehmer hielten sich in einem durch Gitter abgesperrten Bereich auf. Dort herrscht striktes Alkoholverbot. Etwa 1500 Hooligans waren vor Ort. Auch bei der Anreise gab es nach Angaben der Polizei keine Zwischenfälle. Allerdings flogen einige Böller, wie ein Video auf Twitter zeigt.

Der Beginn der Kundgebung verzögerte sich. Ursprünglich war er für 14 Uhr angesetzt. Die strengen Kontrollen der Polizei brachten den Zeitplan jedoch ins Wanken. Mehr Probleme bereitete noch die chaotische Vorbereitung der Veranstalter. Bis etwa 15 Uhr wurden per Ausruf Einsatzkräfte für den Ordnungsdienst gesucht.

 In diesen Bereichen kann es am Sonntag aufgrund der Demonstrationen eng werden.

In diesen Bereichen kann es am Sonntag aufgrund der Demonstrationen eng werden.

Foto: Polizei

Ordner für Hogesa-Kundgebung fehlten

Mindestens 50 mussten die Veranstalter registrieren lassen, sonst durfte die Veranstaltung nicht stattfinden. Anforderungsprofil laut Durchsage: "Nüchtern, nach Möglichkeit keine Vorstrafen und in der Lage, im Notfall zupacken zu können." Am Megaphon bemühte sich die bekannte Rechtsextremistin Melanie Dittmer, den Ordnungsdienst zu koordinieren. Anfangs ohne Erfolg. Erste Ordner-Kandidaten wurden von der Polizei abgelehnt.

In einer ersten Ansprache eröffnete Veranstalter Dominik Roeseler - auch bekannt als führendes Mitglied der rechtsextremen Partei ProNRW - die Kundgebung. "Wir sind wieder da", rief er den Teilnehmern zu. In weiteren Ansprachen wurde überwiegend gegen Flüchtlinge gehetzt.

Auf Transparenten der radikalen Linken waren Parolen zu lesen wie "Deutschland verrecke" oder Deutschland, halt's Maul!". Mehrfach mischten sie sich unter die friedlichen Demonstranten. Bereits am Mittag hatten sich in der Innenstadt mehrere Dutzend Demonstranten aus dem linksautonomen Spektrum gesammelt, um zum Kundgebungsort der Hooligans ins rechtsrheinische Deutz zu ziehen.

Hooligans gegen Salafisten in Köln: Krawalle bei Hogesa-Demo
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Köln 2014: Krawalle bei Hooligan-Demo

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Foto: dpa, cas hpl

10.000 Gegendemonstranten

Auf dem Heumarkt in der linksrheinischen Innenstadt sammelten sich Demonstranten des Bündnisses "Köln stellt sich quer". Unter ihnen waren Vertreter von Parteien und Vereinen, auch Karnevalisten machten ihrem Unmut Luft. Auf Plakaten war zu lesen "Bunte Funken gegen braune Halunken". Nach Einschätzungen von Beobachtern waren insgesamt mehr als 10.000 Menschen zu der Gegenkundgebung gekommen. Auf Bannern und Transparenten war "Kein Mensch ist illegal", oder "Refugees welcome" zu lesen. Unter dem Motto "Schützt Flüchtlinge und Menschenwürde" hatte ein Bündnis aus mehr als 50 Gruppen und Vereinen einen "Anti-Hogesa-Aktionstag" mit Kulturprogramm und Kundgebungen organisiert.

Der Grünen-Politiker Volker Beck zeigte sich erfreut über die Resonanz. "Gerade nach dem Attentat auf Henriette Reker ist es ein starkes Zeichen der Kölner, dass so viele auf die Straßen gehen, um gegen Rechts zu demonstrieren. Köln ist bunt, unsere Stadt vielfältig. Wir sind gegen Leute, die andere ausgrenzen."

Vor einem Jahr hatte es in Köln bei einer Hooligan-Kundgebung schwere Krawalle gegeben. Am Sonntag sollten 3500 Beamte der Landespolizei und weitere starke Kräfte der Bundespolizei Ausschreitungen bei der erneuten Kundgebung von Hooligans und Rechtsextremen verhindern.

2014 wurden fast 50 Polizisten verletzt

Die Organisatoren der Kundgebung von Hooligans und Rechten hatten zunächst einen Demonstrationszug und eine Kundgebung unter dem Motto "Köln 2.0 - friedlich und gewaltfrei gegen islamistischen Extremismus" angemeldet. Die Polizei untersagte beides und verwies dabei auch auf die Ereignisse im vergangenen Jahr: Bei einem Aufmarsch der Hogesa-Gruppe " hatte es am 26. Oktober 2014 am Kölner Hauptbahnhof schwere Ausschreitungen gegeben, bei denen fast 50 Polizisten verletzt wurden.

Das polizeiliche Komplettverbot der erneuten Hooligan-Versammlung am Sonntag hatte vor den Gerichten allerdings keinen Bestand: Nach dem Kölner Verwaltungsgericht entschied am Mittwoch auch das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster, dass statt einer Demonstration eine Kundgebung an einem festen Ort ohne Demonstrationszug stattfinden darf. Die Kölner Polizei legte daraufhin als Ort der zuvor am Hauptbahnhof geplanten Hooligan-Versammlung einen Platz im rechtsrheinischen Stadtteil Deutz fest.

Mit Material von dpa und AFP

(csh pst)
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