Fragen und Antworten Was uns beim Hochwasser noch bevorsteht

Köln · Am Kölner Rheinufer schwappt das Wasser über die Gehwege, an vielen Orten werden mobile Wände errichtet. Auch in Düsseldorf und am Niederrhein steigen die Pegel stetig. Wo kommt das Wasser her, welche Gefahren drohen? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Sturm, Dauerregen und Tauwetter: Der Rheinpegel steigt und steigt in den ersten Tagen des Jahres 2018. Als Folge aus der warmen Witterung und des Sturmtiefs "Burglind" erhöht sich allein in Köln der Wasserstand um etwa zwei bis drei Zentimeter pro Stunde. Die Situation für Schiffsführer und Anwohner ist angespannt. Am Wochenende, spätestens Anfang nächster Woche könnte sich die Lage weiter zuspitzen: Bei einem Pegelstand von über 8,30 Meter in Köln müsste der Schiffsverkehr gestoppt werden - die Auswirkungen auf die Wirtschaft wären enorm. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Der Dezember war überdurchschnittlich verregnet. Schon damals stiegen die Flüsse in Nordrhein-Westfalen an. Doch der eigentliche Grund für das derzeitige Rhein-Hochwasser liegt laut Wetterdienst und Hochwasserzentrale weiter südlich: Das Tauwetter in der Schweiz und Baden-Württemberg hat großen Anteil an den steigenden Pegelständen. Hinzu kommt Dauerregen, zurzeit vor allem am Oberrhein und in den Vogesen (Elsass). Auf der Mosel ist der Schiffsverkehr schon seit Donnerstag wegen Hochwassers eingestellt - und die Massen drängen rheinabwärts Richtung Nordrhein-Westfalen.

Die Stadt Köln ist oft von Hochwasser bedroht, weil das Flussbett des Rheins dort sehr eng ist. Der Hochwasserschutz in der Metropole ist deswegen auch gut ausgebaut.

Darauf möchte sich keiner der Experten festlegen. Die Frage ist immer: Was kommt von oben an Wasser nach? Wie sehr drückt das Grundwasser hoch? Ab einem Pegelstand von 10,70 Metern würde in Köln Katastrophenalarm ausgerufen, im rechtsrheinischen Porz-Zündorf würde das Wasser dann über die mobilen Wände schwappen. Auf mehr als zehn Meter stieg der Pegel zuletzt an Heiligabend 1993. Die Schutzwände in der Altstadt sind für Pegelstände von deutlich mehr als 11 Meter ausgelegt. Pegel jenseits der 11-Meter-Marke gab es seit über 250 Jahren nicht mehr.

Die Stadt Bonn rechnete damit, dass am Freitag die 7-Meter-Marke geknackt wird. Dramatisch ist die Situation dann laut einer Sprecherin noch nicht. Ab einem Stand von 7,50 Metern würde die Rheinufer-Promenade überschwemmt - Häuser stehen dort aber keine. In Düsseldorf liegen die Prognosen für Freitag nach Auskunft der Stadt derzeit bei etwa 7,20 Metern. Bei Prognosen von acht Metern und mehr wird das Tor am Alten Hafen geschlossen. Der Pegel in Duisburg überschritt am Donnerstag laut Hochwassermeldezentrum die acht Meter. Der Wasserstand soll dort bis Freitagmittag weiter steigen und sich der Marke von neun Metern nähern.

Hochwasser 2018 in NRW nach Sturmtief Burglind
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Hochwasser in NRW nach starken Regenfällen

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Foto: Martin Gerten/dpa

Der Name klingt spektakulär. Dahinter verberge sich aber eine Routine, heißt es bei den Stadtentwässerungsbetrieben (StEB): Die Stadt Köln und die wichtigsten am Hochwasserschutz beteiligten Institutionen wie die Feuerwehr, Polizei, DLRG und Rheinenergie entsenden einen Mitarbeiter ins Lagezentrum, das bei den Stadtentwässerungsbetrieben eingerichtet wird. Jeder arbeite an seinem pegelabhängigen Maßnahmenplan. "Im Notfall können aber auf dem kurzen Dienstweg schnell Dinge geregelt werden", sagt StEB-Sprecherin Andrea Bröder.

Hochwasser im Januar 2018: Fotos unserer Leser
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Hochwasser-Fotos unserer Leser

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Foto: Leserfoto/Kevin Wüst

Sowohl Hochwasser als auch Niedrigwasser haben laut Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Köln, dramatische Auswirkungen auf die gesamte Metropolregion entlang des Rheins. "Häfen können nicht mehr beliefert werden - und häufig sind Produkte und Teile dabei, die auf Zeit bestellt wurden." Betroffene Unternehmen werden seiner Einschätzung nach zwar keine kurzfristigen Probleme bei der Produktion bekommen. Mit leichten Verzögerungen sei aber durchaus zu rechnen. Für Hafengesellschaften bedeute eine Einstellung der Schifffahrt immer finanzielle Einbußen.

(lsa)
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