Ausstellung Geraubte Kinder - vergessene Opfer

Köln · Das NS-Dokumentationszentrum erinnert ab Donnerstag mit einer Wanderausstellung an Kinder, die während des Zweiten Weltkriegs verschleppt wurden.

An ein bisher weitgehend unbekanntes Kriegsverbrechen erinnert die Wanderausstellung "Geraubte Kinder" im NS-Dokumentationszentrum. Während des Zweiten Weltkriegs nahmen die Nationalsozialisten in Polen und auch anderen okkupierten Ländern Eltern ihre Töchter und Söhne weg - insgesamt zwischen 50.000 und 200.000 blonde und blauäugige Kinder. Sie pferchten sie in Züge und deportierten sie ins "Deutsche Reich".

Diese Kinder galten als "gewünschter Bevölkerungszuwachs". Über die SS-Organisation "Lebensborn e. V." wurden sie "eingedeutscht" und ihrer kulturellen Identität beraubt. Unter anderem war ihnen verboten, ihre Muttersprache zu sprechen, in Pflegefamilien, Heimen oder in Lagern wurden sie zwangsgermanisiert.

Die Ausstellung dokumentiert die Biografien und Schicksale von Menschen, die als Kinder aus Polen, Russland, Slowenien, der Tschechoslowakei und Norwegen wegen ihres vermeintlich "arischen" Aussehens nach Deutschland verschleppt worden sind. Viele der geraubten Kinder konnten nach dem Krieg nicht in ihre Heimat zurückkehren, weil die deutschen Jugendämter oft bei der Verschleierung des Menschenraubs mitwirkten und die entführten Mädchen und Jungen mit einer fremden Identität "einbürgerten". So haben die meisten dieser Kinder nach Ende des Zweiten Weltkriegs ihre Eltern nicht wiedergesehen.

Wenn sie doch in die ehemalige Heimat zurückkehrten, erlebten sie erneut einen Schock: Einige waren nicht mehr in der Lage, sich in ihrer Muttersprache zu verständigen. Andere schafften es nicht, die in den langen Jahren der Trennung entstandene emotionale Kluft zwischen sich und den Eltern zu überwinden. Wiederum andere wurden als "Feindeskind" stigmatisiert. Viele, die in ihrer Kindheit verschleppt und gewaltsam "eingedeutscht" wurden, leiden noch heute unter psychischen Folgen.

Das Leid der heute erwachsenen Menschen wurde nie als Verbrechen anerkannt, bis heute warten sie auf eine Entschädigung. Der Verein "Geraubte Kinder - vergessene Opfer" hat die Ausstellung gestaltet. Die Beigeordnete für Kunst und Kultur, Susanne Laugwitz-Aulbach, eröffnet sie am Donnerstag um 19 Uhr im NS-Dokumentationszentrum der Stadt. Zur Sonderausstellung werden zwei Programmpunkte angeboten: Am Freitag, 26. Februar, gedenken Anna Haentjens und Sven Selle im EL-DE-Haus (Appellhofplatz 23-25) um 19 Uhr den vergessenen Opfern in Liedern und Texten. Der Eintritt kostet 4,50 Euro, ermäßigt zwei Euro. Am Sonntag, 28. Februar, findet um 14 Uhr eine Führung durch die Sonderausstellung mit Rech Allgaier statt. Treffpunkt ist im EL-DE-Haus, die Teilnahme ist kostenlos. www.museenkoeln.de

(RP)
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