Freispruch in Prozess um Vergewaltigung in Köln Im Zweifel für den Angeklagten

Er soll sich als Polizeibeamter ausgegeben und eine Prostituierte am Eigelstein zum Sex gezwungen haben. Ein 27-Jähriger musste sich nun wegen Vergewaltigung vor Gericht verantworten.

 Vor dem Kölner Justizgebäude

Vor dem Kölner Justizgebäude

Foto: hsr

Nicole K. ist die einzige Zeugin für eine Tat, die vor mehr als zwei Jahren geschehen sein soll. Die heute 36 Jahre alte, zierliche blonde Frau arbeitete damals als Prostituierte im Kölner Eigelstein-Viertel. In einer Novembernacht soll ein Mann sie vergewaltigt haben, der sich als Polizist ausgegeben haben soll. Die Anklage wirft dem 27-jährigen Anton C. (alle Namen geändert) vor, die Frau auf einem Supermarkt-Parkplatz vergewaltigt zu haben, nachdem er ihr weis gemacht hatte, er sei ein Polizeibeamter und es läge ein Haftbefehl gegen sie vor. "Wir können das aber auch anders regeln", soll er gesagt haben.

Der zweifache Familienvater bestreitet die Vorwürfe am Donnerstag im Kölner Amtsgericht. "Sie hat mir diese Dienstleistung angeboten", sagt er. 20 Kölsch hatte er angeblich intus, als er gegen Mitternacht aus einer Kneipe am Eigelstein kam und sah, wie die Frau mit zwei Männern diskutierte. "Ich habe sie gefragt, ob alles in Ordnung sei, so kamen wir ins Gespräch."

Sie habe ihn gefragt: "Willst du Spaß haben?" Da habe er sich gedacht: "Warum nicht?" Sie sei es gewesen, die ihn auf dem Weg zum dunklen Parkplatz gefragt habe, ob er Polizist sei. Nach dem Sex, für den er ihr 30 Euro gegeben habe, sei jeder seines Weges gegangen. "Als ich die Anklage gekriegt habe, war ich geschockt", sagt der Angeklagte, der immer mal wieder zu Prostituierten geht, wie er sagt.

Für Nicole K. ist die Aussage nicht leicht. Jedes Detail muss sie ausbreiten, sie spricht leise, an manches erinnert sie sich nicht mehr. Sie hätten sich damals auf Sex geeinigt, seien zum Parkplatz gegangen. Anton C. habe ihr dann aber kein Geld gegeben, und gesagt, dass er Polizist sei, ihr den Arm auf den Rücken gedreht. "Ich hatte panische Angst, dass er ein Messer dabei hat und mich absticht", sagt sie. Deshalb habe sie alles über sich ergehen lassen. Danach habe sie geweint und ein Bekannter habe sie überredet, zur Wache zu gehen.

"Der Vorwurf, der im Raum steht, ist keine Bagatelle", sagt der Vorsitzende Richter. Mindestens zwei Jahre Freiheitsstrafe drohen Anton C. Die Beweise sind aber zu dürftig und der Bekannte, der Nicole K. damals zur Wache begleitete, ist inzwischen gestorben.

Am Ende steht Aussage gegen Aussage. Im Zweifel für den Angeklagten: Er wird frei gesprochen.

(hsr)
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