Köln Eine präzise Chronistin ihrer Zeit

Köln · Das Käthe Kollwitz Museum am Neumarkt zeigt bis zum 25. Februar eine Retrospektive zum Werk von Tremezza von Brentano. Die mehr als 30 gezeigten Werke hat die Künstlerin für die Ausstellung selbst ausgewählt.

 "Große und kleine Welt" von Tremezza von Brentano.

"Große und kleine Welt" von Tremezza von Brentano.

Foto: VG Bild-Kunst Bonn 2017

Wie kaum eine andere Künstlerin der Gegenwart hat Tremezza von Brentano ein malerisches Œuvre erschaffen, das von einer intensiven Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte ebenso wie von aktuellen Bildern aus den Medien inspiriert ist. Vor allem in ihren Selbstbildnissen wird ihr ungebrochenes Interesse an den Themen unserer Zeit auf sehr persönliche Weise sichtbar. Anlässlich ihres 75. Geburtstags widmet das Kölner Käthe Kollwitz Museum am Neumarkt Tremezza von Brentano eine Retrospektive mit Werken aus den 1970er Jahren bis heute.

Tremezza von Brentano, 1942 in Innsbruck geboren, zählt zu den Pionieren des "Realismus der Gegenwart", einer neuen, figürlich-gegenständlichen Malerei im postmodernen Deutschland. Bald nach ihrem Studium in Mannheim, Stuttgart und in den US-Städten Austin und Seattle wendet sie sich von der damals vorherrschenden abstrakten Malerei ab und entwickelt - ab 1972 vor allem in ihrem Atelier in Köln - einen eigenen und unverwechselbaren Stil. Bis zum heutigen Tage entwirft die 75-jährige Tremezza von Brentano kompromisslos und präzise nach wie vor Menschenbilder in sachlich-kühnen Konturlinien und mit kräftiger, expressiver Farbigkeit.

Seit über vier Jahrzehnten sucht und findet Tremezza von Brentano Inspiration für ihre Arbeit in den Meisterwerken der Kunstgeschichte ebenso wie in den Erfahrungen des Alltags und in gesellschaftlichen Phänomenen. In ihren Gemälden verschmelzen Bildzitate von gestern und heute zu Sinnbildern der Gegenwart. Besonders in ihren Selbstbildnissen wird das Spannungsfeld von künstlerischem Realismus und gelebter Wirklichkeit sichtbar. Zeitlebens ist Brentano auch von Käthe Kollwitz stark beeindruckt. Wenngleich in künstlerischer Umsetzung keinerlei Bezüge existieren, so gibt es doch Verwandtschaften: Beide Selbstporträts zeugen exemplarisch von einer inneren Auseinandersetzung mit sich selbst und mit dem Zeitgeschehen, mit sich wandelnden Lebensumständen und mit der eigenen Vergänglichkeit. Doch während die Grafikerin das Wesentliche allein durch ihre Physiognomie zum Ausdruck bringt, stellt die Malerin ihr Selbstporträt mit stoisch konzentrierten Zügen in einen immer neuen, bildreich erzählenden Kontext.

So ist Tremezza von Brentano eine künstlerische Chronistin unserer Zeit. Im Jahr des 150. Geburtstags von Käthe Kollwitz und anlässlich des 75. Geburtstages der Tremezza von Brentano widmet das Käthe Kollwitz Museum Köln der Malerin nun eine Retrospektive mit mehr als 30 von der Künstlerin selbst ausgewählten Werken - Selbstbildnisse aus einem Zeitraum von 40 Jahren, die nicht nur ihre Entwicklung sichtbar machen, sondern vielmehr ihren Lebensweg selbst aufzeigen.

Info Die Ausstellung läuft bis zum 25. Februar im Käthe Kollwitz Museum am Kölner Neumarkt 18-24. Die Öffnungszeiten sind: Dienstag bis Freitag von 10 bis 18, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt beträgt fünf, ermäßigt zwei Euro. Führungen finden sonn- und feiertags um 15 Uhr, donnerstags um 17 Uhr statt.

(RP)
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