Stadtgeschichte Ein Restaurant kommt ins Museum

Köln · Das Bosporus an der Weidengasse war eine bundesweite Adresse für Gourmets. Auch viele Prominente waren hier sehr oft zu Gast.

Stadtgeschichte: Ein Restaurant kommt ins Museum
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Er verbindet nicht nur den europäischen und asiatischen Kontinent, sondern auch kölsches Hätz mit türkischer Kultur - und dies mitten im Eigelstein-Viertel: der Bosporus. Jahrelang war das Restaurant in der Weidengasse erste Adresse, wenn es um gehobene türkische Küche und Gastfreundlichkeit in einem urkölschen Stadtviertel im Schatten des Doms ging. Nun ist das Bosporus reif fürs Museum.

 Yasemin und Ali Balaban waren die Betreiber des türkischen Restaurants Bosporus in der Weidengasse.

Yasemin und Ali Balaban waren die Betreiber des türkischen Restaurants Bosporus in der Weidengasse.

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Vor mehr als 30 Jahren kam Ali Balaban aus Istanbul nach Köln, um hier Architektur zu studieren. Doch anstatt sich nach dem Studium dem Entwurf von Gebäuden zu widmen, wollte er den Menschen hier die türkische Tischkultur näher bringen, die bis dahin in Deutschland nur durch Schnellimbissbuden bekannt war. So gründete er in der Weidengasse das Restaurant Bosporus. Dort lernte er auch seine Frau Yasemin kennen, die hier zu Gast gewesen war und nun seit über 20 Jahren an seiner Seite steht.

Die erstklassige Qualität der Küche zeigen Auszeichnungen wie die Aufnahme in die Feinschmecker-Gilde der "Chaîne des Rôtisseurs" - übrigens als erstes und bisher einziges türkisches Restaurant in Deutschland - oder die Kür zum "Ausländischen Restaurant des Jahres 2013" im "Schlemmer-Atlas".

Im Laufe der Jahre konnte das Bosporus viele prominente Gäste begrüßen. So liest sich auch das Gästebuch: Alfred Biolek, der Politiker Gerhart Baum, der gemeinsame Eintrag des damaligen Oberbürgermeisters Norbert Burger mit dem heutigen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, die Zeichnungen von Jörg Immendorf und Markus Lüppertz - all dies zeugt von großen Namen und schönen Abenden mitten im Eigelstein-Viertel.

Doch Ali Balaban verstand sein Restaurant auch als einen Ort des kulturellen Zusammenkommens und Austausches. Das soziale Engagement in einem schwierigen Viertel wie dem Eigelstein war der Familie ein wichtiges Anliegen. Ob Ausstellungen im Restaurant oder Theateraufführungen in Gegenwart der legendären Tänzerin und Choreographin Pina Bausch, Begegnungsabende verschiedener Kulturen und Religionen, das Sammeln für eine Weihnachtsbeleuchtung in der Weidengasse: das Engagement von Ali und Yasemin Balaban erstreckte sich auf viele Bereiche.

Nach der Schließung des Restaurants im Jahr 2013 übergibt die Familie Balaban nun mehr als 130 Einzel- und Erinnerungsstücke der ehemaligen Einrichtung dem Kölnischen Stadtmuseum. Darunter sind neben einer Mokkatassen-Sammlung aus 20 Jahren und dem Schriftzug an der Fassade des Bosporus auch das Gästebuch. Das Haus an der Zeughausstraße nimmt den Bestand als wichtigen Teil der Stadt- und Migrationsgeschichte in die Sammlung auf.

"Das ist ein Stück kölnisch-türkischer Geschichte. Mir war schnell klar, dass so etwas nicht auf einem Container landen darf. Gerade das Gästebuch ist ein Stück Zeitgeschichte", sagt Museumsdirektor Mario Kramp. "Es ist eine große Ehre für uns, ein Teil der Kölner Geschichte zu sein. Dass wir uns in der Weidengasse und am Eigelstein sozial engagiert haben war immer ein Anliegen für uns", betont Yasemin Balaban. Es sei natürlich auch etwas Wehmut dabei, jetzt das Restaurant im Museum zu sehen.

Bestimmte Teile könnten als Teil der ständigen Sammlung zu sehen sein, wenn das Museum seinen Platz in der Neuen Mitte am Dom gefunden haben wird.

Stephan Eppinger

(RP)
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