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Der Katastrophenkasper ist zurück

Köln · Ab Donnerstag steht Schauspieler Tom Gerhardt bei seinem Stück "Ketten der Liebe" auf der Bühne des Theaters am Dom. Im Interview erzählt er über die Aufführung sowie die Beziehung zu seinen Fans und zum Kölner Theater.

 Tom Gerhardt an Bord des Restaurantschiffs "Alte Liebe" in Rodenkirchen.

Tom Gerhardt an Bord des Restaurantschiffs "Alte Liebe" in Rodenkirchen.

Foto: Stephan Eppinger

Herr Gerhardt, wie ist die Idee zum Stück entstanden?

Gerhardt Der Ursprung liegt im Stück "Dinner für Spinner", das wir kräftig bearbeitet hatten, bevor es auf die Bühne kam. Dort gab es die Figur des Trottel-Terminators Mathias Bommes, der einen Amoklauf der Tollpatschigkeit hinlegt. Das Stück kam gut an und war bislang 300 mal auf der Bühne zu sehen. Gemeinsam mit René Heinersdorff kam danach die Idee auf, ein eigenes Stück mit und für Bommes zu schreiben. Mein Co-Autor war Franz Krause, mit dem ich schon ewig zusammenarbeite, und der seinen Namen für den Hausmeister Krause hergeben hat. Wir haben lange nach einer griffigen Situation gesucht, bei der Bommes reichlich Unheil anrichten kann, und diese schließlich auch gefunden.

Worum geht es bei "Ketten der Liebe"?

Gerhardt Bommes verehrt auf seine gutmütig, tollpatschige Art den Deutschrock-Star Andy Roth. Und der tut nach außen alles für eine gute Welt und singt treuherzige Lieder für Benefizkonzerte. Doch kaum kommt er von der Bühne, macht er die Garderobiere zur Schnecke, weil die Kiwis zu hart sind. Er ist eine Diva der übelsten Art, ein Zyniker und Superheuchler, der an Moliere erinnert. Ein Dorn im Auge ist für ihn ein Termin, den das Stadtfernsehen verlost hat, und bei dem er einen Fan in seine Garderobe lassen muss. Das ist ihm höchst unangenehm.

Und jetzt kommt Bommes ins Spiel?

Gerhardt Ja, der Rockstar wird jetzt von den Geistern getroffen, die er mit seinen Liedern aus der Flasche gelassen hat. Bommes ist auf die Texte reingefallen und nimmt diese für bare Münze. Das Treffen hat er akribisch vorbereitet. Und dann schleppt er auch noch einen Groupie in die Garderobe. Für Andy Roth kommt es ganz dick, denn er wird die beiden nicht mehr los und wird in seiner Garderobe festgesetzt, obwohl er pünktlich auf die Bühne muss. Bommes bringt ihn in eine höchst prekäre Situation und draußen im Saal wartet der eifersüchtige Freund des Groupies. Jeder der das Stück sieht, fragt sich, ob es Roth noch auf die Bühne schafft.

Und dabei meint es Bommes doch nur gut.

Gerhardt Er will Gutes tun und Probleme lösen. Aber die werden durch ihn unüberwindbar. Bommes ist ein Katastrophenkasper sondersgleichen. Er hat ein schlichtes Gemüt, ist aber doch liebenswert. So eine Figur ist aus dem Leben gegriffen, diese Superfans gibt es wirklich. Und manche sind kaum zu bändigen. Er kann auch nicht verstehen, dass Liedtexte nicht so gemeint sind, wie sie gesungen werden. Er identifiziert sich wie Bommes total mit seinem Star.

Haben Sie auch schon mal solche Erfahrungen mit Fans gemacht?

Gerhardt Es gibt schon welche, bei denen man einfach nur noch die Flucht ergreifen kann. Manche Menschen wollen einfach zu viel Liebe geben. Wenn ich in der Saison nach Mallorca fliege und kostümtechnisch nur gewisse Ähnlichkeiten mit meiner Figur Tommy zeige, wird es ziemlich schnell ziemlich heftig.

Wie gehen Sie damit um?

Gerhardt Ich bin nicht empfindlich, solange es nicht total stressig wird. Man kann sich nicht über solche Dinge beschweren, wenn man auf der Bühne den Beifall haben möchte. Wer seinen Hintern aus dem Fenster hängt, darf sich nicht wundern, wenn er gesehen wird.

Welche Beziehung haben Sie zum Theater am Dom?

Gerhardt "Dinner für Spinner" war dort mein erster Auftritt. Das kam gut an und jetzt hoffen wir auf eine Wiederholung. "Ketten der Liebe" ist ein gutes Stück für Köln, eine echte Lachparade und das in der Sprache der Zeit.

(RP)
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