Kalkar Zurück in Kalkar: Die jüdische Menora

Kalkar · Ein Pfarrer aus Königswinter, der den Leuchter lange in Verwahrung hatte, möchte, dass er zurück in die Heimat kommt.

 Bürgermeisterin Dr. Britta Schulz dankt Pfarrer i.R. Kalckert und Gabriele Wasser, die ein privates Museum führte, für die Überlassung der Menora.

Bürgermeisterin Dr. Britta Schulz dankt Pfarrer i.R. Kalckert und Gabriele Wasser, die ein privates Museum führte, für die Überlassung der Menora.

Foto: Stadt Kalkar

Wer nicht eigens nach den Relikten sucht, wird in Kalkar nicht mehr viel finden, das an die Existenz der jüdischen Gemeinde erinnert. Dabei gibt es diese Hinweise auf die Geschichte: das Mahnmal an der Gasthausstege in Form der Thora (Schriftenrolle), den Platz der ehemaligen Synagoge, der jüdische Friedhof. Nun ist ein symbolträchtiger Gegenstand nach Kalkar zurückgekehrt, der seit der Pogromnacht am 9./10. November verloren war: der siebenarmige Leuchter, die Menora. Ein Pfarrer aus Königswinter hatte sie in den vergangenen Jahren in Ehren gehalten.

Da der Leuchter, eines der wichtigsten religiösen Symbole des Judentums, nicht an seinen angestammten Platz im jüdischen Gotteshaus an der Hanselaerstraße zurückehren kann, bietet sich das Museum an. Harald Münzner, Leiter des Bereichs Kultur, berichtet: "Vor einigen Monaten nahm der katholische Pfarrer im Ruhestand Georg Kalckert aus dem Kloster Heisterbach bei Königswinter Kontakt zum Museum Kalkar auf. In mehreren vertrauensvollen Gesprächen sind wir uns einig geworden, die Menora künftig im Museum auszustellen."

Der siebenarmige Leuchter war Mitte der 1970er Jahren in den Besitz des Geistlichen gelangt, da Erben einer Krefelder Juristen-Familie den Leuchter nicht in den Kunsthandel zurückgeben wollten. Dort war er mutmaßlich in der Nachkriegszeit erstanden worden - wer ihn dort eingeliefert hat und wie derjenige an den religiösen Gegenstand gekommen war, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Am passendsten erschien es den Erben der Krefelder Familie, die Thora in die Hände eines ihr bekannten Pfarrers zu geben, der sich intensiv mit der christlich-jüdischen Geschichte beschäftigt hatte. Ihm wurde gesagt, dass der Leuchter aus dem niederrheinischen Kalkar stamme.

Pfarrer Kalckert, berichtet Münzner, habe eindrucksvoll geschildert, wie er den Leuchter bei Gedenkfeiern, vor allem anlässlich der Pogromnacht, als Symbol für die Zugehörigkeit der jüdischen Kultur bewusst in das Andenken einband. Zudem sei die Menora seit der Emeritierung von Pfarrer Kalckert dauerhaft in dem kleinen Museum zur Jüdischen Geschichte und Kultur in Königswinter präsentiert worden. Eine dort erstellte kunsthistorische Expertise ordnet die Menora ein als eine Arbeit niederrheinischer Provenienz aus der Zeit um 1860. Weil das kleine private Museum vor kurzem aufgelöst wurde, musste eine Nachfolgelösung für die Sammlung gefunden werden. Die Menora sollte, so wollte es der Pfarrer, dauerhaft zurück nach Kalkar. Münzner führt aus, dass Menora und Thora nach der Pogromnacht zunächst in private Haushalte kamen. Beweise in Form von Belegen dafür, dass der Leuchter tatsächlich aus Kalkar stammt, gibt es nicht, doch spreche vieles dafür. Mit der Eröffnung der Jubiläumsausstellung "50 Jahre Städtisches Museum" am Sonntag, 25. September, wird die Menora nun dauerhaft im Museum präsentiert.

(RP)
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