Kleve Zehn-Zentner-Bombe legt Kleve lahm

Kleve · Für etwa eine Stunde lag das Leben in Kleves Innenstadt gestern brach. Zahleiche Straßen waren abgesperrt, die Menschen mussten in den Häusern bleiben. Bombe lag an der Kalkarer Straße in fünfeinhalb Meter Tiefe.

 Peter Giesecke (re.) und Michael Hoff (li.) haben den Aufschlagzünder entfernt, Andreas Wulze stabilisierte die Grube.

Peter Giesecke (re.) und Michael Hoff (li.) haben den Aufschlagzünder entfernt, Andreas Wulze stabilisierte die Grube.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Nur wenige Stunden Zeit hatten Stadt, Feuerwehr und Polizei, um Kleve auf die Entschärfung einer Zehn-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg vorzubereiten. Zunächst hatte Ralph van Hoof, der Leiter des Ordnungsamtes, die Hoffnung, es handele sich "nur" um eine Fünf-Zentner-Bombe, das hätte nämlich den Radius des zu sichernden Bezirks halbiert. Aber es war ein zehn Zentner schwerer Blindgänger der Amerikaner, der da im Untergrund des alten Sportplatzes nahe des Self-Baumarktes gefunden wurde. Luftbilder hatten den Verdacht geweckt, Sondierungsbohrungen brachten die Gewissheit. Der Fund hatte zur Folge, dass die Innenstadt samt Fußgängerzone gestern in weiten Bereichen menschenverlassen war.

Diesen Zustand zu erreichen stellte sich als nicht einfach heraus: "Ich kann dem Sprengmeister keine ,Sicherheit' melden, so lange da noch Menschen zwischen den Geschäften hin und her laufen", erklärte van Hoof, der mit einigen Kollegen Stellung am Kreisverkehr an der Kalkarer Straße bezogen hatte. Immer wieder vermeldeten Polizeibeamte, dass Passanten in die Große Straße hinein liefen. Welche Erklärungen dafür sie auch immer hatten - es gab kein Pardon. "Die Leute sagen, ,es passiert doch nie ewas'; das ist zum Glück auch meist richtig, aber darauf dürfen wir uns nicht verlassen", erzählt Theo Brock, der viel Erfahrung mit Kampfmitteln hat. Ungezählte Straßen mussten gesperrt werden, selbst die Fußgängerbrücken über die Spoy an der Hochschule wurden frühzeitig blockiert, damit möglichst keine Menschen mehr in Richtung der Bombenfundstelle liefen.

 Carsten van Dornicks Pumpen senkten innerhalb kurzer Zeit das Grundwasser am Fundort um fünf Meter ab.

Carsten van Dornicks Pumpen senkten innerhalb kurzer Zeit das Grundwasser am Fundort um fünf Meter ab.

Foto: Gottfried Evers

Wer mit dem Zug aus Kleve raus fahren wollte, musste sich gedulden. Die Schüler, die am Busbahnhof warteten, hatten Glück, dass sie gerade noch rechtzeitig nach Hause kamen. Andere wie etwa Martina Koppers und ihre Mutter Käthe Peters aus Goch hatten Pech: "Wir wollten eigentlich um zehn vor drei mit dem Zug zurück, aber jetzt sitzen wir hier fest", berichtet Koppers. "Einmal in vielleicht drei Jahren bummeln wir gemeinsam durch Kleve, und dann so etwas." Die beiden Frauen trinken derweil einen Kaffee im Kiosk an der Lohengrinstraße - sicherheitshalber drinnen. "Freundlich, aber bestimmt", sagt ein Bundespolizist, habe man auch die Obdachlosen, die sich immer im Wartehäuschen am Bahnhof aufhalten, aus dem Gefahrenbereich geschickt. In den Geschäften der Innenstadt blieben die Leute gestern zwangsläufig länger als sonst.

Im Hörsaalzentrum der Hochschule war ein Raum für Menschen reserviert, die den Sicherheitsbereich verlassen mussten und so schnell nicht wussten, wohin. Das Angebot blieb allerdings ungenutzt. Gegen 15.15 Uhr waren die Straßen leer - eine ungewöhnliche Ruhe mitten am Tag. 20 Minuten später kommt das erlösende Telefonat an: Peter Giesecke und Michael Hoff vom Kampfmittelräumdienst war es gelungen, den Zünder zu entfernen. "Die Bombe lag in einer Tiefe von fünfeinhalb Metern; um dorthin zu gelangen und die Entschärfung vorzunehmen, mussten wir erst das Grundwasser absenken", so Giesecke. Das leistete mit seinen starken Pumpen das Kalkarer Bohrunternehmen van Dornick. Aluminium-Ringe stabilisierten die Grube, so dass die Sprengmeister über eine Leiter in die Tiefe herabsteigen konnten. Minuten nach der gelungenen Evakuierung sagte die Feuerwehr die Entwarnung durch.

(RP)
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