Kranenburg Wurzeln mit Bagger zerrissen - sterben die Linden ab?

Kranenburg · Bei Erdarbeiten an der Klever Straße in Kranenburg wurde entlang des Friedhofs ein Graben für Versorgungsleitungen ausgehoben. Dabei ist offenbar nicht nach Vorschrift gearbeitet worden.

 Falsch: Das ist der Blick in den Kranenburger Graben. Alle Wurzeln sind durchtrennt.

Falsch: Das ist der Blick in den Kranenburger Graben. Alle Wurzeln sind durchtrennt.

Foto: R. Helmich

Als der Emmericher Rüdiger Helmich (77) mit dem Fahrrad an dem Graben in Kranenburg vorbeikam und hineinschaute, kam ihm das blanke Entsetzen. Es handelte sich um einen meterlangen Aushub an der Klever Straße entlang des Friedhofs. Die Telekom hatte ein Unternehmen beauftragt, die Erde heraus zu baggern. Versorgungsleitungen sollen gelegt werden. "Es spricht nichts dagegen, hier zu graben. Aber auf keinen Fall so", sagt Helmich. Die Arbeiten seien nicht vorschriftsmäßig durchgeführt worden, weiß der Emmericher. Grund dafür sind die in unmittelbarer Nähe stehenden Linden. "Hier sind rücksichtslos die Wurzeln der Bäume zerstört worden, und das ist bei dem geringen Abstand verboten", sagt Helmich.

Der 77-Jährige kennt sich mit Bäumen aus. Er ist Mitbegründer und Sprecher der Baumfreunde Emmerich. Wenn man in dieser Entfernung zu den Gewächsen baggert, so müsse man die obere Bodenschicht bis zum Wurzelwerk aufnehmen und dann die Erde darunter absaugen, so dass dieser Teil der Pflanze unbeschädigt bleibt, erklärt der Emmericher "Hier ist mit der Baggerschaufel alles durchgerissen worden", sagt er. Ein Grund liegt auf der Hand: Die Arbeiten gehen schneller, sind einfacher und somit zweifellos kostengünstiger. Weiterer Vorwurf von Helmich: "Wenn es unbedingt erforderlich ist, Wurzeln durchzutrennen, muss man sie glatt abschneiden und darf sie nicht zerreißen. Das weiß jede Hausfrau, die weiche Blumenstiele anschneidet."

Die Telekom als Auftraggeber kann dieser Darstellung nicht folgen. Ein Sprecher des Unternehmens lässt aber keine Zweifel an den ordnungsgemäß durchgeführten Arbeiten. Man sei zusammen mit der Gemeinde vor Ort gewesen und habe festgestellt: Alles nach Vorschrift. "Das hat die Verwaltung ebenso gesehen wie wir", sagt der Telekom-Mitarbeiter.

Rüdiger Helmich war der Meinung, dass auch Kranenburgs Bürgermeister Günter Steins wissen sollte, was da mit Bäumen auf "seinem" Gemeindegebiet passiert. Er informierte ihn, dass gegen Vorschriften verstoßen wurde. "Der hat mir sogar in einem Brief geantwortet", sagt der Emmericher. Über den Inhalt des Schreibens war er ebenso positiv überrascht. "Herr Steins hat eingeräumt, dass dort eben nicht den Vorgaben entsprechend gearbeitet wurde. Es gibt nämlich für das Graben in der Nähe von Bäumen eine DIN-Norm, in der steht ganz genau wie Bäume und Pflanzen bei Baumaßnahmen geschützt werden müssen und welche Abstände einzuhalten sind. Dies gilt ebenso für das Wurzelwerk. Schließlich versorgen die das Gewächs."

Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt Bürgermeister Steins zu dem Thema: "Ich bin kein Baumexperte und sehe das als nicht so dramatisch an." Er ist der Auffassung, dass die Baggerarbeiten weit genug von den Bäumen entfernt erfolgt sind. Irgendwo müsse man schließlich mit den Rohren hin. "Ich glaube nicht, dass die Bäume da Schaden nehmen", sagt Kranenburgs Bürgermeister. Außerdem sei der Graben auch schon wieder verfüllt, was solle man da anderes machen. Da ist Helmich mit Steins einer Meinung. Mehr als Zuschütten, geht im Moment nicht. Dann heißt es warten, ob die Linden absterben. Spätestans in zwei Jahren steht fest, ob die Bäume überlebt haben. Wenn sie eingehen, wird Geld ausgegeben, das verspricht Steins: "Dann werden dort neue gepflanzt."

Für Rüdiger Helmich sind in dem Fall Unwissenheit in Verbindung mit Rücksichtslosigkeit die Wurzel allen Übels.

(jan)
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