Kreis Kleve 16.588 Kilometer von zu Hause weg

Kreis Kleve · Sarah Könner ist nach acht Monaten Work und Travel zurück. Sie gibt Tipps, wie dick der Rucksack sein sollte, wie gut die Englischkenntnisse sein sollten und vor allem wie wichtig ein eigenes Auto am anderen Ende der Welt ist.

 Erinnerungsstücke an die Zeit in "Down Under": Sarah Könner hat einen kleinen Koala-Bärenanhänger und einen Bumerang mit an den Niederrhein gebracht.

Erinnerungsstücke an die Zeit in "Down Under": Sarah Könner hat einen kleinen Koala-Bärenanhänger und einen Bumerang mit an den Niederrhein gebracht.

Foto: Gerhard Seybert

Schlafen unter freiem Himmel, Delfine hautnah an sich vorbeischwimmen sehen, das waren einige der Höhepunkte in den vergangenen acht Monaten. Diese Zeit war die 20-jährige Sarah Könner aus Geldern in Australien und Neuseeland unterwegs.

 Die Zeit in Australien bot auch genug Gelegenheit, um zu entspannen. Beim Autofahren sollte man allerdings auch ein Auge auf Koalas haben.

Die Zeit in Australien bot auch genug Gelegenheit, um zu entspannen. Beim Autofahren sollte man allerdings auch ein Auge auf Koalas haben.

Foto: privat

Die Mitbringsel passen in eine Handtasche. Sarah Könner hält einen Bumerang und einen kleinen Koala-Bären mit Strickpullover in der Hand, der die australische Flagge zeigt. Viel Gepäck war nicht erwünscht. Die 20-Jährige reiste als Backpacker, als Rucksacktouristin, mit der Option zu arbeiten, um sich den nötigen Lebensunterhalt zu verdienen.

"Ich habe es mir leichter vorgestellt, als es war", sagt die junge Geldernerin über die Jobsuche am anderen Ende der Welt. Viel gehe über Beziehungen, auch wenn Facebook und die Internetseite "gumtree" auch einiges an Jobangeboten zu bieten haben. Neben einer Zeit in einem Wasser- und Freizeitpark arbeitete sie anderthalb Monate auf einer Tomatenfarm und packte, na, Tomaten. Wichtig war ihr dabei, dass es einen Stundenlohn gab. Andere so genannte "Picker", Pflücker auf Farmen, würden oft nach Menge der geernteten Ware bezahlt. "Das ist manchmal Ausbeutung", warnt die Geldernerin. Verdient hat sie 21 australische Dollar pro Stunde, nach Abzug der Steuern blieben 17 Dollar.

Das hört sich viel an, vor allem bei einer Sechstagewoche. Sarah Könner relativiert den Traum vom schnellen Geld. "Das Leben in Australien ist superteuer." Allein das Übernachten in Hostels koste etwa 200 Dollar die Woche und weil Obst und Gemüse so teuer sind (Shampoo übrigens auch), ist das "Lieblingsgericht" der Backpacker Nudeln mit Tomatensoße.

Weil so viel für den Lebensunterhalt drauf geht, empfiehlt Sarah Könner ein eigenes Auto all denjenigen, die für längere Zeit in Australien unterwegs sind. Dass Backpacker mit einer Art VW Bus oder einem großen Kombi fahren und darin schlafen, sei nichts Ungewöhnliches. Im Gegenteil, es gebe Foren, in denen die Rucksacktouristen ihr Gefährt kurz vor der Heimreise weiterverkauften. "Mit einem Auto hat man auch ein eigenes, kleines Zuhause, einen Rückzugsort", sagt Sarah Könner.

Die Zimmer im Hostel dagegen muss man sich mit vielen Menschen teilen. Und weil Lebensmittel so teuer sind, werden die auch gerne schon einmal "ausgeliehen", oder besser gesagt: geklaut. Sarah vermisste irgendwann ihre Marmelade und die leckeren australischen Schokoriegel "Tim Tam".

Momente des Heimwehs, die gab es auch. "Wenn man abends unterwegs ist, es regnet in Strömen und man findet kein Hostel, das sind die Momente, in denen man sich fragt: Wofür mache ist das eigentlich?", sagt die Heimgekehrte. Kurz überlegt Sarah Könner. "Aber dann kommen auch wieder die richtig tollen Momente, die alles in den Schatten stellen."

Unvergesslich, oder wie Sarah es ausdrückt "Wahnsinn" war der Anblick des Sonnenuntergangs am Uluru, dem Berg im Outback, der eine Art Wahrzeichen ist für das ursprüngliche Australien. Dann ist da Fraser Island mit seinem türkisblauen Wasser und natürlich die Begegnung mit den vielen anderen Backpackern. "Ich habe Leute aus aller Welt kennengelernt", sagt Sarah. Aber (fast) egal wo, Deutsche waren schon da, vor allem an der Ostküste. "Es nervt schon ein bisschen", gibt sie zu.

Sie würde nie sagen, dass ein Auslandsjahr mit Rucksack etwas für jeden ist. "Das ist Typsache. Man stellt sich das oft rosiger vor, aber darf auch nicht vergessen, dass man nie eine feste Unterkunft hat", gibt die 20-Jährige zu Bedenken. Deswegen ist sie trotz aller guten Erfahrungen und spannenden Einblicke froh, endlich wieder im eigenen Bett zu schlafen. Obwohl, die Reiselust, die hat sie nun endgültig gepackt. Aber erst einmal will sie arbeiten, dann studieren und wer weiß, wohin es sie dann zieht.

(RP)
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