Kalkar-Wissel Wisseler Ernte-Dank ist ein Volksfest

Kalkar-Wissel · Zuschauer bestaunten bei herrlichem Wetter 800 Teilnehmer und 41 Zugnummern. Pastoralreferent Jens Brinkmann und die evangelische Pastorin Christel Hagen zelebrierten ökumenischen Gottesdienst an der Seepromenade.

 "Die wilden Kerle" fuhren bei dem Umzug auf ihren geschmückten Kettcars mit.

"Die wilden Kerle" fuhren bei dem Umzug auf ihren geschmückten Kettcars mit.

Foto: Gottfried Evers

800 Teilnehmer, insgesamt 41 Zugnummern, davon zehn prächtige Motivwagen, fantasievolle Fußgruppen und sieben Musikkapellen - der diesjährige Erntedankumzug in Wissel präsentierte sich am Samstag bei herrlichem Sonnenschein als echte Augenweide. Tausende Dahlien, Kürbisse, Kornähren, Gemüse, Obst und Früchte hatten die Wisseler kreativ in ihren Wagen verarbeitet. Da konnten die zahlreichen Besucher am Straßenrand nur staunen.

Die Wisseler Erntedankgemeinschaft, die mit einem zehnköpfigen Vorstandsteam und zahlreichen Helfern den Umzug seit 1971 organisiert, hat dafür gesorgt, dass sich im Laufe der Jahre aus einer kleinen religiös motivierten Aktion ein echtes Volksfest entwickelt hat.

"Die ganze Dorfgemeinschaft - Jung und Alt, von einem Jahr bis 90 Jahre - ist auf den Beinen, wenn hier Erntedank gefeiert wird", sagte Hubert Peerenboom. Für ihn war es die Premiere als Vorsitzender, hatte er doch gerade das Amt von Karl-Heinz van Holt übernommen. Der wurde für sein jahrzehntelanges Engagement zum Ehrenvorsitzenden ernannt und mit einem Bildband über "45 Jahre Erntedank in Wissel" beschenkt. "Ich war am Anfang schon ein bisschen nervös", gab Peerenboom zu. Doch alles lief ohne Probleme, so dass er sehr zufrieden sein konnte.

Das Fest begann am Samstag erstmalig mit einem kleinen Bauernmarkt auf dem Parkplatz des Modehauses "Boot". Dort wurden Obst und Blumen aus der Region angeboten. Der "Jugendtreff" verkaufte frisch gebackene Waffeln. Um 15.30 Uhr begann der Umzug. Mit seinen rund 1,5 Kilometern Länge ist er der größte am Niederrhein. An der Spitze fuhr eine geschmückte Kutsche, gezogen von zwei prächtigen Kaltblütern. Darin saß der neue Ehrenvorsitzende Karl-Heinz van Holt mit Ehefrau Siglinde und genoss die Fahrt. Nachher stiegen auch die Enkel Ben, Muriel, Jette und Ylvi mit ein. Fantasievolle Wagen reihten sich aneinander. Die "Alten Herren" vom Sportverein Sturm Wissel hatten eine alte Schmiede mit Feuerstelle und Amboss auf ihren Wagen gebaut. Die jüngsten Vereinsmitglieder fuhren auf mit Blumen und Früchten toll geschmückten Kettcars mit. Im Gästewagen saßen Landrat Wolfgang Spreen, Bürgermeister Gerhard Fonck und die Ratsmitglieder. Auch die Jungschützen waren wieder dabei. Zum ersten Mal kam mit Lena Wörner die Erntekönigin aus ihren Reihen. Der Wagen des Kirchenchores war ebenfalls ein echter Hingucker. Zum Thema "Die Erde ist uns anvertraut, hatten sie einen bunten Regenbogen gestaltet mit einem Fisch aus Blumen. Seine "Blubberblasen" zeigten Naturbilder: Bäume, Blumen, Gebirge und Wasser. "Die haben wir aus Körnern und Samen geklebt", erklärte Margarete Scholten.

Unterwegs fand an der Seepromenade am Wisseler See ein ökumenischer Gottesdienst statt, den der Pastoralreferent Jens Brinkmann und die evangelische Pastorin Christel Hagen gemeinsam feierten. Etwas Besonderes war, dass drei Asylbewerber, die in Wissel untergebracht sind, die Fürbitten vortrugen - in Deutsch, obwohl sie erst seit wenigen Wochen die Sprache lernen. Vier Kilometer legten die Wagen und Fußgruppen zurück. Abends wurde im Festzelt gemeinsam gefeiert.

Am Sonntag fand der Familientag mit einem großen Kinderfest statt. Während es sich die Eltern bei Kaffee und Kuchen - angeboten vom Förderverein der Grundschule - gemütlich machen konnten, tummelte sich der Nachwuchs an zahlreichen Spielständen. Die Kinder konnten sich am Kletterseil, beim Kegeln, bei Geschicklichkeitsspielen, beim Büchsen- und Pfeilwerfen austoben oder sich schminken lassen. "Es ist faszinierend, dass die Kinder von Anfang an, vom Wagenbau bis zum Fest, dazu gehören", sagte Karl-Heinz van Holt. "Unser Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Jung und Alt, das ist unsere Stärke, sonst hätten wir das Erntedankfest über mehr als vier Jahrzehnte nicht weiterführen können."

(RP)
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