Kranenburg Windkraft: Für den Wald auf die Straße

Kranenburg · Knapp 300 Bürger folgten dem Angebot der Initiative "Gegenwind im Reichswald", um sich vor Ort über die Auswirkungen des geplanten Baus von zwölf Windkraftanlagen entlang des Kartenspielerwegs zu informieren.

 Unter Naturschützern auf dem Kartenspielerweg: Mehr Bürger als erwartet kamen zur geführten Wanderung im Reichswald.

Unter Naturschützern auf dem Kartenspielerweg: Mehr Bürger als erwartet kamen zur geführten Wanderung im Reichswald.

Foto: Gottfried Evers

Das Thema "Windkraft im Reichswald" mobilisiert die Menschen. Der Beweis: Die Bürgerinitiative "Gegenwind im Reichswald" und der Verkehrs- und Heimatverein Kessel hatten zu einer Tour durch den Forst eingeladen, um aus ihrer Sicht über die Folgen des geplanten Baus von zwölf Windkraftanlagen entlang des Kartenspielerwegs zu informieren.

Überrascht waren die Initiatoren, dass mit knapp 300 Interessierten deutlich mehr der Einladung gefolgt waren, als man erwartet hatte. Vor allem deutsche Bürger wollten sich über das Projekt vor Ort informieren. Experten wie Ornithologen und Biologen führten in Gruppen durch das Gebiet und erklärten, welche Auswirkungen die Vorrangzone für das Ökosystem Wald haben wird.

Im Vorfeld der Führungen hatte es leichte Irritationen gegeben. Die Organisatoren hatten vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW ein Schreiben erhalten, in dem die Initiative aufgefordert wurde, sich die Veranstaltung genehmigen zu lassen. Demnach machte sich der Landesbetrieb Sorgen um die "Störung des Naturhaushalts". "An Gesetzte und Bestimmungen muss sich auch die Bürgerinitiative halten", sagte Hanns-Karl Ganser vom Regionalforstamt Wesel. Ganser betonte jedoch, dass es sich bei der Mitteilung lediglich um einen Hinweis gehandelt habe und die Aktion keine Konsequenzen nach sich ziehen würde.

Im Rahmen der Führung wurden ebenfalls die verschiedenen Standpunkte der Landesregierung zum Thema Wald angesprochen und diskutiert. So hatte das Umweltministerium erst im Mai Alarm geschlagen: Der Anteil der bereits ausgestorbenen Tier- und Pflanzenarten sei in NRW so hoch wie nie zuvor, hieß es aus Düsseldorf. NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) hatte vor einem Monat betont, dass man dabei wäre, die Festplatte der Natur unwiederbringlich zu löschen. Der Artenverlust sei neben dem Klimawandel die größte Bedrohung für den Menschen.

"Waldschutz sei auch Klimaschutz, hatte der Minister erklärt. Es ist für uns schwer nachvollziehbar, warum dann die Wälder für Industrieanlagen geöffnet werden", sagt Hannah van der Valk von der Bürgerinitiative. Die Gegner der "Windkraftanlagen im Wald" haben besonders im Blick, was sich derzeit in Düsseldorf tut. So wurde in der vergangenen Woche die zweite Fassung des Entwurfs für den Regionalplan vorgestellt, der im kommenden Jahr in Kraft treten soll.

"Darin sind etwa 560 Hektar für die Errichtung von Anlagen im Reichswald ausgewiesen. Davon 426 Hektar am Kartenspielerweg", erklärt van der Valk. Die Fläche sei nahezu doppelt so groß, wie die von der Gemeinde Kranenburg geplante Zone für Windkraftindustrie. Nach dem Entwurf kämen große Bereiche an der Grunewaldstraße hinzu. "Falls dieser Regionalplan in Kraft tritt, besteht die Gefahr, dass noch mehr Anlagen im Reichswald geplant werden und möglicherweise auch gebaut werden könnten. Deshalb ist es wichtig, dass die Bürger nach den Sommerferien von ihrem Recht Gebrauch machen, Stellungnahmen zum Entwurf des Regionalplans bei der Bezirksregierung abzugeben", sagt Hannah van der Valk.

(jan)
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