Kreis Kleve Werte – das bringt's

Kreis Kleve · Im Beruf geht es nicht immer nur um Fachwissen, sondern auch um soziale Kompetenzen. Inwieweit die wirklich gefragt sind, wurde versucht im Gespräch mit verschiedenen Fachleuten zu klären.

"Soft Skills", soziale Kompetenzen, erleichtern nicht nur den Umgang miteinander, sie können auch im Beruf richtungsweisend sein. "Spätestens, wenn Arbeitnehmer auch als Führungskräfte vorgesehen sind, muss ein Arbeitgeber darauf achten", erklärt Michael Hesse, Berater für akademische Berufe bei der Agentur für Arbeit.

"Ich packe zu!"

Es ist aber auch zu differenzieren. "Im Handwerk muss man schon symbolisieren: Ich packe zu", sagt der Diplom-Pädagoge. Andererseits, wenn man fachlich gut ist, aber die Präsenz eines zerstreuten Professors hat, habe man keine Chance. "Aber Ausnahmen bestätigen die Regel", ergänzt Hesse. Er bemängelt die oft schlechten Rhetorikkenntnisse der Schulabgänger. "Mit der Kommunikationsqualität steht und fällt alles", findet der Diplom-Pädagoge. Auch die non-verbale Kommunikation zähle. Schulen können in der Förderung eine entscheidende Rolle übernehmen, denn "eine Kommunikationsordnung kann ich in Familien nicht immer voraussetzen".

Eigenschaften wie Leistungsbereitschaft und Zuverlässigkeit werden durch Projekte und Projekttage an der Schule besonders gefördert, sagt Thomas Reimers, Leiter des Berufskollegs in Geldern. "Bereits die Schulsatzung enthält viele Dinge, die den Umgang miteinander regeln, zum Beispiel Pünktlichkeit." Ob sich daran gehalten wird, schlage sich auch in der Kopfnote wieder. Kopfnoten schreibt Reimers eine große Rolle zu. "Die Arbeitgeber achten schon darauf." Auf der anderen Seite hat man für die Klassen des dualen Systems die Kopfnoten wieder abgeschafft. "Wir sehen die Schüler nur ein-, zweimal die Woche. Die ausbildenden Betriebe können sich eher selber ein Bild machen."

Christliche Werte

Wertevermittlung ist bereits beim Aufnahmegespräch am Berufskolleg der Liebfrauenschule Geldern ein Thema. "Als katholische Schule sind die christlichen Werte für uns wesentlich", erklärt Lehrer Hubertus Heix. "Allerdings sind die Schüler, wenn die mit 16 Jahren zu uns kommen, soweit vorgeprägt, dass wir nur noch punktuell Veränderungen erwarten können." Auch Diplom-Psychologe und Psychotherapeut Hendrik Heetfeld setzt auf Nachhaltigkeit. "Techniken, wie man miteinander umgeht, sollten sich bereits im Elternhaus und später im Kindergartenalter entwickeln." Heetfeld betont die Bedeutung des Zusammenspiels von Elternhaus und Schule. Insgesamt müssten mehrere Faktoren greifen.

"Durch Training kann auch nach der Schulzeit noch Sozialverhalten erlangt werden", erklärt Heetfeld. Das Problem könne dann allerdings die Authentizität sein. "Soziale Kompetenz will nicht technokratisch gelernt sein, sondern soll Teil der Persönlichkeit sein", sagt Hesse. Dass soziales Verhalten wichtig ist, darin sind sich allerdings die Experten einig. "Es nützt gar nichts, ein Super-Ingenieur zu sein, aber nicht mit den Kollegen auszukommen", gibt Hendrik Heetfeld zu bedenken.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort