Kleve Von Geistern, Geizhälsen und der Weihnachtsgeschichte

Kleve · Verächtlich ausgespuckte Worte sagen alles über den Charakter des garstigen Geizhalses Ebenezer Scrooge: "Weihnachten - ich kann dieses Wort nicht mehr hören!" Bei der Jugendtheaterpremiere des Theaters im Fluss war am Samstag eine großartige Inszenierung von Charles Dickens' berühmtem "Christmas Carol" zu erleben.

Unter der Regie von Yvonne Campbell Körner und Harald Kleinecke hatten sich die verschiedenen Kinder- und Jugendtheatergruppen zu einer packenden Gemeinschaftsproduktion zusammengetan, deren große Emotionen unter die Haut gingen. Ein sparsames Bühnenbild, authentische Kostüme und grandios eingesetzte Hintergrundmusik unterstrichen das glaubwürdige Spiel der 11- bis 24-Jährigen so wirkungsvoll, dass man sofort in die Atmosphäre der Geschichte eintauchte. Man litt die Seelenqualen des zunächst so unsympathischen Scrooge (hervorragend: Simon Trenckmann) förmlich mit, als ihn mysteriöse nächtliche Geisterbesuche durch schmerzhafte Visionen von vergangenen und zukünftigen Weihnachtsabenden führten.

Auch das bescheidene Glück des Schreibers Bob Crachit (Daniel Kramer), seiner Frau (Alina Krebbers) und seinen Kindern wirkte durch deren überzeugende Darstellung nicht kitschig, sondern echt und anrührend. Als schließlich der "Geist der zukünftigen Weihnacht" Scrooge erneut an den Tisch der Crachits führt, die um ihren verstorbenen Jüngsten Tim trauern, schnürte einem der Anblick des Elends buchstäblich die Kehle zu. Dazu düster-melancholische Cellomusik.

Überhaupt hinterließ diese letzte Geisterszene, die Scrooge schließlich auch seinen eigenen Tod vor Augen führt, tiefen Eindruck. Andreas Giese als hochgewachsener, schwarz gekleideter Zukunfts-Geist war eine imposante Erscheinung und verlieh seiner gänzlich stummen Rolle ehrfurchtgebietende Größe. Er bildete einen spannenden Kontrast zu den herrlich lebendigen Geistern von Vergangenheit und Gegenwart (Laura van Meurs, Sarah Konigorski), die Scrooge mit wirbelnder Energie von einer Vision zur nächsten befördern. Nachdem der Geizhals erwacht und voller Erleichterung feststellt, dass er noch lebt, eilt er sofort los, um überall gute Taten zu vollbringen. Mit diesem Happy End und dem fröhlich von der gesamten Truppe angestimmten "We wish you a merry christmas" entließen die jungen Schauspieler ihr beglücktes Publikum in die Adventszeit.

In den nächsten Wochen gibt es noch weitere Vorstellungen: .

(RP)
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