Bedburg-Hau-Moyland Von Elchen und Windhunden

Bedburg-Hau-Moyland · Moyländer Episoden" heißt die Ausstellung von Jochen Stücke im Museum Schloss Moyland, die sich mit Beuys, Friedrich dem Großen und Voltaire auseinandersetzt.

 Der Windhund und der Elch treffen sich in Museum Schloss Moyland: "In Stellvertretung" heißt das Tusche-Blatt von Jochen Stücke.

Der Windhund und der Elch treffen sich in Museum Schloss Moyland: "In Stellvertretung" heißt das Tusche-Blatt von Jochen Stücke.

Foto: Klaus Stade

Der Elch hat die typische Ich-will-doch-nur-spielen-Stellung eines Hundes, die Vorderpfoten nach vorne getreckt, den Körper gebeugt, die Schnauze wie lang gezogen gen Gegenüber. Das Gegenüber ist ein Windhund, der sich verlegen abdreht, die Ohren auf Hab-acht gestellt, den Schwanz in die Höh'. "Erste Begegnung", heißt das Bild, das wie ein Blatt aus einem Skizzenbuch aufgebaut ist - in der Mitte die mit flotten Strichen gerahmte Zeichnung der spielerischen Begegnung zwischen dem mächtigen Elch und dem schnittigen Windhund, darüber, wieder von schnellen Strichen gerahmt, das erste Abtasten der Tiere Schnauze an Schnauze.

Mit Tusche hat Jochen Stücke die Tiere auf das Blatt gesetzt, dazu viel mit der Feder geschriebener Text. Der erzählt, gleichsam gekrakelt wie sorgfältig auf Block gesetzt in die Freiflächen des Blatts verteilt, vom Elch, der von alten Völkern als Göttertier verehrt wurde, vom Windhund, der schon in ägyptischen Darstellungen zu finden ist, er erzählt von Beuys und Friedrich den Großen, von Voltaire. Denn die Tiere stehen auch synonym für Beuys (Elch) und für Preußenkönig Friedrich der Große (Windhund). Stücke hat sich in seinem Projekt "Moyländer Episoden. Friedrich - Voltaire - Beuys" mit der Begegnung der drei Personen auf Schloss Moyland befasst. Friedrich der Große und der französische Philosoph trafen sich tatsächlich auf Moyland. Ihren Inhalten, ihrem Geist spürt Stücke nach. Er zeichnet Bilder der beiden Geistesgrößen, wie man sie vor dem geistigen Auge hat, sieht in Friedrich aber nicht nur den Freigeist, sondern auch den absolutistischen Potentaten, dessen Friedenspolitik aus marschierenden Soldaten in Preußischblau und brennenden Häusern besteht. Auf einem Blatt stehen sich der König und der Philosoph Nase an Nase wie Windhund und Elch gegenüber. "Was sie ineinander sahen und sehen wollten", schrieb Stücke darunter.

"Alle drei, Beuys, Voltaire und Friedrich, sind Protagonisten des 2013 begonnene Zyklus ,Moyländer Episoden", sagt Dr. Bettina Paust, künstlerische Direktorin von Museum Schloss Moyland. Friedrich und Voltaire verbinde ihr in der Aufklärung verwurzeltes Gedankengut und der Traum von einer Verbesserung der Welt, auf der Suche nach Wärme treffen sie sich in Beuys Filzstapeln. Stücke arbeitet eben auch gerne mit den Klischees, den Widersprüchen im Leben der drei, spürt der Geschichte der Kartoffel ebenso nach, wie den Tierfiguren.

"Ich möchte auch, dass man mit der Ausstellung das eigene Bild, das man sich von diesen Personen gemacht hat, überdenkt", sagt er. Das wird man tun: Und nicht nur einmal. Denn die Bilder laden mit ihren Texten, mit ihren teils nachdenklichen, teils witzigen Begegnungen, aber auch mit ihrer harten Realität wie beim Blatt der marschierenden Soldaten, ein, wieder zu kommen, nachzulesen. Dazu ist ein sehr aufwendiges Katalogbuch erschienen (Besprechung folgt). "Wir entwickeln Moyland weiter - dazu gehören auch Projekte wie das von Jochen Stücke", sagt Paust. Projekte, mit denen sie zugleich moderne Kunst, Geschichte und die Region verbindet. Die "Moyländer Episoden" sind ein ganzes Jahr in Moyland zu sehen.

(RP)
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