Kreis Kleve Volles Haus bei der Wahlparty im Kreishaus

Kreis Kleve · Wahl verlief "störungsfrei", erklärt Wahlleiter Landrat Wolfgang Spreen. Jubel und Frust liegen wieder einmal dicht zusammen.

 Warten auf die erste Hochrechnung: Gut besucht war die traditionelle Wahlparty im Klever Kreishaus.

Warten auf die erste Hochrechnung: Gut besucht war die traditionelle Wahlparty im Klever Kreishaus.

Foto: mvo

Die Bockwurst mit Brötchen und Senf zur Wahlparty im Kreishaus hat Tradition. Tradition wie die Wechselbäder der Gefühle bei den Politikern aus den Kommunen des Kreises, wenn die ersten Hochrechnungen an die Wand geworfen werden. Gestern konnte CDU-Schlachtross Manfred Palmen endlich wieder jubeln: Er fühlte sich um Jahre zurückversetzt. "Das ist so wie 2005, als wir unter Jürgen Rüttgers den Erdrutschsieg einfuhren. Endlich haben wir wieder die Chance zu zeigen, dass wir das Land besser regieren können", frohlockte der Ex-NRW-Staatssekretär, der sonst nicht so leicht zufrieden zu stellen ist.

Schwer zufrieden auch Prof. Ralf Klapdor, FDP-Chef im Kreistag, denn FDP-Kandidat Stephan Haupt hat die besten Chancen, das Fähnlein der Liberalen aus dem Kreis in Düsseldorf hochzuhalten: "Superergebnis - das ist ein klares Signal, dass wir wieder da sind, die Liberalen werden vom Wähler wieder anerkannt", sagt Klapdor. Michael Hendricks, der jahrelang mit dem FDP-Kandidaten im Rat der Gemeinde Bedburg-Hau Politik an der Basis machte, strahlt nicht weniger: "Er hat immer klar unsere ,gelbe Linie' verfolgt, ich drück die Daumen, dass er bald in Düsseldorf ist".

Gleichzeitig geschockt und erleichtert zeigten sich die Kreis-Grünen: "Ich hatte zwar auf mehr gehofft, aber wir sind drin. Das ist erst einmal die Hauptsache. Jetzt müssen wir nach vorne blicken", sagt Willibald Kunisch, einst langjähriges Kreistagsmitglied. Kunisch macht keinen Hehl daraus, dass "Jamaika" für ihn als Grüner der ersten Stunde eine Option ist. Margot Koken-Bromont, Vorstandsmitglied der Kreis Klever Grünen, sieht's nicht ganz so gelassen: "Das grüne Herz blutet ein bisschen mit Blick auf die Wahl". Detlev Koken von den Klever Grünen suchte nach Ursachen: "Wir haben es nicht geschafft, klar zu machen, dass die CDU G 8 für Schulen eingeführt hat".

Das will Jörg Cosar, schulpolitischer Sprecher der Klever CDU, so nicht stehen lassen: "Die Landesregierung hat die Kommunen in der Schulpolitik hängen gelassen - wie sie Inklusion interpretiert hat und wie sie mit den Förderschulen umgegangen ist, wie sie die Lehrer im Regen stehengelassen hat - das ist jetzt die Quittung", sagt er. Für Paul Düllings, stellvertretender Chef der CDU-Kreistagsfraktion, war die Entwicklung im Wahlkampf spürbar gewesen. Das habe die Motivation angeschoben. Das bestätigt Manfred Lorenz, CDU-Kreisgeschäftsführe: "Wir haben das an den Wahlkampf-Ständen gemerkt - seit der Wahl 2005 war die Stimmung nicht mehr so gut wie in der Woche vor der Wahl 2017", so Lorenz.

Was der einen Jubel, ist der anderen Frust: "Ich wusste, dass das so ausgeht. Dass es allerdings so deutlich wird, hatte ich nicht gedacht", sagt Roland Katzy (SPD). Michael Kumbrink, SPD-Ratsherr in der Kreisstadt, bringt's trocken auf den Punkt: "Wir haben verloren". Und nach einer kurzen Denkpause: "Beim nächsten Mal kann alles wieder anders sein". So, wie vor fünf Jahren, als die SPD das schwarze Bollwerk Nordkreis Kleve gewinnen konnte. Andy Mulder von der CDU-Kreistagsfraktion mahnt denn auch: "Die Bundestagswahl im Herbst ist noch lange nicht entschieden. Im Februar hatte die SPD noch Oberwasser".

Zufrieden ist als Wahlleiter Landrat Wolfgang Spreen: Alles in allem verlief die Wahl störungsfrei, erklärt Spreen. Die höhere Wahlbeteilung und das volle Kreishaus zeigten, dass das Interesse an Politik, an der Parteien-Demokratie wieder gestiegen sei, freute sich der Wahlleiter. Sein Dank galt auch der Mannschaft um Kreissprecherin Ruth Keuken, die seit dem Morgen im Einsatz war, um die Wahlparty vorzubereiten, Tische zu rücken, die Präsentation einzurichten und kühle Getränke zu reichen. Die letzten verließen gegen Mitternacht das Kreishaus.

(RP)
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