Kalkar Viele Kalkarer lernen lieber auswärts

Kalkar · Nur knapp die Hälfte aller Entlasskinder der Grundschulen wollen im Sommer Gymnasium oder Realschule ihrer Heimatstadt besuchen. Viele nehmen lieber den Weg in die Nachbarschaft in Kauf. Hauptschule Rees kaum gefragt.

 Kalkars Schulzentrum besteht ab Sommer nur noch aus Gymnasium und Realschule.

Kalkars Schulzentrum besteht ab Sommer nur noch aus Gymnasium und Realschule.

Foto: Evers

So nüchtern die Verwaltung die Zahlen vorstellte: Die nahe liegende Interpretation der Fakten beschäftigte Kalkars Schulausschuss in seiner jüngsten Sitzung über eine Stunde lang. Denn was Abteilungsleiter Stechling den Kommunalpolitikern da vortrug, rief einiges Erstaunen hervor: Zum kommenden Schuljahr werden offenbar mehr als die Hälfte der Entlassschüler aus Kalkars Grundschulen auf auswärtige weiterführende Schulen wechseln. Bürgermeister Gerhard Fonck gab sich alle Mühe, den positiven Aspekt der Sache zu betonen, denn es gibt durchaus eine große Anzahl Familien, die bewusst den Schulstandort Kalkar wählen: die aus Bedburg-Hau nämlich. Ihre eigene Sekundarschule hingegen scheinen die Nachbarn nicht zu mögen. Britta Schulz (Forum) als Ausschussvorsitzende war nicht die einzige, die sich besorgt über die Entwicklung zeigte. Aber die sachliche Darlegung von Schulamtsleiter und Bürgermeister war trotz ausführlicher Debatte nicht zu entkräften: Kalkar hat derzeit keine andere Möglichkeit, als die Situation so hinzunehmen, wie sie ist. Weil die Schülerzahlen die Errichtung einer von vielen gewünschten Gesamt- oder Sekundarschule nicht erlauben. "Das hat uns die Bezirksregierung damals unmissverständlich dargelegt", erinnerte Andreas Stechling.

Zur Erinnerung: Vor drei Jahren hatten Kalkar und Uedem die Idee, gemeinsam eine neue Schule zu gründen, weil die Hauptschulen beider Kommunen nicht mehr genügend Anmeldungen hatten und deshalb aufgelöst werden. Doch es kam nicht zur gemeinsamen Schule, und in der Folge hat Uedem nun gar keine weiterführendes Angebot mehr, während Kalkar seinen Hauptschülern immerhin ermöglicht, im nahen Rees diese Schulform zu besuchen. "Durch den Vertrag mit Rees und die Mitgliedschaft im Zweckverband der Gesamtschule Mittelkreis bietet Kalkar seinen Kindern praktisch alle Schulformen", betonte Fonck, der damit mehrfaches Murren im Publikum erzielte. Denn eine Schule für alle gibt es in der Stadt unmittelbar eben nicht. Dafür um Kalkar herum umso mehr.

Und das ist das Problem: Nach den Ausführungen von Abteilungsleiter Stechling wurden Kalkarer Schüler in großer Anzahl an der Gesamtschule in Goch, an der Gesamtschule Xanten-Sonsbeck, der katholischen Mädchen-Realschule in Xanten und an der Sekundarschule Kleve-Bedburg-Hau angemeldet. Auch die Gesamtschule Keveler-Weeze ist kaum weiter entfernt: viele gute Möglichkeiten für die jungen Kalkarer. 67 Anmeldungen fürs Gymnasium (davon 33 aus Kalkar, 25 aus Bedburg-Hau sowie einige aus Uedem) und 76 für die Realschule (27 davon aus Kalkar, 26 aus Bedburg-Hau, zehn aus Uedem, zwölf aus Xanten und eine aus Kleve) sichern Kalkars Schulen problemlos. Aber warum haben sich nur 60 von 127 Entlass-Grundschülern für die Heimatstadt entschieden? Das ist die Frage, die unter anderem Karl-Heinz Völlings (SPD) umtrieb. Kalkars Hauptschule, deren jahrzehntelange gute Arbeit immer wieder betont wurde, läuft bekanntlich im Sommer aus. Und gerade mal vier Kinder aus Kalkar wurden in Rees angemeldet. Wo gehen die übrigen hin? Völlings befürchtet, dass die Realschule Kalkar an Niveau verlieren wird, wenn zu viele Kinder mit Hauptschulempfehlung dort angenommen werden. Zumal die Schule (unter anderem wegen fehlender Englischlehrer) zumindest in der eigenen Stadt derzeit offenbar sowieso ein Akzeptanz-Problem hat.

Gerhard Fonck erinnerte daran, dass sich bis zum Sommer noch einiges ändern könne - erfahrungsgemäß melden einige Eltern ihre Kinder erst in letzter Sekunde an (vielleicht auch an der Hauptschule in Rees?). "Wir müssen in den eigenen Reihen stärker für unsere Schulen werben", verlangte der Bürgermeister, und die anwesenden Grundschulleiterinnen versicherten, dass sie das durchaus täten. "Aber wir können nicht mehr tun als die Eltern beraten, die Schulen vorstellen und Empfehlungen aussprechen. Wenn die Eltern anders entscheiden, liegt das außerhalb unserer Macht", betonte Dorothee Menges-Wilms, Rektorin der Grundschule Appeldorn. Und Norbert Heidemann, langjähriger Leiter der auslaufenden Hauptschule, kann sowieso nur noch "gute Wünsche für die beiden anderen Schulen" aussprechen. Es werde ihm weh tun, seine Hauptschule abzuschließen.

(RP)
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