Kleve Vergisst Kleve Bedeutung seiner Parks?

Kleve · Der Klever Gartenhistoriker Wilhelm Diedenhofen mahnt ein Nachdenken über die Bedeutung der Klever Parks und ihre Nutzung an. Die Parks wurden in den vergangenen Jahrzehnten großartig restauriert. Pflegekonzepte für Parks.

 Ganz Kleve ist ein Park: Das zeigt die Übersichtskarte von Michael Buyx aus dem Jahr 1829. Vier Jahre später sollte Weyhe den Schützenhauspark gestalten. Bedeutend auch mit seiner Fläche schon damals der Tiergartenwald (große grüne Fläche links), kleinteilig verspielt der Forstgarten (neben den Inseln im Kanal) , offen die Galleien rechts von Stadt und Kermisdal.

Ganz Kleve ist ein Park: Das zeigt die Übersichtskarte von Michael Buyx aus dem Jahr 1829. Vier Jahre später sollte Weyhe den Schützenhauspark gestalten. Bedeutend auch mit seiner Fläche schon damals der Tiergartenwald (große grüne Fläche links), kleinteilig verspielt der Forstgarten (neben den Inseln im Kanal) , offen die Galleien rechts von Stadt und Kermisdal.

Foto: Fotos (2) aus "Klevische Gartenlust"

Die renommierten Gartenbauarchitekten Rose und Gustav Wörner warnten eindringlich, die herausragenden Parkanlagen der Stadt Kleve zu wahren, zu hegen und zu pflegen. "Es muss die Einsicht der Bürger dafür geweckt werden, daß historische Parkanlagen gestaltete Gesamtkunstwerke und Kulturzeugnisse sind, die ständig der behutsam ordnenden Hand des Menschen bedürfen", schrieben sie 1994 in dem herausragenden Band zur Klever Garten- und Badkultur "An den Wassern zu Cleve", der zur gleichnamigen Ausstellung im Haus Koekkoek erschien.

Sie zitierten, um ihr Anliegen zu untermauern, Peter Joseph Lenné, einen der bedeutendsten Gartenkünstler des 19. Jahrhunderts, Generalgartendirektor aller preußischer Gärten und damit auch Vorgesetzter seines im Rheinland und in Kleve tätigen Vetters, des Königlich Preußischen Gartendirektors M.F. Weyhe: "Nichts gedeiht ohne Pflege; und die vortrefflichsten Dinge verlieren durch unzweckmäßige Behandlung ihren Wert".

Diese Mahnung scheinen die Klever vergessen zu haben: Statt der Stille der Gärten zieht Event-Kultur in die Parks, vornehmlich den Schützenhauspark. Und weil die Gründflächen der Last der Radlager, die auf- und abbauen, nicht standhalten, wird seit geraumer Zeit von einer Unterschotterung der Flächen gesprochen. Dagegen wehrt sich Kleves Historiker und Gartenfachmann Wilhelm Diedenhofen: "Die absurde Idee, die Wiese zu unterschottern, macht die großartige Leistung der Gartenarchitekten Rose und Gustav Wörner völlig zunichte", sagt Diedenhofen. Der Historiker vermisst Konsequenzen seitens der Stadtverwaltung.

Doch statt Konsequenzen zu ziehen, zumindest aber einmal innezuhalten und grundsätzlich über die Bedeutung der Gartenanlagen nachzudenken, genehmigt die Stadtverwaltung weitere Events sogar mitten im Denkmal "Forstgarten". Diedenhofen hat aber recht, wenn er ein Nachdenken über alle Events in den Klever Parks fordert. Denn: "Es gibt wahrlich genug feste Plätze in der Stadt, wo man solche Events veranstalten kann", sagt er.

Dabei gibt es kaum eine andere Stadt, die eine solche Pracht von Gärten und Parks hat, die dank vorausschauender Planer bei der Verwaltung seit den 1970er Jahren durch Gustav und Rose Wörner vorsichtig wiederhergestellt wurden und zu europäischer Bedeutung kamen. Die Geschichte der Parks hat Diedenhofen in seinem Buch die "Klevische Gartenlust" zur gleichen Ausstellung deutlich herausgearbeitet. Auch dass der später angelegte Elsenbusch, nämlich der Bereich der neuerdings als Event- oder Cinque-Wiese bezeichneten Flächen, im 19. Jahrhundert mit seinen Promenaden lockte und noch heute zu wundersamen Wegen einlädt.

In Diedenhofens Buch findet sich übrigens die Anekdote, dass zwei Männer im "grünen Rock mit Uniforms-Knöpfen" nichts anderes zu tun hatten, als den Park täglich von fünf Uhr morgens bis 19 Uhr abends zu bewachen. 1823, das Jahr, aus dem die Geschichte stammt, nahm man in Kleve die Sache mit den Parks also noch sehr ernst.

Man war sich der Bedeutung der Anlagen bewusst. 1794 hatte der Klever Forstrat Christian Friedrich Meyer mit einem ganz unbescheidenen Schwenk auf die berühmten Pariser Parks von Buggenhagen botanischem Garten (Forstgarten) als die Klever Tuilerien geschwärmt, in der das "Frauenzimmer ohne Zwang und Steifigkeit zu Fuß spazieren kann" und "sich die Klever Schönheit mit dem großen hellblauen Auge von einem reichen Holländer geführt" zeigt. Ein Park immer schon für alle: Kaufleute, Grafen, Barone, Abenteurer und Handwerksleute, wie der Forstrat 1794 schreibt.

Entstanden sind die Klever Park-Anlagen über die Jahrhunderte: 1653 stand das Amphitheater, 1660 die beiden Inseln mit dem Kanal, 1790 fügte sich der verspielte Forstgarten Buggenhagens an mit seinen wertvollen Gehölzen, 1833 folgte schließlich der Schützenhauspark. Wörners haben in Zusammenarbeit mit Diedenhofen die Stufen der Park-Entwicklung in klaren Grafiken aufgezeigt.

Ein Lichtblick: In den vergangenen Jahren haben sich die Parks weiterentwickelt, die Birnenallee in den Galleien ist inzwischen Landmarke, es wird an Parkpflegekonzepten gearbeitet und der unermüdliche Arbeitskreis Kermisdal-Wetering findet immer noch neue Stellen, die es zu reaktivieren gilt.

(RP)
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