Kleve Unterwasserriesen im neuen Heim

Kleve · Der Burger's Zoo in Arnheim eröffnet seine neueste Attraktion: die Mangrove, eine klimatisch höchst komplizierte Landschaft mit Süß- und Salzwasser, Ebbe und Flut und hoher Luftfeuchtigkeit. Die RP sah sich dort schon mal um.

Die neue Attraktion im Burger's Zoo Arnheim
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Die neue Attraktion im Burger's Zoo Arnheim

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Kein Wunder, dass die populärsten tierischen Bewohner dieses künstlichen Biotops derzeit am liebsten abtauchen: Außerhalb ihres Sees herrscht rege Geschäftigkeit. Insbesondere die Gärtner haben noch viel zu tun, um bis zur offiziellen Eröffnung am 12. Juli die ganze Anlage in vorzeigbarem Zustand zu haben (ab dem 13. Juli darf jedermann gucken). Nach "Safari", "Busch", "Ocean" und den anderen naturnah gestalteten Bereichen wartet jetzt die Mangrove auf die Reaktion der Burger's-Zoo-Besucher. Die Tiere sind bereits umgezogen und gewöhnen sich offenkundig rasch an ihr neues Zuhause.

Der erste Eindruck: ein großes Flattern. Und zwar ein farbenprächtiges. Zahlreiche Arten exotischer Schmetterlinge bewegen sich in der Luft, hocken auf Blüten, kosten von den Obststückchen in Futterschalen. Mit zusammengeklappten Flügeln sind sie alle eher unscheinbar, doch wenn sie losfliegen, schimmern die zarten Wesen in strahlendem Blau, leuchtendem Gelb, Orange- und Grüntönen. Handtellergroß sind viele der Schmetterlinge, denen die Schau wohl nur von einer anderen Art gestohlen wird: den Seekühen. Warum die den Großteil der Zoobesucher so faszinieren - das ist wohl am ehesten eine Frage für Psychologen. Massige, klobig wirkende grau-braune Wesen, immer nur schemenhaft zu sehen, weil sie in eher trübem Wasser leben. Keine Spur von Munterkeit geht von ihnen aus. Sie scheinen die Trägheit erfunden zu haben, die riesigen karibischen Rundschwanz-Seekühe, deretwegen der niederländische Zoo Millionen in ein neues Biotop investiert hat. Viermal so groß wie früher ist das Gewässer für die drei Unterwasser-Säugetiere, von denen gehofft wird, dass sie nun sogar Lust bekommen, sich zu vermehren. Denn in europäischen Zoos leben gerade mal 26 dieser Tiere, darunter nur acht Weibchen - und zwei davon sind im Arnheimer Tierpark zuhause.

Neben Walen und Robben sind Seekühe die dritte Art großer Säuger, die im Wasser leben und es mangels dazu geeigneter Gliedmaßen auch nicht verlassen können. Ihre nächsten Verwandten halten sich ausschließlich an Land auf: Elefanten. Dass sie nach unseren heimischen Nutztieren benannt sind, liegt an ihrer Ernährungsweise: Seekühe grasen praktisch ohne Unterbrechung. Weil es so viel Seegras und Algen in dem immerhin eine Million Liter Wasser fassenden Becken nicht gibt, wird Endiviensalat zugefüttert. Der treibt auf der Oberfläche und wird nach und nach gefressen - 25 Kilo pro Tier und Tag.

Bas Lukkenaar, der Mann für die Öffentlichkeitsarbeit im Burger's Zoo, erzählt, was das Vorbild für die neue Mangrove war: Belize, ein kleiner Staat in Mittelamerika, der zu Kolonialzeiten Britisch-Honduras hieß. Das Klima dort ist tropisch, es gibt ausgedehnte Mangrovenwälder, aber auch Regenwald und Sumpfland dort, wo Flusswasser auf die salzigen Küstengebiete trifft. "Seit 28 Jahren schützt unser Zoo gemeinsam mit Tierpark-Kollegen aus Zürich ein 235 Quadratkilometer großes Naturschutzgebiet in Belize. Wir finanzieren ein großes Ranger-Team, das darauf acht gibt, dass nicht weiter unerlaubt gerodet wird", berichtet Lukkenaar. Der Staat sei dafür dankbar und werde zur Eröffnung der niederländischen Mangrove sogar einen Minister schicken.

Er und die anderen Ehrengäste werden am Mittwoch die laut Zoo größte überdachte Mangrove der Welt erleben. Mit Glück zeigen sich die Seekühe, ganz bestimmt die Schmetterlinge, bei Ebbe wohl auch die Winker-Krabben im Brackwasser. Vögel und Reptilien sollen in kurzer Zeit folgen. Die Wahrscheinlichkeit, einen Eindruck von den Unterwasser-Säugern zu bekommen, ist dank einer acht mal zwölf Meter großen Glasscheibe groß. Man kann auch über eine Brücke schreiten und von oben nach den Kolossen suchen.

Die lehmige Erde für die Mangrove wurde in Friesland gewonnen, bei 70 bis 90 Prozent Luftfeuchtigkeit und viel 25 Grad warmem Wasser ist die Atmosphäre wahrhaft tropisch. Wobei die Bepflanzung, wie Bas Lukkenaar beinahe entschuldigend sagt, natürlich noch nicht ganz so üppig ist wie man sie im Dschungel erwartet. "In ein oder fünf Jahren wird das schon ganz anders aussehen", verspricht er.

(RP)
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