Kleve Trommeln für Klever Kultur

Kleve · Drei Tage Kulturfest zum Klever Stadtjubiläum rund um das Spiegelzelt. Bürgermeisterin Sonja Northing eröffnete die Kulturmeile der Freien Szene Kleverland: Über Förderung nachdenken.

 Jana Reintjes, Beuys-Gesamtschule, malte Gustav Hoffmann.

Jana Reintjes, Beuys-Gesamtschule, malte Gustav Hoffmann.

Foto: mgr

Die Freie Kulturszene Kleverland setzte ein langes Ausrufezeichen in die Geburtstagsfeierlichkeiten der Stadt Kleve: 775 Meter reihten sich unter den alten hohen Platanen des Schützenhausparks die Gäste-Tische bis zum Spiegelzelt. 77,5 Tische (so gezählt von Kulturmanager Bruno Schmitz), die von "High Noon" 12 Uhr Mittags bis gefühlt um Mitternacht quasi rund um die Uhr bespielt wurden - mit Theaterstückchen, mit "Walk-Acts", mit Jazz und Gitarrenmusik, mit Poetry Slam, mit Performances wie der rund um das Flüchtlings-Kunst-Projekt "Weg-Way-Zwarib". Es gab Tango, irische Musik und einen "Sitzbänkelsänger".

Aber es gab auch klare politische Statements für die Szene und von der Szene. Zunächst gab Sonja Northing, die sich seit ihrem Amtsantritt regelmäßig mit den Vertretern der Szene rund um Kulturmanager und Cinque-Vorsitzenden Bruno Schmitz trifft, ein klares Statement für die Szene ab: "Gut, dass Sie sich zusammen geschlossen haben und mit einer Stimme reden. Wir sehen hier: Kleve kann ohne die freie Szene nicht". Sie erkenne die ganze Vielfalt, die die Stadt dadurch erhalte und wolle sich für eine angemessene Förderung der Freien Szene in Kleve einsetzen. Das hörte Bruno Schmitz als Sprecher der Szene gerne. Dennoch outete sich der Kulturmanager als "Träumer": "Ich hatte den Traum, dass Sonja Northing einen Briefumschlag mitbringt, darauf die Unterschrift des Kämmerers, mit der die Bürgermeisterin uns das Spiegelzelt schenkt", sagte. Natürlich sei das nur ein Traum. Aber: Die Szene habe in der Stadt einen klaren Aufholbedarf: "Wir brauchen ein Kulturzentrum für die Szene, einen Auftrittsort für beispielsweise die Klangfabrik, für die Jazzfreunde, für unseren Kleinkunstverein Cinque, das muss weiter im Gespräch bleiben", mahnte Schmitz. Und das dürfe eben nicht nur leise sein - deshalb freue er sich über die Konga Quings, die so heftig und laut für die Kultur getrommelt haben.

 Bürgermeisterin Sonja Northing (links) und Bruno Schmitz (4.v.l.) eröffneten gestern die Kulturmeile.

Bürgermeisterin Sonja Northing (links) und Bruno Schmitz (4.v.l.) eröffneten gestern die Kulturmeile.

Foto: Evers Gottfried

Tatsächlich hatte die Percussion-Truppe des Konrad-Adenauer-Gymnasiums mächtig Stimmung gemacht mit ihrem Schlagwerk. Und bei einer Körper-Percussion bewiesen, dass sie auch die stillen Töne ohne Trommel kann. Gerade die Konga Quings zeigen auf, wie die Klever Schulen das Kulturprogramm der Stadt erweitern, Freunde der Freien Szene sind oder des Museums Kurhaus bei "Schule - Kunst - Museum". Daran fühlten sich auch die Besucher vor dem Spiegelzelt erinnert, wo die Lehrer der Joseph-Beuys-Gesamtschule und der zweiten Klever Gesamtschule einen regelrechten Bilderwald Klever Geschichte aufgebaut hatten: Herzöge und Sagengestalten wie Elsa und Lohengrin, Anna von Cleve und alle Größen der Stadt fanden sich da auf Leinwänden wieder. Bis zu Gustav Hoffmann, dem "Erfinder" der Kinderschuhe von Elefanten. Kunstlehrerin Kerstin Brendgen, Joseph-Beuys-Gesamtschule, hofft, die von den Klever Gesamtschülern so wunderbar in Szene gesetzten Porträts auch noch im neuen Rathaus zeigen kann.

Schmitz bedankte sich schließlich auch bei den Unterstützern - von der Stadt bis zu den Klever Kreditinstituten: "Ohne Sponsoring ist eine solche Veranstaltung nicht zu stemmen", konstatierte er.

(mgr)
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