Martina Friedrichs Seit Jahrzehnten ein Haus der Jugend

Kleve · Die Tagungsstätte Wolfsberg feiert am Sonntag Jubiläum. Geschäftsführerin Friedrichs erzählt von den Anfängen.

 Der Wolfsberg - wie Wilhelm Schlote ihn sieht.

Der Wolfsberg - wie Wilhelm Schlote ihn sieht.

Foto: WfG

Kranenburg Die Jugendtagungsstätte Wolfsberg Nütterden feiert am Sonntag, 10. September, ihr 70-jähriges Bestehen. RP-Mitarbeiter Werner Stalder sprach mit der Geschäftsführerin Martina Friedrichs über den Wolfsberg.

Wer gründete vor 70 Jahren das Ferienlagers auf dem Wolfsberg?

Martina Friedrichs Die Gründung der Anlage im Jahre 1947 geht auf die Initiative des aus Nütterden stammenden Pfarrers Gerhard Siebers zurück, der in den ersten Nachkriegsjahren 1945 bis 1950 Kaplan an Liebfrauen in Bocholt war. Über die Anfänge der Jugendtagungsstätte auf dem Wolfsberg äußerte sich mein Onkel, Pfarrer Gerhard Siebers, anlässlich des 25-jährigen Bestehens im Jahre 1972: "Wenn man über die Entstehung des Hauses der Jugend auf dem Wolfsberg in Nütterden berichten soll, ist es notwendig, sich an die Jahre nach dem Krieg zu erinnern. Hunger und Wohnungsnot waren, besonders in den Städten, sehr groß. Da stellte sich Siebers die Frage: Wie kann man wenigstens für einige Wochen im Jahr die Kinder aus den Trümmern der Stadt herausholen und ihnen satt zu essen geben?" 1947 fuhr eine kleine Gruppe mit Zelten nach Nütterden. Im folgenden Jahr wurde ein großes Zeltlager geplant, und schließlich entstanden mehrere Nissenhütten. Was als "Ferienlager" begann, reifte in 70 Jahren zur heutigen Jugendtagungsstätte heran.

Wie gestaltete sich die weitere Entwicklung?

Friedrichs Durch das Engagement vieler Mitarbeiter und Vereinsmitglieder des Wolfsberg e.V. entstand im Laufe der Jahrzehnte diese Tagungsstätte mit einem umfangreichen, ganzjährigen Angebot für Kinder, Jugendliche und Familien. Im Jahre 1951 wurde die Petrus-Canisius-Kapelle eingeweiht, 1952 wurden die beiden Unterkunftshäuser "Haus Bocholt" und "Haus Dorsten fertiggestellt, 1953 wurde das Küchengebäude erstellt, 1954 die Gymnastikhalle, 1955 ein Lehrschwimmbecken, 1972 die Bolzhalle, 1979 eine Mehrzweckhalle und seit 1990 gab es mehrere Um- und Anbauten, um den heutigen Standards zu entsprechen.

Was bietet die Jugendtagungsstätte heute, etwa, was die Kapazität, die sanitären Anlagen, die Verpflegung und die Freizeitangebote betreffen?

Friedrichs Für die Unterbringung gibt es 4- bis 6-Bett-Zimmer verteilt auf zwei Häuser mit unterschiedlich großen Etagen. Jedes Zimmer hat ein eigenes Bad mit Dusche und WC. Für die Betreuer befinden sich die Zimmer auf den Etagen ihrer Gruppen. Zwei Etagen sind behindertengerecht eingerichtet. Vier Speisesäle und eine Mehrzweckhalle, elf Tagungsräume, und zwei Meditationsräume bieten viel Platz für verschiedene Aktivitäten.

Was zieht die Wolfsberg-Gäste an?

Friedrichs Jede Gruppe wird individuell und von den anderen Gruppen getrennt untergebracht. Zusätzlich bekommen sie einen eigenen Aufenthaltsraum. So kann der Team- und Klassengeist gefördert werden, und jede Gruppe kann ihr eigenes Programm, ohne Rücksicht auf andere nehmen zu müssen, durchführen. Außerdem schätzen die Gäste die Nähe zum Reichswald. Die große Sporthalle mit Kunstrasen bietet auf einer Fläche von 40 x 23 Meter die Möglichkeit, auch bei unbeständigem Wetter Sport zu treiben. An weiteren Spielmöglichkeiten gibt es: Tischtennishalle, vier Platten im Außenbereich, Bolzplatz, Outdoorkicker, Basketball, Volleyball, Badminton, einen großen Spielplatz mit Seilbahn, Spielkombination und eine Schaukel. Außerdem laden mehrere Grillplätze und ein Lagerfeuerplatz zum Beisammensein ein.

Wie viele Besucher können Sie jährlich begrüßen, und aus welchen Bereichen kommen die Gäste?

Friedrichs Wir können im Jahr etwa 18.000 Gäste begrüßen und haben um die 41.000 Verpflegungstage jährlich. Wir haben eine sehr treue Gäste-Struktur. Zu unseren Gästen zählen Kindergärten, Grundschulen und weiterführende Schulen, Studienseminare, Kirchengemeinden, Familiengruppen, Sportvereine, Musikvereine und Orchester. Viele Gruppen kommen aus dem Kreis Kleve und dem Ruhrgebiet. Es kommen auch immer mehr Schulen und Sportvereine aus den Niederlanden.

Wer gehört zum Vorstand des Wolfsberg e.V., und wieviel Mitarbeiter sind dort beschäftigt?

Friedrichs Zum Vorstand gehören: Vorsitzender Bruno Pastor, Bocholt, stellvertretender Vorsitzender Rainer Willemsen, Kranenburg, und Schriftführer Jörg Bingel, Kleve. 32 Mitarbeiter machen sich für die Ideale und Ziele der Einrichtung stark und helfen an jedem Tag, den Niederrhein und die Reichswald-Region zum bleibenden Erlebnis für kleine und große Gäste zu machen.

Wie wird auf dem Wolfsberg das 70-jährige Bestehen gefeiert?

Friedrichs Wir feiern das Fest mit einem Tag der offenen Tür. Um 11 Uhr wird unser Vorsitzender die Begrüßung übernehmen. Nach der Heiligen Messe in der Mehrzweckhalle wird Wilhelm Schlote sein für das Jubiläumsfest gezeichnetes Plakat "Wolfsberg" vorstellen. Zum Ausklang der kleinen Feierstunde wird sich Ludger Kazmierczak, der Leiter des WDR-Büros in Kleve, Freund und Weggefährte der Jugendtagungsstätte Wolfsberg, mit persönlichen Worten an die Jubiläumsgäste richten. Für die kleinen Gäste gibt es ein umfangreiches Programm. Außerdem gibt es eine Cafeteria und einen Grillstand. Über den ganzen Tag verteilt finden Führungen durch die Häuser statt. Als Moderator wird sich der Gocher Hans-Peter Kempkes, langjähriger Freund des Wolfsbergs, zwischen den "Schauplätzen" bewegen.

(RP)
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