Kranenburg Sturmlauf gegen den Windpark

Kranenburg · 300 Gegner der im Reichswald geplanten Vorrangzone demonstrierten vor dem Kranenburger Bürgerhaus. Projektentwickler Abo Wind präsentierte die erforderlichen Gutachten. Politik diskutiert über Bürgerentscheid.

 Kein Strom aus dem Wald: Der Protest gegen den Windpark am Kartenspielerweg nimmt weiter Fahrt auf.

Kein Strom aus dem Wald: Der Protest gegen den Windpark am Kartenspielerweg nimmt weiter Fahrt auf.

Foto: Gottfried Evers

Die Pläne mobilisieren die Menschen. Wenn in Kranenburg eine öffentliche Veranstaltung zum Thema "Windpark im Reichswald" stattfindet, werden regelmäßig Säle gefüllt oder wie jetzt sogar das Bürgerhaus. Auf einer öffentlichen Informationsveranstaltung präsentierte der Projektentwickler Abo Wind seine Gutachten, die für die Genehmigung erforderlich sind.

Bevor die ersten Ergebnisse vorgestellt wurden, zeigten 300 Bürger vor dem Haus, was sie von dem Vorhaben halten. Sie demonstrierten für den Erhalt des Waldes, der ihrer Meinung nach auf einem guten Weg ist, verschandelt zu werden. Und der Widerstand wächst. Vor allem die Niederländer wehren sich. Sie sind es auch, die bei einer Umsetzung der Pläne, die beste Sicht auf die riesigen Windkraftanlagen hätten. Doch zeigte die Veranstaltung, dass sich auch immer mehr Deutsche für das Vorhaben interessieren. Der Stimmung nach zu urteilen: Es waren nicht viele Freunde des Projekts "Windpark" im Saal.

Auch in der Kranenburger Politik kommen dezente Zweifel auf, ob der eingeschlagene Weg tatsächlich der richtige ist. Die Front beginnt, auch angesichts des enormen Protests von der Straße, zu bröckeln. Nun gibt es einen neuen Vorstoß, der von der SPD-Ratsfrau Isabel Franken ins Spiel gebracht wurde. Sie hatte vorgeschlagen, mit einem Bürgerentscheid die Kranenburger darüber abstimmen zu lassen, ob sie zwölf 200 Meter hohen Windräder haben wollen. Innerhalb der SPD stieß diese Vorgehensweise auf ein positives Echo. Die Bündnisgrünen sehen in einem Bürgerentscheid zunächst eine Verzögerung des Projekts. "Damit wäre der Windparkbau nicht generell ausgeschlossen", sagt Fraktionschef Michael Baumann-Matthäus. Der Rat könne, so der Grüne, die Änderung des Flächennutzungsplans stoppen, für den Projektentwickler bestünde dennoch die Möglichkeit, seine Pläne umzusetzen. Positiv dürfte auch Bürgermeister Günter Steins einer Befragung der Kranenburger zu dem Vorhaben gegenüberstehen, da Transparenz, offene Verfahren und Bürgerwille in seinen Vorträgen stets einen breiten Raum einnehmen.

Als mittlere Katastrophe bewerteten nicht nur Teile der Politik die Präsentation der Gutachten. Die Ausführungen zum Immissionsschutz (Schallschutz, Schattenwurf, Sichtbarkeitsstudie) war nahezu nicht nachvollziehbar. "Was die Visualisierungen betrifft, die waren völlig Banane", kritisierte Baumann-Matthäus einen anderen Teil. Allein bei der Präsentation der artenschutzrechtlichen Untersuchungen, die man sich fürs Ende der Veranstaltung aufgehoben hatte, war es teilweise möglich, zu folgen. Tenor aller vorgetragenen Gutachten war: Es gibt kein K.-o.-Kriterium, welches das Projekt "Windpark im Reichswald" unmöglich macht. Aufgrund der Situation beim Schattenwurf und der Fledermäuse könnte es sein, dass die Anlagen zeitweise abgeschaltet werden müssen. Georg von Aretin, Abteilungsleiter Planung bei Abo Wind, nahm Windpark-Gegner jedoch die Hoffnung, dass dadurch die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben sei. Die Einbußen sollen bei unter fünf Prozent liegen. Was nur gestreift wurde, waren die hydrologischen Untersuchungen (Wasserschutz), die für Probleme sorgen könnten.

Positiv war, dass die Organisatoren auch Windpark-Gegner im Vorfeld der Präsentation zu Wort kommen ließen. Nach jeder vorgetragenen Expertise durften allein dazu Fragen gestellt werden. "Das hätte man sich sparen können. Fragen zu einem Gutachten stellen, das man überhaupt nicht lesen konnte, macht wenig Sinn. Es lag alles vor. Warum stellt die Gemeinde die Unterlagen nicht rechtzeitig ins Internet. Das wird sonst bei allen anderen Vorlagen auch gemacht", sagt Hannah van der Valk von der Bürgerinitiative "Gegenwind im Reichswald". Größere Probleme scheint es für den Projektentwickler angesichts der Ergebnisse nicht zu geben. Für Hubert Zillig, Vorsitzender der BI , dennoch kein Grund, in eine tiefe Depression zu verfallen: "Ich habe viel von wahrscheinlich, voraussichtlich oder Kompensationsmaßnahmen gehört. Da werden wir uns jetzt mit beschäftigen." Der Sturm gegen den Windpark geht weiter. Und er wird stärker.

(jan)
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