Serie Weichenstellungen Für Generationen (19) Straßenmaler auf der grünen Couch

Kleve · Beim Thema Tourismus und Stadtmarketing betraten die Städte und Gemeinden des Kreises vor etlichen Jahren Neuland. Seither gab es viele gelungene Ideen, das eigene Image aufzupolieren, Marken zu setzen und Besucher anzulocken.

 Die Straßenmaler haben mit ihrem alljährlichen Festival und den ungezählten tollen Bildern aller erdenklichen Art die Stadt Geldern überregional bekannt gemacht.

Die Straßenmaler haben mit ihrem alljährlichen Festival und den ungezählten tollen Bildern aller erdenklichen Art die Stadt Geldern überregional bekannt gemacht.

Foto: Seybert

Kreis Kleve Als eine der ersten Städte im Kreis Kleve engagierte sich Geldern bereits Mitte der 80-er Jahre im Tourismus und Stadtmarketing. Im Rathaus steht bis heute vor allem ein Name für den Wunsch, das Image der Stadt aufzupolieren: Gerd Lange. Als Leiter des Stadtmarketing- und Kulturbüros und gleichzeitig als Geschäftsführer des Gelderner Werberings sitzt er praktisch an der Schnittstelle zwischen kommunaler und privatwirtschaftlicher Tourismus- und Wirtschaftsförderung. Lange dazu: "Wir wollten von Anfang an von unten nach oben wachsen, wollen nach wie vor die Stadt Geldern positiv darstellen."

Und der Erfolg gab und gibt ihm zweifellos Recht. Traditionsreiche Veranstaltungen wie das Straßenmalerfestival oder die Straßenparty, die bereits seit etlichen Jahren viele tausend Besucher nach Geldern locken, unterstreichen Langes Anspruch, Landleben und Stadtleben in der "Landlebenstadt" zusammen führen zu wollen. Wenn dann die Wirtschaftsförderung des Kreises Kleve beispielsweise Seminare für Städte und Gemeinden anbietet, wie heutzutage die Menschen in die Innenstädte gelockt werden können, habe Geldern vieles davon bereits umgesetzt. Hans-Josef Kuypers, Geschäftsführer der WfG Kreis Kleve, habe seinen Kollegen in der ehemaligen Kreisstadt schon mehrfach dazu gratuliert.

Für Straelens Wirtschaftsförderer Uwe Bons stellte die offizielle Vorstellung der "grünen Couch" am 31. August 2001 eine wichtige Weichenstellung für Tourismus- und Stadtmarketing der Blumenstadt dar: "Sie hat Straelen als Marke ein Gesicht gegeben." Damals sei eigens für dieses Signal in Sachen Corporate Design ein Arbeitskreis gegründet worden, der sich über diese Dachmarke für die verschiedenen Logos von Werbering, Verkehrsverein, Stadt und Kulturring Gedanken gemacht habe. Seit diese große grüne Couch vom Bürgermeister Johannes Giesen und dem Kulturkritiker Dr. Hellmuth Karasek feierlich vor dem Rathaus der Öffentlichkeit übergeben wurde, haben sich - so Bons - alle Straelener mit diesem ihrem Wahrzeichen identifiziert.

 Feste sind in Kleve ein Garant für eine randvolle Stadt.

Feste sind in Kleve ein Garant für eine randvolle Stadt.

Foto: Eve

Inzwischen dokumentiere diese grüne Couch, an deren Finanzierung sich viele Sponsoren aus der Stadt beteiligt hatten, auch nachhaltig die in Straelen praktizierte Public Private Partnership. Bons fügte noch stolz hinzu: "Viele Bürger der Stadt zeigen heute mit einem Abziehbild der Couch am eigenen Auto Flagge für ihre Heimatstadt." Ferner würden allein im heimischen Gartenbau Jahr für Jahr weit über fünf Millionen Produkte mit dem Label der grünen Couch weit über die Grenzen des Kreises Kleve hinaus vermarktet.

Dass Tourismus- und Stadtmarketing auch bei den kleineren Gemeinden im Klever Kreisgebiet eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen, beweist Weeze bereits seit Anfang der 90-er Jahre. Dort leitet Khalid Rashid das Büro für Kultur und Tourismus, das längst auch für Tourismus- und Stadtmarketing ebenso zuständig wie erfolgreich ist.

Ihm waren zu Anfang strukturelle Probleme mit auf den Weg gegeben worden. Eine große Insolvenz im Gewerbegebiet belastete die Gemeinde ebenso wie der Abzug der Briten vom früheren Royal-Air-Force-Flugplatz Laarbruch, als sich rund 40 Prozent der Bürger innerhalb kürzester Zeit in Richtung Großbritannien verabschiedeten. Aber der erfolgreiche Auf- und Ausbau des nun zivilen Flughafens, die Rolle als Projektträger der grenzüberschreitenden "Herrensitzroute" für Radler und viele andere Bausteine hätten dazu beigetragen, die Probleme in den Griff zu bekommen.

Ute Schulze-Heiming ist Geschäftsführerin der Kleve Marketing GmbH & Co. KG, die sich in der Kreisstadt um das Stadtmarketing kümmert. Als Landessprecherin bei der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland (BCSD e.V.) ist sie natürlich stets auf dem Laufenden, wo es auch überregional im City- und Stadtmarketing gut läuft oder hakt.

Noch im vergangenen Jahr holte Schulze-Heiming erstmals die Stadtmarketing-Börse ihres Verbandes nach Kleve, an der 200 deutsche und internationale Gäste teilnahmen. Die Bundesgeschäftsstelle des BCSD war in den 90er Jahren in Kevelaer beheimatet, bevor sie nach Berlin umzog.

"Wir versuchen hier in der Kreisstadt auch unser Citynetzwerk professionell aufzuziehen", versichert die Geschäftsführerin, was nicht immer so ganz einfach sei. Konkretes Ziel sei es, der sich vielerorts abzeichnenden Verödung der Innenstädte entgegen zu wirken. Gelegentlich bringe sie das Argument fast zur Verzweiflung: "Was vor 20 Jahren gut war, ist auch heute noch gut."

Die Zeiten haben sich - so Schulze-Heiming - verändert: "Wo uns früher vielleicht Hüpfburgen bei Straßenfesten geholfen haben, müssen wir heute beim City-Management der Frage nachgehen, wie wir unsere Innenstädte auf Dauer neu beleben können."

Bei der Entwicklung solcher Strategien sei auch das Netzwerk Innenstadt in Nordrhein-Westfalen hilfreich. Ziel ist es nach Auskunft von Schulze-Heiming, den Erfahrungsaustausch der nordrhein-westfälischen Kommunen untereinander zu fördern, Innenstadtakteure zu qualifizieren sowie sie bei der Entwicklung und Umsetzung lokaler und regionaler Projekte in den Städten und Gemeinden zu unterstützen. "Wir haben noch viel zu tun - packen wir's an!"

(RP)
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