Kleve-Kellen Sterbekasse seit 18 Jahren ohne Regung

Kleve-Kellen · Bei der Begräbnisgemeinschaft Kellen wird seit der Umstellung von Mark auf Euro kein Beitrag mehr einbehalten. Die Mitglieder der Sterbekasse werden finanzielle Einbußen hinnehmen müssen.

 Elmar Vervoorts hat mittlerweile zahlreiche Unterlagen zur Begräbnisgemeinschaft gesammelt.

Elmar Vervoorts hat mittlerweile zahlreiche Unterlagen zur Begräbnisgemeinschaft gesammelt.

Foto: Markus van Offern

Elmar Vervoorts wurde vor 74 Jahren in dem Klever Ortsteil Kellen geboren. Und seit 74 Jahren ist er auch Mitglied in der ortsansässigen Begräbnisgemeinschaft. In der Regel wird einmal im Jahr der Beitrag für den Verein abgebucht. Irgendwann ist ihm aufgefallen, dass hier seit etlichen Jahren nichts mehr passiert ist. Nachdem er seine Auszüge kontrolliert hatte, stand fest: Seit 18 Jahren ist kein Cent mehr von seinem Konto in die Kasse geflossen. "Als erstes habe ich mich an den Kassierer gewandt, dann an den Vorsitzenden. Passiert ist nichts", sagt Vervoorts.

Der Kellener beschwerte sich unter anderem bei der Bezirksregierung. Hier gibt es das Dezernat 34, die Versicherungsaufsicht. Doch auch bei der Behörde hat man zunächst einmal Zeit. "Gehört habe ich auch von denen monatelang nichts", sagt der 74-Jährige.

Die Begräbnisgemeinschaft ist etwa 900 Mitglieder groß. Vervoorts hatte ein Einzugsverfahren eingerichtet. Seit der Umstellung von Mark auf Euro ist bei ihm kein Beitrag mehr abgebucht worden. Jährlich sollten 25 Euro von seinem Konto einbehalten werden.

So wie die Eltern von Elmar Vervoorts ihn in dem Verein anmeldeten, hat er es mit seinen drei Kindern ebenfalls getan. Für die zahlt er je nach Tarif jeweils zwischen 15 und 30 Euro. Nach Informationen unserer Redaktion liegt der Kassenbestand bei etwa 200.000 Euro. "Ich hoffe, dass es irgendwie weitergeht. Wenn nicht, dann muss das Geld mindestens an die Mitglieder ausgezahlt werden", sagt er.

Der Kellener hatte Unterlagen gefunden, aus denen hervorging, was etwa seine Mutter zu Lebzeiten an Beiträgen zahlte. So wurden bei ihr beispielsweise im Jahr 1957 monatlich 45 Pfennig kassiert. Als seine Mutter vor einigen Jahren gestorben war, hatte er 400 Euro aus der Kasse erhalten. Außer mit einer Bekannten und seiner Schwester hat Vervoorts noch mit niemanden über die nicht abgebuchten Beiträge gesprochen.

Nachdem unsere Redaktion Kontakt mit dem Deutschen Sterbekassenverband in Bochum, der Interessenvertretung der deutschen Sterbekassen, aufgenommen hatte, kam jetzt Bewegung in die Sache. Anfang der Woche fand ein Treffen bei der Bezirksregierung statt. Demnach ist vorgesehen, einen Sonderbeauftragten einzusetzen, der sich um das Schicksal der Kellener Begräbnisgemeinschaft kümmern soll.

Sicher ist bereits jetzt, dass die Mitglieder finanzielle Einbußen hinnehmen müssen, selbst wenn alle offenen Beiträge nachgezahlt werden. Das fehlende Geld konnte schließlich knapp zwei Jahrzehnte nicht weiter angelegt werden.

(jan)
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