Magic of the Dance in Kleve Step by step

Kleve · Wie die dreimalige Weltmeisterin Megan Kerrigan versuchte, unserer Autorin Stepptanz beizubringen.

Es gibt diese Fähigkeiten, die kinderleicht aussehen, wenn man sie perfekt beherrscht. Dazu gehört Tanzen. Und zwar nicht von einem Bein aufs andere wippen und dabei ein Bier in der Hand halten, sondern richtiges Tanzen, sauber ausgeführte Schritte, perfekt abgestimmte Choreographien. Megan Kerrigan und Christopher McSorley sollen versuchen, mir das beizubringen. Die Betonung liegt auf: versuchen. Die beiden sind Weltmeister im Irish Stepdance und mit "Magic of the Dance" auf Tour. Ich hingegen bin mit dem Bier in der Hand immer ganz gut weggekommen.

Die 16 Tänzerinnen und Tänzer reisen seit Januar mit ihrer Show durch Deutschland, heute treten sie in der Klever Stadthalle auf. Für meinen Stepptanz-Crashkurs haben die beiden eine traditionelle Tanzfolge ausgesucht. Zu dem Lied "St. Patricks Day" wollen wir durch die Redaktion steppen. Als Megan mir den "Treble Jig" zeigt, bin ich noch optimistisch. Das rechte Bein schwingt nach vorne und zurück, die Zehen tippen. Und Beinwechsel.

Zugegeben, meine Winterstiefel klackern nicht sie melodisch wie die Steppschuhe der Profis, doch ich kann ansatzweise mithalten. Alle Tänzer tragen Schuhe mit einem kleinen Absatz - Frauen und Männer. "Ich fürchte, ich könnte sogar in Megans High-Heels laufen", sagt Christopher und zeigt auf ihre Zehn-Zentimeter-Hacken. Unter den Männerschuhen sorgen Metallplatten für einen klaren Klang, sagt der 33-Jährige. Die Schuhe der Frauen haben stattdessen Platten aus Fiberglas und eine flache Spitze für den Spitzentanz.

Bei allem Optimismus ist mir bewusst, dass ich davon noch weit entfernt bin. Stattdessen frage ich mich, was ich mit meinen Armen anfangen soll. "Im Wettbewerb bleiben die Arme steif am Körper", sagt die 26-jährige Megan. In den Shows stemmen die Tänzer die Hände aber in die Hüften. Also: Hüften.

Megan tourt seit acht, Chris seit 17 Jahren mit "Magic of the Dance" durch die Welt. Dass sie professionelle Irish Dancer sind, ist nicht selbstverständlich, denn sie kommen nicht aus Irland. Megan lebt im englischen Birmingham, Chris stammt aus Adelaide in Australien. Beide aber haben irische Vorfahren und sind durch ihre Eltern zum Stepptanz gekommen. Megan war mit sieben Jahren schon ein Spätzünder, wie sie sagt: "Meist fangen die Kinder mit drei oder vier Jahren an."

Hoffnung auf eine Stepptanz-Karriere brauche ich mir also nicht zu machen. Doch den Treble Jig beherrsche ich und Schritt für Schritt zeigen Megan und Chris mir das Hüpfen und Tippen. Was mir nicht bewusst ist: Unsere Übungen sind langsam, sehr langsam. Sie sind nur ein Bruchteil der eigentlichen Geschwindigkeit, in der Megan und Chris tanzen. Als ich gerade glaube, die Schrittfolge zu beherrschen, dreht Megan den Song "St. Patrick's Day" auf und die beiden tanzen mir davon. Woran wir etwa eine halbe Stunde geübt haben, dauert plötzlich nur noch wenige Sekunden.

Um so gut zu werden, haben die beiden Tänzer jahrelang trainiert. Talent sei nicht immer entscheidend. "Ich bin ziemlich stur und ehrgeizig", sagt Megan. "Bei Wettbewerben habe ich oft gewonnen, weil ich hart gearbeitet habe." Die Konkurrenz bei den Meisterschaften sei riesig, 180 Wettbewerber treten in jeder Altersklasse an. Die Welt des Irish Dancing sei viel größer, als man denkt. Überall gebe es Tanzschulen, auch in Deutschland, Mexiko oder Taiwan. "Und wenn man einmal drin ist, kommt man nicht mehr raus.", sagt Megan und lacht.

Nach der Tour kehrt sie aber zurück in die "echte Welt", zu ihrem Studium in Kriminologie. Für Chris ist es die letzte Show nach 17 Jahren. Er möchte zurück nach Australien ziehen, seine Familie wiedersehen, dort ein Leben aufbauen. Tanzen will er aber weiterhin. Und das legt mir auch Megan ans Herz: Wenn ich ein Jahr lang täglich trainiere, könnte ich im kommenden Jahr die Show mittanzen - vielleicht.

Karten für die Show um 20 Uhr gibt es an der Abendkasse der Stadthalle.

(veke)
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