Kleve St. Willibrord: Ein Stück Heimat in Kellen

Kleve · Die Klever Architekten Susanne Klösges und Prof. Hannes Hermanns sanierten die Kirche und setzten ein Pfarrheim an den alten Bau. Der Platz vor der Kirche wurde neu gefasst. Hermanns sprach von der "Modernität des Dauerhaften"

 Der lichte Säulengang verbindet die beiden Bauten des Pfarrheims und führt zur alten Platane.

Der lichte Säulengang verbindet die beiden Bauten des Pfarrheims und führt zur alten Platane.

Foto: Evers

Die alte Platane, deren knorriger Stamm eine mächtige Krone trägt, hat ein neues Zuhause bekommen. Früher beobachtete die Platane das Geschehen vor der St. Willibrord-Kirche in Kellen vom Rande her, jetzt steht sie mitten in einem Hof. Denn das neue Pfarrheim von St. Willibrord umarmt den Baum freundlich, lässt ihm Platz zum Leben und duckt sich unter den Schutz seiner Krone, als wären beide von Beginn an füreinander gedacht. Das Pfarrheim ist neu - noch müssen letzte Handgriffe getan werden, der Mutterboden muss noch angeschoben werden, der Platz um die Platane gestaltet.

Am Sonntag war die neu gestaltete Willibrord-Kirche und das neue Pfarrheim der Gemeinde übergeben worden (wir berichteten). Kirche und Pfarrheim wurden von den Klever Architekten Susanne Klösges und Prof. Hannes Hermanns, die eine lange Erfahrung mit der Gestaltung von Kirchenräumen haben, als neue Heimat für die Pfarre geplant.

 Hannes Hermanns und Susanne Klösges während der Einweihungsfeier.

Hannes Hermanns und Susanne Klösges während der Einweihungsfeier.

Foto: Evers Gottfried

Das neue Pfarrheim ist ein schmaler, langer Bau parallel zur Kirche, der zwei direkte Zugänge in das denkmalgeschützte Gotteshaus hat: Einer kommt in der kleinen Bibliothek unterhalb der Orgelempore aus, der andere verbindet vernünftigerweise Chorraum und Sakristei. Dazwischen hält das neue Pfarrheim den gehörigen Abstand zur Kirche, so dass die Fenster vom Flur auf einen Innenhof hinausschauen.

Wie die Kirche ist auch das Pfarrheim geklinkert: Klösgens und Hermanns wählten einen schönen Brand, der nicht zu dunkel ist und den sie sorgfältig geplant so verbauten, dass die Flächen ruhig und zugleich lebendig sind. Nach draußen wird der Bau von schmalen, länglichen Fenstern gegliedert, kleine viereckige Gucklöcher setzen Akzente, wo es nötig ist. Ein großes Kastenfenster sitzt modern außen auf der Fassade. Besondere Akzente bringen auch die schmalen, grau-beige geschlämmten Steinsäulen, die den Weg zwischen der alten Platane und dem Vorplatz der Kirche markieren. Der Vorplatz ist jetzt vom neuen Bau wie selbstverständlich gefasst. Die schmalen Säulen setzen sich im Inneren fort: Überall strahlt der Neubau Ruhe und Gelassenheit aus. Den Kirchenraum trennten Hermanns und Klösges mit einer zart-filigranen aber stabilen Glaswand am Ende der Orgelempore vom Entré ab. Ganz schmale Stahlprofile tragen die alten Türen, die wieder fit gemacht wurden. Zentral in der Mitte bauten die Architekten eine hohe neue Tür ein: Sie öffnet sich mit ebenfalls schmalen Flügeln zur Tauffeier.

Das Kirchenschiff befreite Hermanns und verwandelte es mit neuem weißen Anstrich in einen hellen, lichtdurchfluteten Raum, der die ganze Größe und Erhabenheit des Denkmals aus den 1930er Jahren unterstreicht. Keine Pendelleuchten stören diesen Raum, allenfalls setzen die in die Decke eingelassenen Strahler Lichtbahnen in das Kirchenschiff. Er habe diese Klarheit wieder in die Kirche bringen wollen, sagte Hermanns. Den Travertin auf dem Boden ließen die Architekten unberührt, den Altar setzten sie als monolithischen Block mitten in die Gemeinde (wir berichteten).

Am Altar erkennt man auch das Prinzip der Planung der beiden Architekten, das Hermanns in seiner Ansprache unterstrich. Er bezieht auf den Architekturtheoretiker Lampugnani, Professor an der ETH Zürich, wenn er die "Modernität des Dauerhaften" zitiert. Hermanns und Klösges möchten das Material und klare einfache Formen sprechen lassen, nicht das Chichi von Designs und Dekor. So, wie der massive Block des Altars, so, wie die sauber verbauten und ausgesuchten Klinker, so wie die Holzfenster oder die alten Steinböden (Hermanns: "Das Alte soll im Neuen erkennbar sein"). Sie alle bleiben über eine Modeerscheinung hinweg schon allein wegen der Wertigkeit, der Dauerhaftigkeit ihres Materials "modern". Die einfache, klare Form ist ohnehin von Dauer.

Es lohnt, die Sanierung der Kirche und den Neubau des Pfarrheims, das dort neben der Kirche liegt, als sei es immer schon da gewesen, genauer zu betrachten. Es lohnt, einen Abstecher zur Kirche und zum Pfarrheim zu machen, und nicht zuletzt die alte Platane in ihrem neuen Hof zu besuchen.

(RP)
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