Leichtathletik Willem Lohoff nimmt Tempo auf

Kleve · Der Schützling von Viktoria-Trainer Dirk Kopp schaffte gleich in seinem ersten U 18-Jahr den Sprung in den elitären Kreis der Deutschen Jugendmeisterschaften. In Ulm wird der 16-Jährige über die 200-Meter-Strecke an den Start gehen.

 Willem Lohoffs bisher größter Erfolg. Im vergangenen Sommer wurde er Sechster über 300 Meter bei der Schüler-DM in Bremen.

Willem Lohoffs bisher größter Erfolg. Im vergangenen Sommer wurde er Sechster über 300 Meter bei der Schüler-DM in Bremen.

Foto: Birkenstock

Je weiter sich die Saison in der Stadion-Leichtathletik ins Jahr erstreckt, desto exklusiver werden bei den Titelkämpfen die Teilnehmerfelder. So auch an diesem Wochenende, wenn im Donaustadion von Ulm die besten Jugendlichen Deutschlands in ihren jeweiligen Disziplinen die große Bühne des nationalen Sports betreten. An der Ländergrenze zwischen Baden-Württemberg und Bayern werden von morgen bis zum Sonntag die Deutschen Jugendmeisterschaften in den Klassen U 18 und U 20 ausgetragen.

Mit dabei auf der 200 Meter Strecke ist auch Willem Lohoff von der Gocher Viktoria. 2001 geboren, gehört er der jüngeren der aus zwei Jahrgangsklassen gebildeten U 18-Jugend an, in der die Leistungen - anders als noch bei den Schülern - nicht mehr nach Alter unterschieden werden. Der junge Viktorianer kommt also mit Beginn dieser Saison nicht daran vorbei, sich mit den um ein Jahr älteren Kollegen messen zu müssen. Umso bemerkenswerter ist es, dass es Lohoff auf der langen Sprintdistanz gleich in seinem ersten Jahr der Zugehörigkeit zur U 18-Jugendklasse geschafft hat, die Qualifikationsnorm für die Deutschen Meisterschaften zu unterbieten. Eine Eingangshürde - auch das muss an dieser Stelle gesagt werden -, bei deren Festsetzung der Verband keinen Unterschied zwischen dem jüngeren und älteren Jahrgang vornimmt.

Die Norm zu erfüllen ist keine Selbstverständlichkeit. Das verdeutlicht auch ein Blick in die Teilnehmerliste der DM. Dort sind über 200 Meter gerade mal 50 U18-Läufer vermerkt, die die geforderten 23,00 Sekunden erreicht beziehungsweise unterboten haben. Etwa ein Drittel gehört wie der Aktive aus der Trainingsgruppe von Dirk Kopp dem jüngeren Jahrgang an, sieben davon sind schneller unterwegs gewesen als er. Mit Lohoffs persönlicher Rekordmarke von 22,80 Sekunden, die er bei den Landesmeisterschaften im Weseler Auestadion vor zwei Monaten aufgestellt hat und mit der er Bronze holte, nimmt er in der Meldeliste der DM den 32. Platz ein. Der 16-Jährige, der parallel zur Leichtathletik zunächst noch Fußball gespielt hat, ist also mittendrin im Geschehen, wenn in Ulm am Sonntagvormittag ab 10.25 Uhr die Vorläufe aufgerufen werden.

Daraus werden sich die acht Schnellsten für das einige Zeit später stattfindende Finale qualifizieren. Das zu erreichen, ist allerdings für den aufstrebenden Viktorianer eine kaum zu bewältigende Aufgabe. Lohoff dürfte das nicht anders sehen. Er ist Realist genug, um das eigene Leistungsvermögen und das der Konkurrenz einzuschätzen. Sein Ziel kann es nur sein, mit einem optimalen Lauf bei hoffentlich idealen Bedingungen die eigene Bestzeit zu unterbieten.

Sport hat ihn von klein auf fasziniert. Ob als Bestandteil einer Mannschaft im Fußball oder auf sich allein gestellt in der Leichtathletik. Nach seinem Wechsel der Sportart fasste er in dem neuen Bereich schnell Fuß. Im Kreis der Viktoria-Athleten bekam er Saison für Saison mit, weshalb es sich lohnt, intensiv und regelmäßig zu trainieren. Immer wieder schafften es Kollegen aus seiner Trainingsgruppe, sich für Deutsche Meisterschaften zu qualifizieren. Was zuletzt Kai Schmidt oder Merlin Kühn vorgemacht haben, zeigte Lohoff, dass man nicht die Farben von Bayer Leverkusen, Olympia Dortmund oder ASV Köln tragen muss, um auf nationaler Ebene im Konzert der Großen vertreten sein zu können - gegebenenfalls sich sogar im Finale mit ihnen messen zu können.

Im Sommer des vergangenen Jahres gelang ihm das bereits mit der Teilnahme an den Deutschen Schülermeisterschaften. Seinerzeit in Bremen über 300 Meter, der im Vergleich zum jetzt anstehenden Start in Ulm noch längeren und fordernderen Strecke. Dort gelang es ihm, in 37,53 Sekunden mit der sechstbesten Zeit aller 28 Teilnehmer das A-Finale zu erreichen. Eine für sich genommen schon bemerkenswerte Leistung, die er im Endlauf mit dem sechsten Platz und einer Zeit von 37,73 Sekunden unterfütterte.

Auf den auf Schnelligkeit und Kraft aufgebauten Distanzen jenseits der 200 Meter ist Lohoff zu Hause. Dort entwickelt er seine Stärken, die beim Blick in die Ergebnislisten deutlich werden. Mit 14 Jahren löschte er den bis dahin gültigen Rekord über 300 Meter aus den Kreislisten, im Jahr darauf holte er sich auf dieser Strecke den Nordrhein-Titel und setzte neben der DM-Teilnahme einen feinen Schlusspunkt hinter seine erfolgreiche Schülerzeit. Das bedeutete aber auch gleichzeitig für ihn, sich von den liebgewonnenen 300 Metern verabschieden zu müssen, die die Leichtathletik ab den Jugendklassen nicht mehr im Wettkampfprogramm vorsieht.

Ab jetzt sind die 400 Meter nach den 200 Metern die nächst längere Laufstrecke. Trainer Dirk Kopp ist sich mit seinem Athleten darüber einig, dass man irgendwann auch dort landen wird. "Denn über 400 Meter ist Willem noch besser als über 200 Meter", betont Kopp. Beide sind davon überzeugt, dass die Zeit für die Stadionrunde, die selbst von gestandenen Leichtathleten als brutal hart beschrieben wird, noch nicht gegeben ist. So haben sie sich dazu entschlossen, zunächst das Augenmerk auf die 200 Meter zu legen, um später für die doppelte Distanz "eine gute Zubringerleistung" zu haben. "Es rennt uns nichts weg", sagt Kopp. Der Viktoria-Coach möchte vermeiden, den im Wachstum befindlichen Athleten, der seit dem vergangenen Jahr auch die Berufung in den Landeskader genießt, zu "verbrennen". Darin liege auch der Grund, weshalb man jüngst an den NRW-Meisterschaften in Wattenscheid nicht teilgenommen habe.

Kopp, der seit 18 Jahren die Gocher Leichtathleten trainiert, ist sich sicher, dass sein Schützling mit der Entscheidung für die lange Sprintstrecke und gegen die Stadionrunde "im Reinen" ist. Das zeige auch der Saisonverlauf, der mit der DM-Teilnahme über die Hälfte der möglicherweise einmal idealen Distanz seine Krönung erfährt. Zudem wäre es nicht das erste Mal, dass die Wege im Sport nicht geradlinig auf das Ziel zuliefen.

(RP)
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