Football Football: Rasenschach mit Kühlschränken

Kleve · In der Nacht von Sonntag auf Rosenmontag kann man einen Eindruck davon bekommen. Im Tichelpark-Kino in Kleve wird morgen ab 23.15 Uhr der Super Bowl übertragen. Die Cleve Conquerors laden zu diesem Spektakel ab 22 Uhr ein.

An den vergangenen Wochenenden standen Footballer und Cheerleader im Foyer des Klever Tichelpark-Kinos. Dort machten sie Werbung, aber keineswegs für eine Hollywood-Sportkomödie. Sie bewarben das größte Sportevent der Welt - den Super-Bowl 50. Dessen Protagonisten heißen nicht Dwayne Johnson oder Sandra Bullock, sondern Cam Newton und Peyton Manning. Ersterer ist Quarterback - in Fußballersprache Spielmacher - der Carolina Panthers, der andere Legende der Denver Broncos.

In den letzten Monaten ist ein wahrer Hype um das "lederne Brot" entstanden. Diesen möchte auch die Football-Abteilung des VfL Merkurs nutzen. Nicht nur hofft sie auf viele Besucher in der Nacht von Sonntag auf Montag, sondern hofft auch, den ein oder anderen zum aktiven Spielen zu bewegen. "Football bietet Platz für jeden, egal wie schwer, schnell oder groß", erklärt Mike Trilsbeek, Pressesprecher der Cleve Conquerors. Der Jahreswechsel läutete einen Umbruch für die Abteilung ein. Lediglich die "U 16" nimmt dieses Jahr am Spielbetrieb teil. Die Herren (Seniors) wollen das Jahr nutzen, um sich neu aufzustellen. Vor allem möchte der Verein vermehrt Spieler aus Kleve gewinnen, da bis jetzt viele von außerhalb kämen. Außerdem ist eine "U 19" angedacht sowie der Ausbau der "U 13".

Neben Spielern werden auch Trainer gebraucht. "Jedes Team hat einen fünf- bis sechsköpfigen Trainerstab", erklärt Trilsbeek. Er selbst spielt aktiv bei den Seniors und ist außerdem Teil des Trainerstabs der "U 16". Was ihn an Football so fasziniert, sei das Teamgefüge und die Toleranz. "Jeder ist ein Teil der Mannschaft und nur wenn alle zusammen spielen, gewinnt man", sagt der Trainer. Aggressivität, wenngleich wohl dosiert, gehört ebenso wie Taktik zu diesem Spiel. Trainiert wird in sogenannten "Units" (zu deutsch: Einheiten). So lernt die Offensive verschiedene Lauf- und Passspielzüge. "Diese sind natürlich nicht in Stein gemeißelt, sondern können variieren. Grundspielzüge muss aber jeder können", erklärt Trilsbeek.

Die verschiedenen Taktiken werden in dem "Spielbuch" oder auch "Playbook" festgehalten. Ein solches kann in der amerikanischen Profiliga schon einmal zwischen 500 und 800 Spielzüge umfassen. Wie viele im Buch der Clever Conquerors stehen, möchte Trilsbeek nicht verraten, es seien aber einige. Auf dem Spielfeld muss dann jeder wissen, was als nächstes passiert, um richtig agieren zu können. Nicht umsonst wird Football auch "Rasenschach mit Kühlschränken" genannt, wobei es sich bei Jugendspielern wohl eher um kleine Waschmaschinen handelt.

Das jeder einen passenden Platz findet, wird an der Aufstellung der Offensive deutlich. Die schwereren Jungs beschützen den Quarterback vor der gegnerischen Mannschaft oder blocken den Weg frei für den meist kleineren, aber agilen Läufer. Wird der Spielmacher lang genug beschützt, kann er das "lederne Brot" zu einem seiner wendigen und vor allem fangsicheren Passempfänger werfen. Ziel einer jenen Offensive ist es einen "Touchdown" zu erzielen. Dieser bringt sechs Punkte auf die Tafel. Die defensive Einheit probiert dies zu verhindern. Dabei muss sie immer wieder auf die Offensive reagieren. Ihr Ziel ist es den Gegner zu stoppen oder den Ball abzufangen.

Um die Offensive aufzuhalten setzen Defensivspieler zum Tackle an, sie reißen den Gegner zu Boden. Meist schaut das gefährlicher aus als es ist. "Jeder Spieler lernt vorher technisch sauber und verletzungsarm zu tacklen", erklärt Trilsbeek.

Die Abteilung des VfL Merkur hat mittlerweile etwa 100 aktive Mitglieder. "Wir merken, dass das Interesse an unserem Sport steigt. Lange hat Football in Deutschland ein Schattendasein gefristet, aber es kommen immer mehr neue Vereine dazu", sagt der Pressesprecher der Cleve Conquerors.

In der Nacht von Sonntag auf Rosenmontag, wenn im Levi's Stadium von San Francisco die bei den Buchmachern favorisierten Carolina Panthers auf die Denver Broncos treffen, könnten neue Interessenten dazu kommen. Die Super-Bowl-Night im Klever Tichelpark-Kino wird zum zweiten Mal veranstaltet. Auf der Großleinwand kann man die Sat.1-Übertragung des US-Finales verfolgen. Das Finale der amerikanischen Football-Liga ist das größte Sportevent, das die Welt zu bieten hat. Mehr als 800 Millionen Zuschauer, verteilt über den gesamten Globus, werden das Spiel verfolgen. Ein 30-sekündiger Werbespot kostete im vergangenen Jahr knapp vier Millionen Euro. Wer bei all der Werbung Hunger bekommen sollte, kann sich im Kino nicht nur auf Popcorn, sondern auch auf Hot-Dogs, Burger und Kartoffelspalten mit Sour-Cream freuen.

Der Super-Bowl bietet aber noch zwei andere Superlative. Cam Newton (Carolina Panthers), den vielleicht besten Quarterback der Saison, und Peyton Manning (Denver Broncos) in seinem vermutlich letzten Spiel. Jener spielt seit 1998 in der NFL und hält eine Reihe von Rekorden, darunter den für die meisten geworfenen Yards - insgesamt fast 66 Kilometer. Allen Hollywoodfans sei noch gesagt, dass ein Hauch Sandra Bullock mitspielen wird. "Blind Side - Die große Chance" beruht auf der Geschichte von Michael Oher - Filmfans besser bekannt unter "Big Mike". Dieser steht auf Seiten der Carolina Panthers und beschützt deren Quarterback, wie im Film eben.

Super Bowl bleibt großes Kino. Im vergangenen Jahr verfolgten im Tichelpark 200 Football-Anhänger das US-Finale, diesmal werden es, nach dem Vorverkauf zu urteilen, noch ein paar mehr sein. Was sicherlich auch an dem Termin liegt, der einige Optionen offen hält. Entweder nutzt man den Rosenmontag zum Ausschlafen oder lässt sich direkt zum Karnevalszug spülen.

(nanic)
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