Kleve Sorge in Kleve um die deutsch-polnische Freundschaft

Kleve · Die Klever polnische Gemeinde und die Unterstadtpfarre haben vorbildlich an diesem freien Europa mitgearbeitet. Brief der Bischöfe

Seit 35 Jahren arbeitet Wladyslaw Pisarek für die Freundschaft der Völker über die Grenzen hinweg. Als er 1981 nach Kleve kam, waren die Grenzen, die er überwinden wollte, ziemlich dicht: Er war über den Eisernen Vorhang nach Kleve gekommen. Als er begann, die Beziehungen zwischen Kleve und seinem Vaterland aufzubauen, sollte das der Beginn einer langen, tiefen Freundschaft sein, eine Freundschaft aus dem tiefsten Westen der Republik bis nach Polen.

Wladislaw Pisarek hängt mit Herz und Seele an dieser Freundschaft, die ein Beispiel für das Europa der offenen Grenzen ist, der Freundschaft der Völker untereinander. "Mein Herz hat sich so gefreut, als Polen endlich in die europäische Familie aufgenommen wurde", sagt der Vorsitzender der Katholisch-Polnischen Gemeinde in Kleve, der auch beim Bund der Polen in Deutschland Kreisvorsitzender der Ortsgruppe Kleve ist, und erinnert an grenzüberwindende Ereignisse aus seiner Zeit, an die Fahrt mit Pastor Fritz Leinung nach Gnesen. Er erinnert an Otto III., der im Reichswald geboren wurde und die europäische Gemeinschaft schon vor 1000 Jahren angestoßen habe. "Am 1. Mai 2004 haben wir in Kleve an der Schwanenburg eine Gedenktafel angebracht, die auf den europäischen Gedanken schon zu Ottos Zeiten verweist und die folgenden Generationen daran gemahnen soll, dass wir diese Freundschaft wahren müssen", sagt Pisarek.

Angesichts der politischen Entwicklung in Polen und Europa mache er sich Sorgen, dass diese Freundschaft, dass das offene Europa eingeschränkt werde. "Wir dürfen diese gebaute Brücke nicht zerstören. Zerstören geht einfach und schnell, ein Aufbau aber dauert Jahre", sagt Pisarek. Er wolle den einst gemeinsam mit Pastor Leinung beschrittenen gemeinsamen Weg der guten Freundschaft zwischen Kleve und Polen weiter gehen - zumal die Kleve Verbindung nach Polen für viele Vorbild sei. Seit dem NATO-Beitritt Polens im Jahr 2001 sind die polnischen Mitglieder des CAOC bei vielen kirchlichen Anlässen dabei. Schließlich sei das Christentum das Fundament dieser Freundschaft. "Kleve wird in Polen immer vorne genannt, wenn es um die guten Beispiele geht", sagt er. Man müsse diese Pflanze weiter pflegen, das sei eine Verpflichtung. Seine Kinder seien in Kleve geboren und mehreren Sprachen aufgewachsen, leben gerne in einem offenen Europa. "Ich habe mich deshalb jetzt sehr über den Aufruf von Erzbischof Henryk Muszynski und Kardinal Kazimierz Nycz gefreut. Wir müssen uns in dieser unruhigen Welt die Hand reichen", sagt er.

Ähnlich argumentieren die polnischen Bischöfe: "Der Versöhnungsprozess, den wir in den letzten Jahren gemeinsam verstanden und konsequent weiterverfolgt haben, ist für viele andere Länder der Welt ein Vorbild", heißt es in dem Schreiben. Die Bischöfe erinnern, "dass in den dunklen Zeiten des Kriegsrechts in Polen die deutsche Gesellschaft zu denen zählte, die auf verschiedene Weise konkrete, moralische und materielle Hilfe leisteten, als unser Land an der Schwelle zu einer humanitären Katastrophe stand. Wir sind uns bewusst, dass damals die Begegnung der Gesellschaften statt der Politiker stattgefunden hat, dass die Beziehungen auf der grundlegenden Ebene wiederhergestellt wurden und dass die Bande der Freundlichkeit und Freundschaft, die bis heute bestehen, geboren wurden." Damals fuhren auch Hilfstransporte aus Kleve von Leinung initiiert gen Polen.

Beide Länder hätten die Mission, so die Bischöfe, Zeugnis zu geben in Europa und der Welt von der Versöhnten gegenüber den Noch- Nicht-Versöhnten. Das sei eine Verpflichtung.

(mgr)
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