Kranenburg Sinneswandel: Rat will keine Tankstelle

Kranenburg · Ratssitzungen in Kranenburg stehen nicht in Verdacht, unter Zeitdruck abgehandelt zu werden. Bestes Beispiel war die jüngste Sitzung. Allein die Anhörung des Ortsvorstehers aus Schottheide, Feddy Vos, nahm eine Stunde in Anspruch. Der Niederländer referierte über Fehler, die die Verwaltung im Verfahren zur Errichtung der Windkraftvorrangzone gemacht haben soll. Voss wurde reichlich Raum eingeräumt. Für manche Ratsmitglieder zu viel, die irgendwann aufgaben und den Saal verließen. Zu den bedeutenden Punkten der Sitzung gehörten:

Die Tankstelle am Kreisverkehr Klever Straße/Frasselter Weg wird nicht gebaut. Durch die Pattsituation von 11:11-Stimmen wurde der Antrag vom Rat abgelehnt. Für Bürgermeister Günter Steins kam die Entscheidung völlig überraschend. "Alle Ampeln standen hier auf Grün. Ein denkbar schlechtes Signal für alle, die in unserer Gemeinde investieren wollen. Das Unternehmen hat bereits viel Geld für Planung und Gutachten ausgegeben - jetzt umsonst", sagt Steins.

Ein Grund für die Patt-Situation: Die CDU stimmte komplett für den Antrag, doch fehlten vier Ratsmitglieder der Christdemokraten entschuldigt. Die SPD war jetzt gegen die Pläne. CDU-Fraktionschef Joachim Janßen erklärte: "Es bestand für mich kein Grund, mit den anderen Fraktionen Kontakt aufzunehmen. Wir haben dem Antragssteller immer signalisiert, dass sein Vorhaben unterstützt wird."

Über die beantragte Nutzungsänderung für ein ehemaliges Bauernhaus bei Niel, die Nabu will mit ihrer Verwaltung dort einziehen, wurde nicht entschieden. Der Rat ist zwar mehrheitlich gegen die Planungen der Naturschützer, doch gibt es nach Aussage des Kreises keinen Grund, den Nabu-Antrag abzulehnen (die RP berichtete). Jetzt will die Gemeinde prüfen lassen, ob es sich bei dem Bau aus dem 13. Jahrhundert um ein kulturhistorisch bedeutendes Gebäude handelt. In dem Fall darf das heute als Pension genutzte Haus in ein Bürogebäude umgebaut werden. Sonst, so Steins eben nicht.

Ortsvorsteher Hubert Naß erklärte für die Nieler Bevölkerung dazu: "Die Nabu schützt jeden Flecken in der Niederung und will Ruhe für die Tiere. So wie bei den Planung der B 504. Jetzt sollen dort 24 Mitarbeiter einziehen, die täglich hin- und wegfahren. Da wird mit zweierlei Maß gemessen. Es gibt ähnliche Fälle, bei denen sich die Nabu gegen solche Pläne ausgesprochen hat."

Uneingeschränkte Freude kam während der Sitzung auf, als Steins ein Papier mit einem Bundesadler auf dem Cover hochhielt. Darin wurde mitgeteilt, dass der Bund der Gemeinde 50.000 Euro für die Breitbandförderung bewilligt hat. Steins hatte das imposante Papier persönlich in Berlin abgeholt. Berlin ist eben immer eine Reise wert.

(jan)
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