Kranenburg Schwarze Wellen auf dem Wasser

Kranenburg · Die Ausstellung "Machen Sie nur Grafik" im Museum Katharinenhof wird am morgigen Sonntag im Museum Katharinenhof eröffnet. Sie zeigt eine Übersicht über 35 Jahre Arbeit der in Kranenburg lebenden Künstlerin.

Der Himmel spiegelt sich in der Wasserfläche, ein Baum, der am Ufer steht, zeichnet seinen dunklen Stamm in das helle Nass, im Hintergrund Geäst. Rechts im Bild hat ein Windhauch das Wasser gekräuselt, die Wellen prägen einen dunklen Rhythmus in die helle Fläche. Ein Rhythmus, der die Spiegelungen nach und nach schluckt: Immer dunkler wird das Wasser, immer stärker nehmen die Linien der Wellen Besitz von der Fläche.

Brigitte Gmachreich-Jünemann hat in fünf großen Blättern (50 mal 80 cm) die Veränderung der Fläche dekliniert. Linie für Linie. Schwere Arbeit, weil sie immer in die selbe Druckplatte neue Schraffuren tief einarbeiten musste: Die Linien und Figurationen sind mit Kraft in Platte graviert, und zwischen jedem Schritt folgt eine Reihe von Probedrucken. "Man darf ja nicht zuviel machen, sonst ist die Platte hin und die Serie kaputt", sagt Gmachreich-Jünemann. Entstanden sind schließlich Blätter von schwereloser Leichtigkeit, die lose vor der Wand hängen und denen man die Schwere der Arbeit nicht ansieht.

Die Wellen-Bilder aus der Wasserserie sind die jüngsten Arbeiten der Kranenburger Grafikerin: Sie schließen die große Übersichtsausstellung im Museum Katharinenhof in Kranenburg ab. Begrüßt werden die Besucher am Eingang mit einer Auflage zur Ausstellung: Kleine Quadrate, die sich zum Druck fügen lassen und als Auflage zusammen mit dem Katalog verkauft werden (100 Euro, Katalog ohne Auflage, 8 Euro). Das besondere: Jeder kann sich aus den quadratischen Drucken ein eigenes Bild zusammenstellen - die Motive sind frei kombinierbar. "Machen Sie nur Grafik?" fragt der Titel der Ausstellung - und beantwortet die Frage mit den Bildern: Im Großen und Ganzen "Ja". Auch wenn hier und da in die Blätter hineingemalt wurde, die Drucke auch übermalt wurden oder Gold aufgetragen und nicht gedruckt wurde.

Wenn man durch die sehenswerte Ausstellung flaniert, streicht man auch sofort das "nur" in der Frage. Und man sieht sehr schön, wie sich die Kunst Brigitte Gmachreich-Jünemanns entwickelt hat.

Gleich vorne im großen Saal hat sie den schweren Dachbalken des Ausstellungssaales eine Installation mit diversen Blättern gegenübergestellt, die wie ein Werkstattbericht an die Wand gepinnt sind. Werkstattbericht auch deshalb, weil die Drucke und Radierungen bis in die späten 1970er Jahre zurückreichen. Über ein Blatt aus dem Jahr 1982 schnürt ein freundlicher Fuchs, Landschaften und Stillleben sind noch gegenständlich.

Aus den gegenständlichen Landschaften werden später abstrakte Bilder, wie die weiteren Räume im Museum zeigen. Und doch sieht man die Landschaft, ist sie wieder da: Horizonte, Ackerfurchen, so wie auf dem frühen Bild eines Maisfeldes. Später kommen die Wasserbilder, dann die Arbeiten, in denen die Schrift zur Grafik, zum ornamentalen Bildteil wird.

Zwischendurch auch das klassische Spiel mit Masse und Leichtigkeit auf einer Druckplatte - hier die vollfarben schwarze Fläche, dort die Schraffur vieler leichter Linien grau auf dem Blatt. Und nicht zu vergessen, geschützt in der Vitrine, ihre neuen Buchprojekte.

(RP)
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