Kalkar Schulleitungen verteidigen Kalkars Politik

Kalkar · Die Hälfte der Jugendlichen aus der Nicolaistadt geht auswärts zur Schule. Das zu lesen, hat einige Bürger erstaunt. Lehrer und Bürgermeister Fonck erklärten nun die Hintergründe aus ihrer Sicht: Eigentlich sein alles in Ordnung.

 Luftaufnahme des Schulzentrums in Kalkar. Die Hauptschule wird geschlossen, die übrigen Schulen sind laut Verwaltung stabil.

Luftaufnahme des Schulzentrums in Kalkar. Die Hauptschule wird geschlossen, die übrigen Schulen sind laut Verwaltung stabil.

Foto: Gottfried Evers

Die Aussage eines Leserbriefschreibers, Kalkars Gymnasium könne "eine Zweizügigkeit nur mit Ach und Krach konstruieren", hat Direktorin Susanne Jansen und ihren Stellvertreter Stephan Weber auf die Palme gebracht. Denn die Anmeldezahlen für ihre Schulen seien sehr stabil, und es würden im Sommer sogar drei Züge an den Start gehen - wie in den meisten Schuljahren. "Seit 1973 haben wir immer 500 bis 600 Schüler und sind damit sicherlich eine eher kleine, aber gesunde Schule", betont die Schulleiterin. Elke Schmeer, stellvertretende Schulleiterin der Realschule, nimmt Stellung zu einem anderen Kritikpunkt, der insbesondere im Schulausschuss zur Sprache kam: dass nämlich das Niveau der Realschule sinke, wenn zu viele Kinder mit Hauptschulempfehlung aufgenommen würden. "Wir nehmen zum kommenden Schuljahr genau drei Kinder mit Hauptschulempfehlung auf", stellt sie klar.

Dass insbesondere die Realschule relativ wenig von Kalkarern, dafür umso stärker von Auswärtigen besucht wird, ist eine Tatsache: 26 der insgesamt 76 angemeldeten Jungen und Mädchen kommen aus der Nicolai-Stadt. Die übrigen pendeln aus den Nachbarkommunen ein. "Wir dürfen nicht nur gucken, wer abwandert, sondern müssen auch sehen, wer rein kommt", findet Fonck. Und erinnert daran, dass viele Kalkarer Familien in Ortsteilen wohnen, die ebenso nahe an Xanten (Mädchen-Realschule) wie an Goch (Gesamtschule Mittelkreis) oder Bedburg Hau (Gesamt- und Sekundarschule) liegen. "Umgekehrt orientieren sich naturgemäß Eltern, die in Uedem oder Marienbaum leben, häufig nach Kalkar."

Einige Lokalpolitiker und Bürger hatten in der Sitzung beziehungsweise in der Fragestunde vorab einmal mehr gefragt, ob es nicht besser wäre, in Kalkar zum Beispiel eine Gesamtschule anzubieten. Dazu hatte die Verwaltung klargestellt, dass die Bezirksregierung keine Sekundarschule genehmigt, die nicht mit 75 oder eine Gesamtschule, die mit wenigstens 100 eigenen Schülern starten würde. Und die sind aus Kalkar alleine (wenn Gymnasium und Realschule erhalten bleiben sollen) eben nicht zu rekrutieren.

Bürgermeister Fonck ist zudem wichtig zu betonen, dass auch die Hauptschüler nicht vergessen wurden. Die Stadt habe mit Rees einen Vertrag geschlossen, nach dem Kalkarer Schüler, die dies wünschen, dort aufgenommen werden. Allerdings, so zeigt das Anmeldeverhalten, drängen diese Schüler deutlich stärker zur Gesamtschule nach Bedburg-Hau. Kalkars Hauptschul-Rektor Norbert Heidemann, der im Sommer seine Schule für immer zusperren wird, hat eine Erklärung dafür, warum Kalkarer Familien die Reeser Schule kaum wählen: "Das kann durchaus damit zusammenhängen, dass die Kollegen dort schon um 7.30 Uhr mit dem Unterricht beginnen. Und das bedeutet, dass sie aus den Kalkarer Dörfern schon sehr früh aufbrechen müssten, um pünktlich in der Schule zu sein." Da die Busfahrzeiten mit den übrigen Reeser Schulen abgestimmt sind und eine 60-Minuten-Taktung bei den Schulstunden existiere, sei es kaum möglich, die Reeser Hauptschule später starten zu lassen.

Susanne Janßen begrüßt zum neuen Schuljahr 32 Kalkarer Schüler (von 68 insgesamt) an ihrem Gymnasium. "Ich freue mich, kleine Klassen bilden zu können. Nur 23 Kinder pro Lerngruppe - da kann man wunderbar arbeiten."

(RP)
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