Kleve Schüler bieten Alternative zu Plastiktüte

Kleve · In der Buchhandlung Hintzen in Kleve erhalten Kunden ab sofort die "Pfandtasche". Sie besteht aus Stoff, wird von Schülern der Gesamtschule hergestellt und kann gekauft oder geliehen werden. Händlervereinigung hat ähnliche Pläne.

Kleve: Schüler bieten Alternative zu Plastiktüte
Foto: Evers, Gottfried (eve)

Kleve sagt der Plastiktüte den Kampf an. Einen ersten Schritt zur Verbannung der umweltschädlichen Einkaufsbehältnisse haben nun Achtklässler der Gesamtschule Kleve mit der Buchhandlung Hintzen unternommen. Kunden der Buchhandlung können dort die "Pfandtasche" kaufen oder leihen.

Als Buchhändlerin Sigrun Hintzen im vergangenen Jahr von den Plänen des Umweltministeriums hörte, eine Selbstverpflichtung des Handels einzuführen, Geld für Plastiktüten zu nehmen, nahm sie Kontakt mit Judith Schapp von der Gesamtschule Kleve auf. Die Lehrerin leitet den Fachbereich Textil/Kunst und gründete mit den Achtklässlern die Schülerfirma "Shop". Hintzen und Schapp überlegten, wie man in Sachen Einkaufstaschen ins Geschäft kommen könnte. Gemeinsam mit den Schülern kam man zur Idee, eine ökologisch korrekte Tasche aus Stoff herzustellen, die in der Buchhandlung Hintzen an den Kunden gebracht werden soll.

Anfang 2016 gingen die so genannten "Kulturshopper" in die Produktion. Im Rahmen des "Pädagogischen Angebots" nähen die Achtklässler jeden Mittwoch Taschen. Die aus Stoffresten bestehenden Beutel sind auf der Vorderseite mit dem Logo der Buchhandlung Hintzen und auf der Rückseite mit dem der Realschule bedruckt. Der Kunde kann sie in der Buchhandlung für fünf Euro leihen oder zum gleichen Preis kaufen. "Wenn andere Klever Geschäfte ebenfalls Taschen von uns beziehen wollen, können sie sich gerne an uns wenden", sagt Lehrerin Judith Schapp.

Ihre Schülerinnen stehen hinter der Idee, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. "Ich habe mich intensiv mit dem Thema befasst und finde, dass es wichtig ist, etwas zu unternehmen", sagt Achtklässler Fabian Meyer. Seine Mitschülerin Doreen Grimm ist auch privat aktiv geworden. "Ich habe meiner Mutter gesagt, dass sie keine Plastiktaschen mehr kaufen soll. Seitdem verwendet sie nur noch Stofftaschen", sagt sie.

Die Buchhandlung Hintzen und die Gesamtschüler sind in ihrem Kampf gegen die Plastiktüte nicht alleine. Die Händlervereinigung Klever City Netzwerk (KCN) bereitet derzeit eine eigene Lösung vor. Die Idee ist, wiederverwertbare Einkaufsbeutel herstellen zu lassen, die dann in den Geschäften zum Selbstkostenpreis verkauft werden. Bedruckt werden soll er mit einem Schwanenburg-Logo. Noch sind das Gedankenspiele, aber Klaus Fischer vom KCN-Vorstand kündigte gestern an: "Bei unserer nächsten Besprechung wollen wir das Thema auf den Weg bringen."

Viele Klever Händler bieten ihren Kunden bereits jetzt eine Alternative zur Plastiktüte. Beim Modehaus Mensing in Kleve erhalten sie auf Wunsch eine Papiertüte. In Zukunft möchte das Unternehmen ganz auf Plastik verzichten und nur noch Papiertüten verwenden, betont Brigitta Schmitt, die Leiterin von Mensing-Damenmoden in Kleve. Die werden für die Kunden weiterhin kostenlos abgegeben. Der Grund liegt für Schmitt auf der Hand: "Wenn eine Kundin einen Blazer für 400 Euro gekauft hat, kann ich von ihr nicht noch Geld für eine Tragetasche verlangen."

Ähnlich sieht das Christoph Dammers vom Intersport Profimarkt am Einkaufszentrum e.o.c. in der Oberstadt. "Das ist ein schwieriges Thema, weitaus schwieriger als die Verbannung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen. Ich bin nicht sicher, ob die Kunden für eine Plastiktüte bezahlen wollen", sagt Dammers. Auch Intersport gibt dem Kunden die Wahl, auf Papiertüten zurückzugreifen, "selbst wenn die in den Herstellungskosten teurer sind und uns im Einkauf im Vergleich zur Plastiktüte das Dreifache kosten."

Galeria Kaufhof hat die Tragetaschenvereinbarung mit dem Bundesumweltministerium unterzeichnet. So wird ab dem 2. Mai auch in der Klever Filiale eine Bezahlpflicht für Plastiktüten eingeführt. Kleine und mittlere Tüten kosten zehn, große Tüten 25 Cent. Darüber hinaus wird es bei Galeria Kaufhof Mehrwegtragetaschen geben und in begrenztem Ausmaß kostenlose Papiertüten. Alle Tragetaschen seien aus umweltfreundlichem und zertifiziertem Material, teilt das Unternehmen mit.

(RP)
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