Kleve Schirachs "Terror" in der Stadthalle

Kleve · Im Kulturausschuss gab Fachbereichsleiterin Annette Wier einen Ausblick auf das kommende Theaterprogramm, das im September 2016 startet. Höhepunkte: Ferdinand von Schirachs "Terror" und Schillers "Räuber".

 "Terror": Moritz von Treuenfels spielte in Düsseldorf den Piloten der Luftwaffe.

"Terror": Moritz von Treuenfels spielte in Düsseldorf den Piloten der Luftwaffe.

Foto: Hoppe

Terroristen entführen ein Flugzeug und drohen damit, es in ein ausverkauftes Fußballstadion zu stürzen. 164 Menschen an Bord der Maschine gegen 70.000 Menschen im Stadion. Der Staat lässt den Kampfpilot der Bundeswehr allein: Darf er diese Rechnung aufmachen, darf er Menschenleben gegen Menschenleben rechnen, darf er ein ziviles, unbewaffnetes Passagierflugzeug, das Terroristen zur Bombe gemacht haben, abschießen. Darf er 164 Menschen töten, um 70.000 zu retten?

Diese Frage spielt Ferdinand von Schirach in seinem ersten Theaterstück "Terror" durch. 14 Bühnen in Deutschland spielten das Gerichtsdrama, bei dem am Ende das Publikum abstimmen darf - darunter das Düsseldorfer Schauspielhaus. Es ist eine ungemein spannende Verhandlung gegen den Piloten, der nur Sekunden hatte, diese schwerwiegende Entscheidung zu treffen - und das Passagierflugzeug abschoss. Jetzt steht er vor Gericht.

Von Schirach ist Jurist, dekliniert das Thema von allen Seiten durch. Aus Sicht der Staatsanwältin hat sich der Pilot zum Herr über Leben und Tod gemacht, hat gegen das Grundgesetz verstoßen, dass Menschenleben nicht eggen Menschenleben aufgewogen werden dürfen. Schnell ist klar, dass hier ein ethisches Dilemma diskutiert wird. Von Schirach setzt die Für und Wider treffend. Schneidend die Staatsanwältin, irgendwie sympathisch der Pilot. Ist er ein Mörder, der 164 Passagiere in den Tod schickte? Das Publikum muss zuhören, muss dranbleiben am Text: Denn das Publikum entscheidet über die Verurteilung des Piloten, ist letztlich der Richter. In der kommenden Theatersaison auch in Kleve. Schirachs Stück "Terror" steht am 6. Dezember als einer der Höhepunkte der Klever Theatersaison auf dem Programm (in Düsseldorf wurde der Pilot freigesprochen). Ein Datum, das sich die Deutschlehrer in der Stadt rot ankreiden sollten, um ihre Schüler ins Theater zu bekommen. Ein solches anzukreuzendes Datum ist auch der 5. April, dann steht als Thema zum Zentralabitur 2017 Schillers "Die Räuber" auf dem Programm.

Ansonsten hat man sichin Kleve wieder mit besagter Mischung aus Anspruch (dahin gehören wohl Schiller und von Schirach) Komödien und Krimis entschieden. Der alte Fritz-Lang-Klassiker "M - eine Stadt sucht einen Mörder" von 1931 ist aktuell wie nie und kommt als Bühnenfassung. Es gibt den Schlagabtausch "Kredit" unter Männern mit Ilja Richter und Markus Majowski: Richter legt als kauziger Bankkunde Anton Herberg den arroganten Filialleiter (Majowski) aufs Kreuz. Verweigert der ihm den Kredit, verführt er im Gegenzuge dessen Frau. Ein manchmal ernstes Duell der Komiker um Geld oder Liebe (14. November). Als Bühnenstück gibt es inzwischen auch Kehlmanns "Vermessung der Welt". Die kommt zum Abschluss der Saison 2016/17 am 29. März auf die Stadthallen-Bühne.

(RP)
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